[Reportage] Kriegszeiten

„Der Westen hat den Krieg schon lange verloren. Deutschland hat verloren.“ Mit diesen Worten beendet der Autor David Schraven seinen Comic, in dem der deutsche Einsatz im Afghanistan-Krieg thematisiert wird. Wie sehr er damit recht hatte, konnte niemand wissen als 2012 der Comic im Carlsen-Verlag veröffentlicht wurde.

Einen Krieg mit einem Comic zu beschreiben ist sicherlich keine einfache Aufgabe. David Schraten als Autor und Vincent Burmeister als Zeichner haben sich der Aufgabe angenommen und beschreiben, wie es dazu kam, dass Afghanistan wieder zum Kriegsgebiet erklärt und wurde und welche Rolle Deutschland darin gespielt hat.

Ich kann mich gleichfalls noch gut daran erinnern, wie leicht und beschwingt die deutsche Presse und die deutsche Politik über den Krieg berichtet hatte. Allein, dass ich hier an dieser Stelle von einem Kriegseinsatz schreibe, war vor 20 Jahren noch undenkbar gewesen. Es hatte mehr etwas von einer Abenteuerreise mit Y-Tours. Und genau dies prangert der Journalist in diesem Comic an, dass zu Beginn viel zu viel von der Realität vor der deutschen Bevölkerung verschleiert wurde.

Allerdings passte das in die damalige Zeit. Jede Krise war weit entfernt. Viruserkrankungen gab es in Afrika, Anschläge in Russland, Frankreich oder England und Kriege waren so oder so weit entfernt. Deutschland liegt bei allem wohlbehütet in der Mitte. Da passte kein Krieg ins Weltbild. Wie absurd der Krieg in Afghanistan wirklich war, zeigt sich aktuell bei dem Desaster, das die amerikanischen Soldaten mit ihren Verbündeten veranstalten.

Wer diesen Comic (der wie schon erwähnt 2012 erschienen ist) etwas genauer liest, wird nicht überrascht sein, dass der Abzug der Truppen nicht so reibungslos verläuft. Es ist vielmehr sehr überraschend, dass nun alle Politiker und Organisationen jegliche Schuld von sich weisen und ihre Hände in Unschuld waschen (und das nicht nur in Deutschland).

Bei einer Comic-Reportage kommt es nicht nur auf die Recherchen an, sondern auch auf die Darstellung. Ja, es wird von einem Krieg berichtet, aber dies ist kein „Anti-Kriegs-Comic“, der mit brutalen Details von Gewaltdarstellungen überzeugen möchte, sondern mit gutem Journalismus.

Fazit

Der Westen hinterlässt in Afghanistan sehr viel verbrannte Erde. Wie blauäugig die deutsche Politik diesen Krieg angegangen ist und wie wenig vor allem in den Anfangszeiten von dem Krieg bei der deutschen Bevölkerung angekommen ist, zeigt diese Comic-Reportage sehr eindrücklich. Auch wenn diese vor fast zehn Jahren erschienen ist, so kann derzeit das Thema aktueller nicht sein.

achtung explizite gewaltdarstellung

⚠️Achtung⚠️ Obwohl dieses Buch vergleichsweise gewaltfrei ist, so zeigt es doch Kriegsszenen in Form von entsprechenden Illustrationen.

buchcover

Titel: Kriegszeiten: Eine grafische Reportage über Soldaten, Politiker und Opfer in Afghanistan
Autor: Schraven, David
Illustrator: Burmeister, Vincent
Genre: Zeitgeschichte/Reportage/Comic
Seitenzahl: 128
Verlag: Carlsen Verlag
Band: 1 von 1

5/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2012

Dieses Buch wurde mir als Top-Leser von izneo als E-Comic zur Verfügung gestellt. Mehr Infos dazu auf der Seite “Über diesen Blog“.

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