[Motivation] Du bist in einer Krise. Herzlichen Glückwunsch. Jetzt wird alles gut!

Jeder Mensch durch­lebt in sei­nem Leben Krisen. Da kann es hilf­reich sein, von Erfahrungen ande­rer Menschen zu lesen, die sol­che Krisen erlebt haben. Solche Erfahrungsberichte soll­te man mei­ner Meinung nach nicht unbe­dingt erst dann lesen, wenn es soweit ist, son­dern ruhig auch prä­ven­tiv, um auf kom­men­de Situationen vor­be­rei­tet zu sein oder viel­leicht sogar bes­ser, die­se erst gar nicht ein­tref­fen zu las­sen. Und da passt der ers­te Satz die­ses Buchs so über­haupt nicht hin­ein: „Wenn du die­ses Buch in Händen hältst, dann spürst du höchst­wahr­schein­lich, dass du etwas in dei­nem Leben ver­än­dern musst.“ Ähm, nein, tue ich nicht.

Ebenfalls direkt zu Beginn gibt Anastasia Umrik an, dass die­ses Buch kein (medi­zi­ni­scher) Ratgeber ist, son­dern viel­mehr eine Sammlung diver­ser Erfahrungsberichte, die sie in ihrem Leben gemeis­tert hat. Auch wenn dies in der Einleitung steht, wer­de ich als Leser wei­ter­hin direkt in einer Art und Weise ange­spro­chen, als steck­te ich in einer gro­ßen Lebenskrise. Ich hat­te oft­mals den Eindruck, als wür­de mich die Autorin in die Ecke des Manisch-Depressiven drän­gen wol­len, der kurz davor ist, von der Brücke zu sprin­gen.

Das Buch ist ein per­sön­li­cher Erfahrungsbericht der Autorin und ent­hält ihre per­sön­li­che Meinung. Leider ver­all­ge­mei­nert sie rela­tiv oft. Wie z.B., dass wir alle nach Gleichförmigkeit stre­ben und alle gern unauf­fäl­lig unter dem Radar unse­rem Dasein fris­ten. Oder dass wir alle ein­fach nur funk­tio­nie­ren wol­len. Oder dass alle Eltern nicht aus der Zwangshandlung her­aus­fin­den, ihre Kinder genau­so zu erzie­hen, wie man selbst erzo­gen wur­de. Ich habe mein Leben und das Leben der Menschen in mei­nem Umfeld anders ken­nen­ge­lernt.

Erst nach und nach kris­tal­li­sie­ren sich die per­sön­li­chen Erfahrungen der Autorin her­aus und die Verallgemeinerung lässt nach. Und das sind dann die Passagen im Buch, die inter­es­sant und lesens­wert sind. Denn ihre Erfahrungen sind das, was ich in einem sol­chen Buch lesen woll­te. Ohne Projektion auf die Gesellschaft. Allerdings stö­ren dabei ein wenig die fett­ge­druck­ten „Lebensweisheiten“, die wie­der ihre per­sön­li­che Erfahrung zu ver­all­ge­mei­nern ver­su­chen.

Immerhin ist sie Realistin genug, um nicht zu schrei­ben, dass jeder Mensch alles errei­chen kann und dass die ein­zi­gen Barrieren nur im Kopf zu fin­den sind. Das ist Quatsch. Nicht nur für Behinderte. Und ich bin froh, dass die­se Essenz in dem Buch zu fin­den ist. Man muss wis­sen, was nicht mög­lich ist, um sich auf das zu kon­zen­trie­ren, was mög­lich ist. Diese Passagen, in denen die Autorin über sol­che per­sön­li­chen Erfahrungen spricht, bekommt das Buch den per­sön­li­chen Touch, den ich mir für das Gesamtwerk wün­schen wür­de.

Fazit

Jeder Mensch macht so sei­ne Erfahrungen, die sich oft­mals nicht ein­fach so auf ande­re pro­ji­zie­ren las­sen, aber den­noch für ande­re lehr­reich sein kön­nen. Auf der einen Seite ist das Buch so geschrie­ben, dass ich als Leser erken­ne, wie Anastasia Umrik das Leben auf ihre eige­ne Art und Weise gemeis­tert hat, auf der ande­ren Seite ver­all­ge­mei­nert sie zu viel. Ich hat­te mehr von den per­sön­li­chen Erfahrungen erwar­tet, wes­halb ich das Buch nur mit Einschränkungen emp­feh­len kann.

buchcover

Titel: Du bist in einer Krise. Herzlichen Glückwunsch. Jetzt wird alles gut!
Autor: Umrik, Anastasia
Genre: Sachbuch / Motivation
Seitenzahl: 240
Verlag: Fischer Verlag

3/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2021

Wer per­sön­lich in einer Krise steckt und dar­über nach­denkt, sein Leben zu been­den, wen­de sich bit­te umge­hend an die Notfall-Seelsorge und Suizid-Prävention. Der Anruf ist kos­ten­frei und voll­kom­men anonym:

0800 111 0 111 (ev)
0800 111 0 222 (rk)
0800 111 0 333 (für Kinder und Jugendliche)

Noch mehr Informationen und Hilfsangebote für Betroffene fin­den sich im Internet unter suizidprophylaxe.de oder nummergegenkummer.de.

Die DGM (Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke) unter­stützt Betroffene und deren Angehörige in vie­len Lebenslagen. Da ich selbst Betroffener bin und (eher pas­si­ves) Mitglied der DGM bin, mache ich gern Werbung für die­sen gemein­nüt­zi­gen Verein, der auf die Unterstützung durch Spenden ange­wie­sen ist. Denn “Schwache Muskeln brau­chen star­ke Helfer”.

Dieses Buch wur­de mir über die Plattform Netgalley als E‑Book zur Verfügung gestellt. NetGalley gibt kei­ner­lei Vorgaben über die Art und Weise, wie Bücher bewer­tet oder vor­ge­stellt wer­den. Mehr Infos dazu auf der Seite “Über die­sen Blog”.

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