[Politik] Den Bach rauf: Eine Kursbestimmung

Bei sol­chen Büchern bekann­ter Politiker, die kurz vor Beginn der hei­ßen Wahlkampfphase der vor­ge­zo­ge­nen Bundestagswahl 2025 ver­öf­fent­licht wer­den, ist es mei­nes Erachtens wich­tig, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass ich kein Wähler der Partei „Die Grünen“ bin und auch kein „Fan“ von Robert Habeck. Ich habe die­ses Buch gele­sen, weil ich poli­tik­in­ter­es­siert bin und wis­sen woll­te, wie der amtie­ren­de Wirtschaftsminister auf die letz­te Legislaturperiode schaut und wel­chen Ausblick er für die Bundesbürger bereit­hält.

Ich den­ke, es liegt in der Natur der Sache, dass sich Robert Habeck an vie­len Stellen des Buchs für sei­ne zurück­lie­gen­de Politik recht­fer­tigt. Diese Rechtfertigungen neh­men durch­aus einen grö­ße­ren Teil des Buchs ein, was in mei­nen Augen gerecht­fer­tigt ist. Denn der Autor ist durch­aus selbst­kri­tisch und macht auch kei­nen Hehl dar­aus, dass auch er in den letz­ten drei Jahren hät­te bes­ser machen kön­nen.

Manche Aspekte greift Habeck sehr gezielt her­aus, wie die Elektromobilität oder den Bürokratieabbau. Es zeigt die Probleme auf, kann aber nur bedingt Lösungen auf­zei­gen. Immerhin hat er erkannt, dass vie­les in Deutschland über aller Maßen ver­kom­pli­ziert und sehr vie­le Vorschriften nicht aktua­li­siert wur­den. Auch wenn er schreibt, dass er schon vie­les ange­gan­gen ist, so ist die­se Aktivität nicht bei mir ange­kom­men. Und das, obwohl ich mich zu der Bevölkerungsgruppe zäh­le, die sich regel­mä­ßig dar­über infor­miert, was in der Politik pas­siert.

Ich ver­mis­se in die­sem Buch die Lösungen, die Habeck nur zag­haft auf­zeigt. Natürlich hat nie­mand eine Glaskugel in der Hand und kann sagen, wohin sich die Menschheit ent­wi­ckelt. Aber den­noch muss die Politik viel stär­ker den Menschen in Deutschland und Europa eine Perspektive auf­zei­gen. Und zwar für alle Menschen, inklu­si­ve der „Randgruppen“ wie z.B. die beacht­li­che Gruppe der Menschen mit Behinderung, die in die­sem Buch z.B. kei­ne Beachtung fin­det.

Viele sei­ner Aussagen fin­den bei mir Zustimmung, wie z.B. die Aussage, dass Politiker kei­ne Angst davor haben dür­fen, Entscheidungen zu fäl­len bzw. Angst davor zu haben, Fehler zu machen. Auch tei­le ich sei­ne Bedenken hin­sicht­lich der popu­lis­ti­schen Parteien AfD und BSW und die Gefahr für unse­re Demokratie, für die Zuverlässigkeit Deutschlands und den Frieden, den wir glück­li­cher­wei­se so lan­ge Zeit in Deutschland und Europa erle­ben durf­ten. Ich darf mir aber die Frage stel­len, wes­halb so wenig in den letz­ten drei Jahren von dem umge­setzt wur­de, was Robert Habeck in sei­nem Buch beschreibt.

(Was bewer­te ich eigent­lich bei die­sem Buch? Den Schreibstil, die poli­ti­schen Aussagen, sei­ne Reflexion? Robert Habeck kann schrei­ben, immer­hin war er vor sei­ner poli­ti­schen Karriere Schriftsteller. Und so fin­de ich das Buch auch gut geschrie­ben. Es liest sich sehr flüs­sig. Außerdem legt er sei­ne Gedanken gut ver­ständ­lich in den aktu­el­len Kontext. Dass das Buch von sei­ner poli­ti­schen grü­nen Ausrichtung geprägt ist, soll­te selbst­ver­ständ­lich sein, wes­halb ich die­se nicht in mei­ne Bewertung hab ein­flie­ßen las­sen.)

Ein paar Aspekte aus mei­ner Warte her­aus:
Wenn ich mir anschaue, was eine Koalition aus drei Parteien hin­ter­las­sen hat, wenn ich mir die Parteiprogramme der AfD und BSW anschaue, so kann ich nicht anders, als dazu appel­lie­ren, bei der Bundestagswahl sich nur für Schwarz oder Rot zu ent­schei­den. Also für die CDU oder die SPD, auch wenn bei­de Parteien unge­eig­ne­te Kanzlerkandidaten stel­len. Deutschland braucht für die kom­men­den Jahre eine star­ke Regierung, die sich nicht selbst aus­ein­an­der­nimmt und sowohl den USA als auch Russland die Stirn bie­ten kann. Das kann mei­ner Meinung nach ange­sichts unse­rer aktu­el­len Parteilandschaft nur eine Koalition aus maxi­mal zwei Parteien schaf­fen.
(Wobei ich fin­de, dass eine Schwarz-Grüne-Regierung durch­aus sei­nen Charme hät­te, auch wenn ein paar Aspekte der jewei­li­gen Wahlprogramme auf den ers­ten Blick unver­ein­bar erschei­nen.)

Es ist das „Verbrenneraus“ für das Jahr 2035 beschlos­sen. Das sind gera­de mal 10 zehn Jahre. Auch Robert Habeck pro­pa­giert die Elektrifizierung aller Fahrzeuge in Deutschland. Natürlich vor dem Hintergrund, dass die Stromproduktion im glei­chen Zuge kli­ma­freund­li­cher erfolgt. Ohne jetzt die pas­sen­de Studie zur Hand zu haben, so wird dies schwie­rig, da unse­re Erde nicht aus­rei­chend Ressourcen zur Hand hat, um alle euro­päi­schen Verbrenner gegen E‑Autos zu tau­schen.

Zudem ist noch immer die Frage unge­löst, wie die Menschen in den Großstädten ihre Fahrzeuge laden sol­len. Hier bie­tet auch Habeck (zumin­dest in die­sem Buch) kei­ne Lösung.

Das „Verbrenneraus“ trifft zudem die Familien in Deutschland, denn die grö­ße­ren Fahrzeuge mit 5 rich­ti­gen Sitzplätzen, haben eine unter­ir­di­sche Reichweite, so dass der Besuch der Großeltern ent­we­der flach­fällt oder man für die Anreise eine „Auflade-Übernachtung“ ein­le­gen muss, was eine wei­te­re Belastung für Familien dar­stellt.

Ganz zu schwei­gen davon, dass die aktu­el­len Ladesäulen gar nicht auf Menschen mit Behinderung aus­ge­rich­tet sind, so dass die­se gar nicht mal so klei­ne Bevölkerungsgruppe (mal wie­der) unbe­ach­tet bleibt.

Corona hat nicht nur der Wirtschaft gescha­det, son­dern einer kom­plet­ten Generation. Da ich drei Kinder habe, mer­ken wir nun die ers­ten Auswirkungen in den Schulklassen, wie viel Wissen dort in der Coronakrise nicht ver­mit­telt wur­de und wel­che gra­vie­ren­den Lücken dadurch ent­stan­den. In mei­nen Augen ein rie­sen Problem, das in der aktu­el­len poli­ti­schen Landschaft über­haupt kei­ne Beachtung fin­det.

cover

Titel: Den Bach rauf: Eine Kursbestimmung
Autor: Habeck, Robert
Genre: Politik
Seitenzahl: 144
Verlag: KiWi Verlag

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2025

Dieses Buch wur­de mir über die Plattform Netgalley als E‑Book zur Verfügung gestellt. NetGalley gibt kei­ner­lei Vorgaben über die Art und Weise, wie Bücher bewer­tet oder vor­ge­stellt wer­den. Mehr Infos dazu auf der Seite “Über die­sen Blog”.

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