Montagsfrage #48 – Erfahrungen mit Selfpublishern?

Heute schrei­be ich mal kei­ne groß­ar­ti­ge Einleitung zur Montagsfrage und kom­me direkt zur Sache:

Welche Erfahrung habt ihr mit Selfpublishern?

Zuerst ein Wort zur Begrifflichkeit. Für mich sind Selfpublisher Autoren, die ihre Bücher selbst ver­le­gen. Klingt auf den ers­ten Blick selbst­ver­ständ­lich, ist es aber nicht, wenn man auf die Branche schaut. Es gibt mitt­ler­wei­le eini­ge seriö­se Angebote für Selfpublisher, die gegen eine ent­spre­chen­de Bezahlung ihr Buch durch einen ähn­li­chen Veröffentlichungsprozess loten wie bei gro­ßen Verlagen. Als Leser muss man also sol­che Verlage ken­nen, die sich dar­auf spe­zia­li­siert haben, Bücher von Selbstverlegern zu ver­öf­fent­li­chen (nicht zuletzt gibt es auch den ein oder ande­ren Selfpublisher, der ein­fach sei­nen eige­nen Verlag grün­det).

Wer mei­nen Blog kennt, wird wis­sen, dass ich hin und wie­der Bücher von Selfpublishern lese. Im Jahr 2017 habe ich mir ein paar grund­sätz­li­che Gedanken zu Selfpublishern gemacht und im Jahr 2018 woll­te ich in einem regel­mä­ßi­gen Turnus über die Bücher schrei­ben, die ich von Selfpublishern gele­sen habe. Irgendwie habe ich die­sen Gedanken aber nicht wei­ter ver­folgt. Nun erwäh­ne ich in mei­nen Quartalsrückblicken, wenn mir aus die­ser Szene etwas beson­de­res auf­ge­fal­len ist.

Die Erfahrungen, die ich mit Selfpublishern gemacht habe, sind recht durch­wach­sen. Es gibt sicher­lich vie­le gute und sehr gute Bücher, aber eben auch grot­ten­schlech­te und eini­ge, die der­art in der Mittelmäßigkeit ver­sin­ken, dass es mich nicht wun­dert, dass kein Verleger oder Agent die­ses Buch ver­le­gen möch­te. Hier die Spreu vom Weizen zu tren­nen, ist gar nicht so ein­fach, so dass ich volls­tes Verständnis dafür habe, wenn Leser die­sen Aufwand scheu­en und der Szene der Selbstverleger kei­ne Beachtung schen­ken.

Ich selbst kom­me zu den Selfpublisher-Büchern ent­we­der über Leserunden, wer­de direkt von den Autoren ange­schrie­ben oder ich lese von Empfehlungen auf ande­ren Buchblogs. Leider nei­gen vie­le Leser dazu, Bücher von Selfpublishern nicht ganz so kri­tisch gegen­über zu ste­hen, so dass Bewertungen zu sol­chen Werken oft­mals posi­ti­ver aus­fal­len. Das gilt vor allem dann, wenn ein Autor es geschafft hat, Rezensienten zu gewis­sen, die auf Amazon & Co. posi­ti­ve Bewertungen zu hin­ter­las­sen. Wer sich die­se Bewertungen anschaut, wird aller­dings schnell mer­ken, dass die­se von Menschen stam­men, die das Buch gar nicht gele­sen haben kön­nen. Das sind ein­deu­ti­ge Merkmale, ein sol­ches Buch bes­ser nicht zu lesen.

Allerdings suche ich nicht gezielt nach Büchern, die von Selfpublishern geschrie­ben wur­den. Entweder sie lau­fen mir über den Weg oder eben nicht. Und dann kommt es ganz auf mei­ne Leselaune an, ob ich mich dafür oder dage­gen ent­schei­de. Und natür­lich auf die Lesezeit, die mir aktu­ell zur Verfügung steht, denn bei Selfpublishern hand­ha­be ich das eben­so wie bei gro­ßen Verlagen, dass ich Bücher bin­nen vier bis acht Wochen bespro­chen haben möch­te, wenn ich zusa­ge, ein Buch zu lesen. Für gekauf­te Bücher gilt das natür­lich nicht, so dass ich durch­aus noch so eini­ge Bücher auf mei­nem Kindle lie­gen habe, die noch gele­sen wer­den möch­ten.

Ein kur­zes Wort zu Schreibweise. Eine Duden-Empfehlung gibt es zu die­sem Begriff nicht. Im Englischen heißt es kor­rekt “self-publisher”. Ich selbst nut­ze gern für die “Eindeutschung” das zusam­men­ge­schrie­be­ne gro­ße Wort “Selfpublisher”. Alternativ kann man natür­lich auch den Begriff ins Deutsche über­set­zen und “Selbstverleger” sagen. Dieser Begriff ist mitt­ler­wei­le eben­so geläu­fig.

Zum Beitrag auf Lauter&Leise.

Wie gehabt lese ich die Beiträge der ande­ren Montagsantwortler, ohne immer eine Spur zu hin­ter­las­sen. Das gilt übri­gens auch für die “Nachzügler”, die erst zum Ende der Woche ihre Beiträge ver­öf­fent­li­chen. Oftmals schaue ich auch am Wochenende noch­mals in den Originalthread.

Schon gesehen?

rueckblick zweites quartal 2019Vor der län­ge­ren Sommerpause habe ich auf mein Lese-Quartal zurück­ge­schaut.

 

 

 

4 Kommentare

  1. Hey Büchernarr,

    oh, du betrach­test Autor/innen, die in einem Druckkostenzuschussverlag (DKZV) ver­öf­fent­licht haben, auch als eine Art Selfpublisher? Diese Sichtweise ist mir neu. Zumal die Bücher eines DKZV meist qua­li­ta­tiv schlech­ter sind, als die eines Selfpublishers, der wirk­lich selbst sein Buch ver­legt. DKZV, die sich ja auch ger­ne als „Dienstleister“ dar­stel­len, sind mei­ner Meinung nach unse­riö­se Abzocker und Betrüger, die es nur dar­auf abge­se­hen haben, ihren Kunden (also den Autor/innen) mög­lichst viel Geld aus der Tasche zu zie­hen und dafür schlech­te Leistungen zurück­zu­ge­ben. Im Englischen bezeich­net man die­se Autor/innen als „hybrid aut­hors“, wor­un­ter man im Deutschen ja etwas ganz ande­res ver­steht. In unse­rem Sprachraum spricht man von „Hybridautoren“ wenn ein/e Autor/in sowohl in Verlagen als auch im Selfpublishing ver­öf­fent­licht bzw. ver­öf­fent­licht hat. Einen deut­schen Begriff für eine/n Autor/in, der/die in einem DKZV ver­öf­fent­licht hat, ken­ne ich lei­der nicht. Grundsätzlich mei­de ich aber Bücher die­ser unse­riö­sen „Verlage“.

    Ich muss aller­dings sagen, dass ich die meis­ten Bücher von Selfpublishern, die ich bis­her gele­sen habe, nicht schlech­ter fand als Verlagsbücher. Natürlich gibt es hier auch schwar­ze Schafe, aber ich habe eben­so auch schon (mei­ner Meinung nach) schlech­te Verlagsbücher gele­sen.

    Ein biss­chen gestol­pert bin ich über den Satzteil: „(…) eini­ge, die der­art in der Mittelmäßigkeit ver­sin­ken, dass es mich nicht wun­dert, dass kein Verleger oder Agent die­ses Buch ver­le­gen möch­te.“ Achtung! Es ist ein sehr ver­brei­te­tes Vorurteil, dass Selfpublisher ihre Manuskripte grund­sätz­lich einem Verlag oder Agent anbie­ten, die­se aber dan­kend ableh­nen. Dabei ent­spricht das ein­fach nicht der Wahrheit. Viele Selfpublisher bie­ten ihre Manuskripte nie­mals einem Verlag oder Agent an, da sie von vorn­her­ein lie­ber im Selfpublishing ver­öf­fent­li­chen möch­ten, z. B. weil sie die vol­le Kontrolle und Entscheidungsfreiheit über ihr Buch oder die Rechte dar­an behal­ten möch­ten. Das bedeu­tet also, dass man grund­sätz­lich nicht sagen kann, dass Manuskripte, die im Selbstverlag erschie­nen sind, nicht von einem Verlag oder einem Agenten ange­nom­men wor­den wären. Dass es vie­le mit­tel­mä­ßi­ge Bücher gibt, möch­te ich nicht leug­nen, aber die gibt es auch aus Verlagshäusern. Das ist zumin­dest mei­ne Erfahrung.

    Huch, jetzt ist der Kommentar doch etwas aus­ge­ar­tet. 😀 Ich hof­fe, du fühlst dich von mei­nen Worten nicht ange­grif­fen oder so, das woll­te ich damit näm­lich nicht bezwe­cken. Ich woll­te nur mei­ne Sicht der Dinge dar­le­gen. In den meis­ten Punkten stim­me ich dir ja zu. 😉

    Warme Sommergrüße aus Süddeutschland,
    Emma

    1. Hallo Emma,

      nein, ich mein­te nicht die DKZV, die in mei­nen Augen eben­falls auf eher dubio­sen Pfaden unter­wegs sind. Ich mein­te eher Print-on-Demand-Verlage, die einen erwei­ter­ten Service anbie­ten (Marketing, Presserservice o.ä.).

      Und ja, das war etwas miss­ver­ständ­lich aus­ge­drückt. Ich weiß sehr wohl, dass vie­le Selfpublisher ihre direkt selbst ver­le­gen, ohne es vor­her bei einem Verlag vor­ge­stellt zu haben. Und ich den­ke, dass so man­ches selbst­ver­leg­tes Buch durch­aus auch bei einem Verlag ankom­men wür­de.

      Und kei­ne Sorge, dass Du mit Deiner Meinung mich angrei­fen könn­test. Ich bin offen für Diskussionen 😉

      Viele Grüße
      Frank

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