[Philosophie] Das Wenige und das Wesentliche

Ein Philosoph, der sich das Format eines Stundenbuchs wählt, um seine Gedanken aufzuschreiben? Immerhin ist es ein Andachtsbuch für das Stundengebet innerhalb der katholischen Kirche und Philosophen haben es ja bekanntlich nicht so mit der Kirche. Da liegt es nahe, dass sich der Untertitel eher an das „Stunden-Buch“ von Rainer Maria Rilke anlehnt. Immerhin taucht ein kurzes Rilke Zitat in diesen Texten auf. Mehr Bezüge gibt es dann nicht. Ganz im Gegenteil hätte es das Format des Stundenbuchs meiner Meinung nach gar nicht gebraucht.

In 14 Kapiteln ordnet John von Düffel seine Gedanken. Er wählt dafür eine Versform, mit dem Ziel, nicht immer volle Sätze zu schreiben. Wer schon mal ein Brainstorming gemacht hat, wird wissen, dass es ganz gut ist, wenn man seine Gedanken und Ideen in loser Zusammenstellung formulieren und niederschreiben kann. Zumindest liest sich dieser Text dergestalt und zeigt auf, wie der Autor seine Sinnfragen stellen und beantworten konnte.

Deshalb ist dies kein Buch, das der Leser wie einen Roman herunterliest. Es ist eher eine Art Ratgeber, der dazu ermuntert, sich selbst seiner Sinnfrage zu stellen. Man muss (und darf) gar nicht immer einer Meinung mit dem Autor sein, aber sein Text kann eine Basis sein, um selbst einen Weg zu finden, mal über sich selbst und sein Leben zu reflektieren.

Fazit

Aufgrund seines Formats dürfte das Buch gern als Geschenk gewählt werden. Dabei kann man sich damit sehr gut auch selbst beschenken. Bei philosophischen Büchern ist es angebracht, dieses nicht an einem Nachmittag durchzulesen und auf den Haufen der gelesenen Bücher zu legen. Es lohnt, für dieses Buch einen geeigneten Moment zu suchen, an dem man innehalten kann, um sich so seine Gedanken zu machen. Vielleicht schnappt sich der Leser einfach mal das Buch, um es im Park oder in der Natur zu lesen, denn dort kann er meiner Meinung nach die Gedanken am besten schweifen lassen.