Montagsfrage #99: Wie nützlich findet ihr die Buchpreisbindung?

montagsfrage lauter leise

In Deutschland gibt es (wie in vielen anderen europäischen Ländern) eine Buchpreisbindung. Das heißt, dass die Verlage (oder die Selfpublisher) die Preise festlegen, die dann überall gelten. Es macht also keinen Unterschied, ob ich zum kleinen Buchladen nebenan oder bei einem Konzern mein Buch kaufe. Es kosten immer das gleiche.

Die Verlage haben ein bisschen Spielraum, in dem E-Books und verschiedene Ausgaben, wie z.B. Taschenbuch, Hardcover oder Softcover jeweils zu unterschiedlichen Preisen angeboten werden. Die Verlage machen insofern davon gebrauch, in dem zuerst die gebundenen Bücher herausgebracht werden (zu einem vergleichsweise hohen Preis) und erst sehr viel später das Taschenbuch.

Dadurch, dass der E-Book-Markt noch immer eher eine Nische besetzt, werden manchmal zuerst E-Books zu einem geringeren Preis und erst später die Prints veröffentlicht.

Wenn ich auf andere Märkte, wie z.B. in Großbritannien oder den USA schaue, werde ich oft neidisch, zu welchen Preisen Bücher angeboten werden. Das gilt vor allem für ältere Auflagen, die oft für kleines Geld angeboten werden.

In Deutschland hätten die Verlage durchaus auch den Spielraum, ein Buch nach 18 Monaten zu günstigeren Preisen anzubieten, denn dann fällt die Buchpreisbindung, aber leider nehmen die Verlage dann lieber die Bücher vom Markt und legen sie nicht mehr auf. Wenn ich Glück habe, bekomme ich noch das E-Book. Ansonsten bleibt nur der Gebrauchtmarkt.

Jetzt habe ich so viel über die Buchpreisbindung geschrieben, aber noch kein Wort darüber verloren, was ich persönlich davon halte. Ich nenne mal ein Beispiel. Ich sehe ein Buch und möchte es gern kaufen. Dafür habe ich zwei Optionen. Entweder ich kaufe es bei Amazon, wo es mir dann per Post versandkostenfrei zugesandt wird oder ich bestelle es im Buchladen nebenan.

Für das Buch von Amazon muss ich am nächsten Tag entweder zur Packstation oder Postfiliale gehen (ich bin ja außerhalb Coronazeiten nicht daheim, wenn ich arbeite) oder ich gehe am nächsten Tag zur Buchhandlung und hole es dort ab. Wobei mittlerweile viele (kleinere) Buchhandlungen sogar einen (kostenfreien) Lieferservice eingerichtet haben.

Es macht in beiden Varianten keinen Unterschied, denn ich zahle nirgends mehr. Und hier liegt natürlich der große Vorteil, denn die Buchpreisbindung schützt die kleinen Buchhandlungen und sorgt so für Vielfalt. Und ich bin ein sehr großer Freund und Verfechter von Vielfalt. Deshalb habe ich überhaupt nichts gegen die Buchpreisbindung und würde mir sogar wünschen, dass es auf wenige andere Bereiche ausgeweitet wird.

Wieso nur wenige? Weil eine Preisbindung die Marktwirtschaft aushebelt, die ich aber ebenfalls grundsätzlich gut finde (auch wenn sie nicht perfekt ist, aber welches Wirtschaftssystem ist das schon?). In manchen Bereiche sehe ich aber durchaus die Notwendigkeit (wie z.B. Buch- oder Benzinmarkt), in anderen aber nicht (wie z.B. der Landwirtschaft). Aber das ist ein anderes Thema.

Wie gehabt lese ich die Beiträge der anderen Montagsantwortler, ohne immer eine Spur zu hinterlassen. Das gilt übrigens auch für die “Nachzügler”, die erst zum Ende der Woche ihre Beiträge veröffentlichen. Oftmals schaue ich auch am Wochenende nochmals in den Originalthread.

Ich antworte nicht immer hier an dieser Stelle auf Kommentare, sondern direkt bei den Antworten der jeweiligen Blogs.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht und alle Fragen zusammengefasst, die hier auf dem Blog von mir beantwortet wurden. Neben der Montagsfrage sind auch andere Aktionen dabei, bei denen ich mitgemacht habe.

4 Kommentare

  1. Hallo,

    im englischsprachigen Raum besteht aus meiner Sicht der Vorteil einer potenziell sehr großen Leserschaft. Somit kommt über mehr Verkäufe theoretisch beim Autor mehr an, sofern der am Umsatz beteiligt ist. Insofern ist es ggf. auch nicht so dramatisch, wenn es keine Preisbindung gibt. Wobei natürlich eh die Frage ist was überhaupt beim Autor ankommt.

    Wenn ich mir andere Produkte ansehe, die über Fachhändler verkauft werden bin ich manchmal erstaunt wie sehr die sich alle an die UVP halten. In anderen Bereichen wird dann sogar unter dem EK verkauft (Supermarkt). Manchmal hat die Marktwirtschaft ein seltsames Eigenleben. Wobei wir bei den Supermärkten ja schon eher von Oligopolen reden.

    Mich ärgert eher die teils freche und teils wenig autorenfreundliche Preisgestaltung bei den e-Books.

    LG

    Torsten

    Montagsfrage bei Torsten’s Bücherecke:

    1. Hallo Torsten,
      zumindest in Europa kann man sich über einen Mangel an Deutschsprachigen nicht unbedingt beklagen, oder 😉
      Sind die Margen für Autoren bei Autoren nicht sogar höher als bei Prints? Irgendein Verlag meinte mal zu mir, dass die Druckkosten bei der gesamten Buchherstellung kaum noch signifikant zu Buche schlagen, weshalb E-Books nicht so vergünstigt angeboten werden, wie sich viele das erhoffen …

      Viele Grüße, Frank

  2. Hey Frank,

    es ist nicht bewiesen, dass die Buchpreisbindung die Vielfalt des Buchmarktes positiv beeinflusst. Tatsächlich legen Beobachtungen aus anderen Ländern ohne ein entsprechendes Gesetz nahe, dass das nicht der Fall ist. Ebenso sind all die anderen angeblichen positiven Effekte nicht widerspruchsfrei belegt. Ich verstehe, warum Verlage und der Buchhandel sich für dieses Gesetz einsetzen, aber ich beurteile es kritisch, dass ein marktregulierendes Gesetz auf Annahmen basiert und darüber hinaus zu höheren Preisen führt, die sich sozial schwächere Menschen oft nicht mehr leisten können. Es ist unsolidarisch. Deshalb spreche ich mich für die Abschaffung aus.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

    1. Hi Elli,

      da habe ich aber was anderes gelesen. Hier der Link zu einer Studie, die zeigt, dass es sich bestätigt, dass die Vielfalt verloren geht:

      https://www.boersenverein.de/fileadmin/bundesverband/dokumente/beratung_service/politik_recht/buchpreisbindung/Warum_brauchen_Buecher_feste_Preise_/PK_Preisbindung_Kernergebnisse_Prof_Goetz.pdf

      Und ehrlich gesagt, lehrt uns ja die Marktwirtschaft, dass bei der Bedienung eines Massenmarkts, die Konzerne punkten und kleine individuelle Läden das Nachsehen haben. Das siehst Du z.B. auch daran, dass es keine Tante Emma Läden mehr gibt, sondern an jeder Ecke einen Rewe.
      Ich glaube auch nicht, dass die Verlage für die Preisbindung sind, sondern gerade die würden doch gern mit den Preisen spielen.
      Dadurch, dass es einen florierenden Gebrauchtmarkt gibt, denke ich auch nicht, dass der Buchmarkt unsolidarisch aufgebaut ist. In einer Konsumgesellschaft haben die Bevölkerungsschichten mit einem geringen Einkommen immer das Nachsehen. Wenn wir das Buch kurz mal als Konsum- und nicht als Kulturgut ansehen.
      Außerdem bieten alle öffentliche Büchereien für Einkommensschwache kostenlose Mitgliedschaften an, wodurch ein Zugang zu aktuellen Titeln ermöglicht wird.

      Viele Grüße
      Frank

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