[Mystery] Road of Bones – Straße des Todes

Ich habe Christopher Golden bis­her als Autor ken­nen­ge­lernt, der gute Ideen zu Papier gebracht hat, es aber nicht schaff­te, sei­ne erzeug­te Atmosphäre über län­ge­re Strecken auf­recht zu hal­ten. Er erzählt sei­ne Geschichte sehr ruhig und ohne ins Extreme aus­zu­wei­chen. Sein Buch „Road of Bones“ bil­det da kei­ne Ausnahme, son­dern spie­gelt genau die­sen Stil wider.

Kern sei­ner Geschichte ist die „R504 Kolyma“ in Sibirien, die es wirk­lich gibt und bei deren Bau tat­säch­lich hun­dert­tau­sen­de Zwangsarbeiter star­ben, die unter unmensch­li­chen Bedingungen die Straßen bau­ten. Die Straße wur­de dar­auf­hin als „Straße der Knochen“ oder „Straße des Todes“ bekannt, weil vie­le Menschen direkt unter oder direkt neben der Straße ihr Grab fan­den. Im Grunde genom­men also ein sehr pas­sen­des Szenario für eine Grusel- oder Mystery-Geschichte.

Das den­ken sich auch die bei­den Hauptfiguren des Romans, der Dokumentarfilmer Felix “Teig” Teigland und sein Kameramann Prentiss. Ich habe zumin­dest gelernt, dass „Teig“ in den USA durch­aus als Name ver­wen­det wird. Diese bei­den fah­ren also nach Sibirien, um dort Material für eine neue Serie über „Leben und Tod auf der Straße der Knochen“ zu sam­meln. Warum die bei­den das aus­ge­rech­net im tiefs­ten Winter machen müs­sen, wo Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt lie­gen, lässt die Erzählung offen. Bei ‑40°C lebt es sich eben dann doch ein wenig anders. Bis zu dem Zeitpunkt, wo die bei­den an ihrem Ziel ankom­men und eine ver­las­se­ne Kleinststadt vor­fin­den, ist noch atmo­sphä­risch alles in Ordnung. Die Stimmung dreht sich mit den Ereignissen, die danach pas­sie­ren.

Bedauerlicherweise ver­lässt Golden näm­lich die Straße. Also erzäh­le­risch. Die Toten der Straße spie­len näm­lich gar nicht die Hauptrolle, son­dern etwas ande­res, das bis zum Ende des Romans nie in Gänze dem Leser vor­ge­stellt wird. Auch das ist typisch für den Autor, dass er kei­ne genau­en Erklärungen lie­fert, son­dern vie­les nur vage andeu­tet. Schade.

Fazit

Der Roman beginnt viel­ver­spre­chend. Dass die Figuren und die Landschaft von Christopher Golden nur lang­sam ein­ge­führt wer­den, kam mir durch­aus zupass. Es wäre ein guter Weg gewe­sen, das Grauen nur lang­sam in die Geschichte ein­flie­ßen zu las­sen. Leider zer­stört der Autor eini­ges an Atmosphäre dadurch, dass er die Straße ver­lässt und einen neu­en Handlungsstrang auf­baut, den es in mei­nen Augen nicht gebraucht hät­te. Zudem flacht die Spannungskurve gera­de im zwei­ten Drittel spür­bar ab, so dass das Buch eher nur für Genrefreunde geeig­net sein dürf­te.

road of bones

Titel: Road of Bones – Straße des Todes
Autor: Golden, Christopher
Genre: Mystery
Seitenzahl: 315
Verlag: Cross Cult

3.5÷5

Originaltitel: Road of Bones
Übersetzer: Johannes Neubert
Herkunft: USA
Jahr: 2022 / 2023 (org./dt.)

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­den sich im Bereich “Über die­sen Blog”.

Die Verweise zu Amazon sind mit Affiliate-Links ver­se­hen. Das heißt, dass mit einem Kauf über einen die­ser Links, ich von Amazon eine klei­ne Provision erhal­te. Auf den Preis hat das kei­ne Auswirkung.
Werbung

8 Kommentare

  1. Hallo Frank,

    zuerst war ich ja ein biss­chen nei­disch, weil du es schon gele­sen hast. Eigentlich freue ich mich total auf das Buch und wie du den Einstieg beschreibst, könn­te das schon eine fei­ne Lektüre wer­den.
    Schade, dass es dich nicht wirk­lich über­zeugt. Lose Verstrickungen und offe­ne Fäden stö­ren mich nicht immer. Es kommt drauf an, wie das umge­setzt wird und jetzt bin ich natür­lich neu­gie­rig. Ich gehe jetzt zuver­sicht­lich davon aus, dass es mir einen Tick bes­ser gefal­len wird.

    Liebe Grüße
    Nicole

    1. Hi Nicole,
      find ich gut, dass Du Dich von mei­ner Kritik nicht davon abbrin­gen lässt, das Buch zu lesen. Wer weiß, viel­leicht spricht es Dich ja auch deut­lich eher an als mich. Ich bin gespannt, wie Dein Urteil aus­fal­len wird 🙂

      Viele herz­li­che Grüße
      Frank

      1. Hallo Frank,

        naja, wir mögen bei­de gern Horror und uns spre­chen ähn­li­che Titel an. Doch von der Bewertung her gehen unse­re Geschmäcker manch­mal rich­tig aus­ein­an­der. Ich weiß nicht, ob dir das auch schon mal auf­ge­fal­len ist?
        Deshalb gehe ich aktu­ell mal davon aus, dass es mir bes­ser gefal­len könn­te. Neugierig bin ich und ich muss das Buch ein­fach lesen. 😀

        Liebe Grüße
        Nicole

        1. Hi Nicole,

          doch, mir fällt immer wie­der auf, dass ich Bücher anders wahr­neh­me als ande­re Leser und Leserinnen. Komisch, oder? Aber das gehört zur bun­ten Landschaft der unter­schied­li­chen Leser eben auch dazu 🙂

          Herzliche Grüße
          Frank

          1. Nein, so arg fin­de ich es gar nicht. Meine Bewertungen sind oft anders als bei der gro­ßen Schar, weil ich das Subtile so gern habe, was vie­len oft zu lang­wei­lig ist. Aber für mich ist das wie­der Hochspannung. Dafür muss ich Action oder Gewalt nicht so haben. Es kommt dar­auf an, wie es umge­setzt wird, doch meis­tens lang­weilt mich sowas eher.

            Bei dir ist mir auf­ge­fal­len, dass du Action mehr als ich magst, und dafür das Subtile bei dir nicht immer anschlägt, obwohl du atmo­sphä­ri­schen Horror-Romanen schon etwas abge­win­nen kannst. Jedenfalls freue ich mich über dei­ne Einschätzungen zu Horror-Romanen, so kann ich mei­ne Erwartungshaltung ent­spre­chend anpas­sen.

            Schönen Feiertag!

            Liebe Grüße
            Nicole

  2. Schönen guten Morgen!

    Auf das Buch war ich auch neu­gie­rig – woll­te hier aber erst­mal ein paar Meinungen abwar­ten.

    “Snow Blind” von ihm fand ich ja sehr gut!
    “Der Fährmann” aller­dings hat mich nicht über­zeugt mit der Liebesgeschichte, die hier ja doch sehr im Fokus war.

    “Road of Bones” klingt ja an sich wirk­lich gut, aber so wie du es beschreibst wäre ich dann wohl eher ent­täuscht von der Entwicklung. Ich den­ke mal, ich wer­de das erst­mal nicht auf die Wunschliste set­zen und abwar­ten, ob es mich in Zukunft viel­leicht doch mal reizt 😉

    Liebste Grüße und einen schö­nen Sonntag!
    Aleshanee

    1. Hi Aleshanee,
      ja, vor allem, wenn Du “Der Fährmann” nicht so pri­ckelnd fan­dest, tust Du ganz gut dar­an, auch “Road of Bones” an Dir vor­bei­zie­hen zu las­sen. Letzteres ist zwar kei­ne Liebesgeschichte aber sti­lis­tisch dann doch ähn­lich.
      Viele Grüße
      Frank

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert