Die Herbstpause auf diesem Blog ist vorbei und nach der kleinen Auszeit im sonnigen Süden Europas mussten wir schweren Herzens das angenehme Klima verlassen und werden nun mit der gemäßigten Kälte des mittleren Westens konfrontiert. Immerhin habe ich so manches Buch lesen können, die ich nach und nach hier auf dem Blog vorstellen werden, obgleich auch so manche Enttäuschung dabei war.
Etwas überrascht war ich, als ich heute morgen gesehen habe, dass heute die Frage von mir bei Antonia gestellt wurde. Eine Frage, bei der ich nicht so vermessen war und natürlich nicht an das literarische Quartett gedacht habe. Wer möchte sich schon mit einem Marcel Reich-Ranicki oder Johannes Willms messen wollen?
Nein, ich dachte mehr an den generellen Grundgedanken, denn Buchblogger werden (wie auch schon Antonia und viele andere erfahren mussten) gerne nicht ernst genommen, so dass mir immer wieder Buchblogs über den Weg laufen, die sowohl von der Aufmachung als auch bei der Formulierung der Rezensionen in Richtung Literaturkritik tendieren.
Auf der anderen Seite sehe ich so manche Buchkritik im Netz oder in Zeitungen, die sich selber (manchmal auch ganz bewusst) nicht mehr ganz so ernst nehmen und auch nicht mehr ganz so objektiv über Bücher berichten, so dass ich mir die Frage gestellt habe, ob die beiden Arten der Buchvorstellung immer näher zusammenrücken oder auf uns Buchblogger bezogen:
Wie sehen sich Blogger im Vergleich zu professionellen Literaturkritikern?
Ich beginne die Antwort sehr subjektiv. Ich habe mich, wie vermutlich viele andere Buchblogger auch, nie als Literaturkritiker gesehen. Ich stelle auf diesem Blog Bücher vor und schreibe meine ganz eigene persönliche Meinung dazu. Dabei folge ich keinem bestimmten Schema, sondern schreibe frei nach Schnauze, was mir gerade in den Sinn kommt.
Das, was sich in den letzten Jahren hingegen geändert hat, ist der Journalismus. Zeitungen und Zeitschriften kämpfen um ihre Existenz und müssen deutlich kosteneffizienter arbeiten, leider oftmals zu Lasten der Qualität.
Literaturkritiker bewerte(te)n ein Werk so objektiv wie möglich und leg(t)en oftmals ganz andere Bewertungs-Maßstäbe an als Rezensienten. Auch wurden oftmals sehr hochtrabend die Texte formuliert, so dass es manchmal schwer fiel, den Sinn des geschriebenen Worts zu verstehen. Und manchmal habe ich mich nach dem Lesen eines solchen Artikels gefragt, ob mir das Buch gerade empfohlen wurde oder nicht. Als das scheint nicht mehr so weit verbreitet zu sein. Viele Buchvorstellungen werden nicht mehr ganz so objektiv geschrieben und immer wieder sehe ich Texte, in denen auch die persönliche Meinung des Autors miteinfließt.
Wenn es eine solche Verschiebung im Journalismus gibt, gibt es dann auch eine solche bei den Buchbloggern? Wie eingangs erwähnt, sehe ich immer wieder Blogs, bei denen ich den Eindruck habe, dass die Betreiber sich zumindest dem “seriösen Journalismus” zugehörig fühlen (der dem “schnöden Buchblogger ja meist abgesprochen wird).
Was ich bei solchen Blogs dann auch vermisse, ist genau das, was den Bluchblogger m.E. ausmacht. Buchblogger reden über Bücher, die ihnen aus was für Gründen auch immer vor der Linse landen – das sind ältere Bücher ebenso wie Neuerscheinungen, Bücher aus Großverlagen ebenso wie aus kleinen Verlagen oder gar Selfpublisher. Mit dieser Vielfalt grenzen sich Blogger m.E. von den professionellen Literaturkritikern ab. Und das ist auch gut so!
Von daher wäre es mir auch recht, wenn die Grenzen zwischen den beiden Formen der Buchvorstellung nicht weiter verschwimmen.
Wie gehabt lese ich die Beiträge der anderen Montagsantwortler, ohne immer eine Spur zu hinterlassen. Das gilt übrigens auch für die “Nachzügler”, die erst zum Ende der Woche ihre Beiträge veröffentlichen. Oftmals schaue ich auch am Wochenende nochmals in den Originalthread.
Ich habe mir mal den Spaß gemacht und alle Fragen zusammengefasst, die hier auf dem Blog von mir beantwortet wurden. Neben der Montagsfrage sind auch andere Aktionen dabei, bei denen ich mitgemacht habe.
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.
Hi Frank,
eine wundervolle Frage, die auch genial beantwortet hast. Ich bin völlig deiner Meinung. Ich sehe mich selbst auch nicht als Literaturkritiker. Ich hoffe andere zu begeistern mit meinen vorgestellten Büchern.
Mein Beitrag
Ganz liebe Grüße aus Tirol
Marie
Hey Frank,
eine interessante Frage, die ja auch immer wieder in der Community diskutiert wird.
Meiner Meinung nach decken professionelle Literaturkritiker_innen und Buchblogs gemeinsam das gesamte Spektrum des Buchmarktes ab. Deswegen sehe ich da keine Konkurrenz und mache mir eigentlich auch keine Sorgen, dass die Grenzen zu arg verwischen. Buchblogger_innen werden vermutlich immer genau die Literatur besprechen, die das Feuilleton nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde. 😉
Montagsfrage auf dem wortmagieblog
Viele liebe Grüße,
Elli
Hallo Elli,
das stimmt natürlich, dass Buchblogger meist gänzlich andere Bücher vorstellen als die Literaturkritiker in den (renomierten) Feuilletons. Deshalb lese ich auch lieber bei den Bloggern als bei den Literaturkritikern 😉
Viele Grüße
Frank
Moin Frank!
Bei “Und manchmal habe ich mich nach dem Lesen eines solchen Artikels gefragt, ob mir das Buch gerade empfohlen wurde oder nicht.” habe ich herzhaft aufgelacht,…
…und bei hochtrabenden und unverständlichen Literaturkritiken hege ich eh den Verdacht, dass der Kritiker das Werk selbst nicht verstanden hat und diese Tatsache mit einer Aneinanderreihung von Worthülsen verschleiert.
Lieben Gruß
Andreas
P.S.: Vielen Dank für diese spannende Frage! 😉
Hallo Andreas,
ich seh schon, wir verstehen uns 🙂 Und Dir sind solche Buchvorstellungen offensichtlich auch schon untergekommen …
Viele Grüße
Frank
Hallo,
die Frage ist hochinteressant!
Nee, mit dem Literarischen Quartett möchte ich mich wirklich auch nicht messen, dann würde ich mit meinem dicken Schädel wohl nicht mehr durch die Tür passen…
Ich habe bei mir in den letzten Jahren mehr und mehr festgestellt, dass es mir Spaß macht, mich an Büchern zu versuchen, die sich früher in meinen Ohren vielleicht zu anstrengend, zu kopflastig, zu intellektuell, zu herausfordernd angehört hätten. (Ich beiße mir gerne ein bisschen die Zähne aus.) Das sind oft genau die Bücher, die auch im Feuilleton auftauschen – was aber gar nicht mein Motiv für die Auswahl dieser Bücher ist und auch nicht heißt, dass ich diesen Status selber anstrebe oder den Tonfall des Feuilletons nachahmen möchte! Die Bücher klingen für mich einfach hochinteressant, auch wenn ich sie früher mit der Kneifzange nicht angefasst hätte.
(Mein Lesegeschmack hat sich im Lauf meines Lebens oft sehr drastisch verändert.)
Feuilleton und Buchblogs, das sind für mich immer noch zwei Welten, die sich aber inzwischen an den Rändern ein wenig überschneiden. Beziehungsweise: es gibt Literaturkritiker und Buchblogger, die in einer Art Grauzone dazwischen existieren, wie du ja auch feststellst. Keine Ahnung, woran das liegt. Lesen wir Blogger einfach kritischer, oder streben viele Blogger tatsächlich danach, so zu sein wie das Feuilleton?
Früher gab es ja wirklich so die Ansicht: wenn du “ernsthafte” Literaturkritik schreiben willst, darfst du dich selbst nicht zu sehr einbringen. Also kein “in meinen Augen”, “meiner Ansicht”, “meines Empfindens” usw. (Wahrscheinlich die von mir am häufigsten verwendeten Satzbausteine, upps…) Aber warum eigentlich? Vielleicht tut es sowohl den Literaturkritikern als auch den Buchbloggern ja ganz gut, wenn sie voneinander das ein oder andere abschauen?
Schade wäre, wenn es zur Einbahnstraße wird, auf der Blogger sich nicht nur die ein oder andere Methode in den eigenen Werkzeugkasten packe, sondern das Feuilleton nur noch komplett kopieren…
LG,
Mikka
Hallo Mikka,
ja, das ist mir schon aufgefallen, dass Du gern mal zu Büchern greifst, die in der Presse hochgelobt werden (oder die dort wertfrei besprochen werden) und um die ich gern einen Bogen mache 🙂
Glücklicherweise gibt es ja so manchen Literaturkritiker, der seine ganz persönliche Note miteinfließen lässt und nicht versucht, eine Buchvorstellung zu versachlichen. Ich denke nämlich, dass dies kaum möglich ist.
Viele Grüße
Frank
Hi Frank,
der Ursprung der Frage liegt bei dir. Es ist eine gute Frage, aber auch nicht einfach zu beantworten. Vor allem, weil ich der Meinung bin, dass sowohl der eine als auch der andere die Gemeinsamkeit haben, ein Buch zu bewerten/beurteilen/vorzustellen.
Das darf man nicht vergessen.
Obwohl ich kaum Literaturkritiken lesen, einfach, weil mir die persönliche Note fehlt. Das liebe ich an den Buchblogs. Du kannst deine Pappenheimer, weißt, was sie lesen, wie sie ihre Rezension (frei nach Schnauze) schreiben und schneist gern wieder vorbei, um zu sehen, was sie diesmal vom SUB geholt haben. Es ist einfach persönlicher 🙂
Liebe Grüße
Tina
Hallo Tina,
ich sehe immer öfters, dass auch die “Profis” ihre persönliche Meinung miteinfließen lassen, allerdings schreiben sie selten einfach so drauf los, wie Du so schön anmerkst. Das stimmt wohl, obwohl auch jeder Blogger so im Laufe der Zeit seinen eigenen Stil entwickelt 😉
Viele Grüße
Frank