Lesenswerter Nachfolger eines Jugendromans

Titel: Ninurta – Die Unendlichen
Autor: Lee , Lori M.
Genre: Jugendroman/Fantasy
Verlag: Blanvalet
Wertung: ★★★★☆

Für gewöhn­lich begin­ne ich eine Rezension nicht mit einer Kritik. Aber in die­sem Fall kann ich nicht anders, denn die­ses Buch ist eine Fortsetzung. Und das steht nir­gends. Zumindest nicht auf den deutsch­spra­chi­gen Seiten. Erst als ich mich nach den ers­ten Kapiteln wun­der­te, wie der Leser in die Geschichte gewor­fen wur­de, begann ich nach­zu­for­schen.

Okay, ich gebe zu, dass ich das auch vor­her hät­te machen kön­nen, denn im eng­li­schen Original wird schnell deut­lich, dass es sich um einen Nachfolgeroman han­delt, denn auf dem eng­li­schen Buchcover ist als Untertitel “The sequel to Gates of Thread and Stone” (sequel = Fortsetzung) ver­merkt.

Jugendroman

Das ist aber nicht das ein­zi­ge, was mir nega­tiv auf­ge­fal­len ist. Spätestens wenn die Protagonistin mit einem neu­en Kleid aus­staf­fiert wird, eine neue Bekanntschaft des­we­gen anfängt zu “quiet­schen” und Lippen geschürzt wer­den (ich weiß nicht war­um, aber vor allem in Jugendromanen wer­den dau­ernd Lippen geschürzt oder dar­auf her­um­ge­bis­sen), weiß ich als Leser, dass ein jun­ges Publikum ange­spro­chen wird.

Also bin ich auf die ame­ri­ka­ni­sche Amazonseite gesurft und sie­he da, dort wird der Roman dann auch tat­säch­lich dem Genre “Teens” zuge­ord­net. Es fällt nicht nur durch den Schreibstil auf, dass sich das Buch an ein jün­ge­res Publikum rich­tet, son­dern auch dar­an, wie die Protagonisten unter- und auf­ein­an­der reagie­ren. Im “wah­ren Leben” sieht Diplomatie dann doch anders aus.

Und so mag es auch kaum noch ver­wun­dern, dass auch der Klappentext kaum das wie­der­gibt, was den Leser im Buch dann tat­säch­lich erwar­tet.

Genug der Kritik

Wenn ich mal mei­ne nicht erfüll­ten Erwartungen außer Acht las­se, so han­delt es sich durch­aus um eine lesens­wer­te Geschichte. Der im Klappentext erwähn­te Krieg stellt sich als Rebellion her­aus, der aber davor ver­blasst, dass die Protagonisten Kai plötz­lich als Ratgeberin zusam­men mit einer Delegation in ein frem­des Land zieht.

Dies sind Auswirkungen der Geschehnisse aus dem ers­ten Teil der Serie (“Die Fäden der Zeit”), den ich nicht gele­sen habe und somit mir nur grob vor­stel­len kann, was pas­siert ist. Allerdings gibt es zahl­rei­che Rückblenden und erklä­ren­de Verweise auf den ers­ten Band, so dass ich mir vor­stel­len kann, dass Kenner sich schnell zurecht­fin­den wer­den.

Wenig komplex

Aber auch ich als Nichtkenner der Serie habe mich zurecht­ge­fun­den und fühl­te mich nicht in der Geschichte ver­lo­ren. Vielmehr war ich von der Linearität der Geschichte vor allem in der ers­ten Hälfte über­rascht, die ihren Höhepunkt in einer kin­disch nai­ven Freundschaft gefun­den hat, wie ich es aus so man­chem Jugendroman ken­ne.

Dann aber wen­det sich das Blatt und die Geschichte nimmt an Fahrt auf, auch wenn sie für mei­nen Geschmack in Anbetracht der Zielgruppe ein wenig zu bru­tal gewor­den ist. Wenigstens wird aber ab die­sem Zeitpunkt der Spannungsbogen auf­recht gehal­ten und die Naivität der Protagonisten fällt von ihnen ab. Es ist die­ser Teil des Buchs, der es lesens­wert macht.

Offenes Ende

Das Buch ist nicht nur eine Fortsetzung, son­dern es ist Teil einer gan­zen Serie. Und so ver­wun­dert es nicht, dass das Buch zwar den einen “Haupt-Handlungsstrang” been­det, vie­le ande­re Erzählstränge aber offen im Raum hän­gen. Und zwar in der Art, wie es der Leser von einer klas­si­schen Serie gewohnt ist. Sprich: Es bleibt sehr vie­les uner­zählt.

Allerdings habe ich her­aus­ge­fun­den, dass die Autorin die Geschichte als Trilogie plant, der drit­te Teil aller­dings im eng­li­schen Original noch nicht erschie­nen ist (nach­dem die ers­ten bei­den Teile 2014 und 2015 ver­öf­fent­lich wur­den). Es steht also in den Sternen, wann der Leser mit einem befrie­di­gen­dem Ende beehrt wird.

Das Setting ist aller­dings so opu­lent auf­ge­setzt, so dass ich mir nicht vor­stel­len kann, dass nach einem drit­ten band alles erzählt wor­den ist.

Fazit

Ich gebe zu, dass wenn ich vor­her gewusst hät­te, dass es sich bei die­sem Buch um einen zwei­ten Band einer Jugendfantasyreihe han­delt, so hät­te ich es nicht gele­sen. Blende ich mei­ne uner­füll­ten Erwartungen aus, so erwar­tet den Leser eine mehr oder weni­ger typisch erzähl­te Fantasy-Geschichte in einem durch­aus krea­ti­vem Setting.

Für das Gesamtverständnis der Geschichte ist es sicher­lich rat­sam, mit dem ers­ten Teil der Reihe zu begin­nen. Wenn der Leser sich in Geduld üben kann (weil der drit­te Teil der­zeit noch nicht ange­kün­digt ist), so erwar­tet ihn eine inter­es­sant erzähl­te Geschichte, wobei sich der Anspruch ein­deu­tig an ein jün­ge­res Publikum rich­tet. Es ist zuwei­len zwar ein wenig bru­tal, aber ich gehe sogar soweit, dass ich den­ke, dass sich auch Zwölfjährige in die­ser Geschichte zurecht fin­den wer­den.

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