[Rezension] Die Hauptstadt

 Die Hauptstadt

Titel: Die Hauptstadt
Autor: Menasse, Robert
Genre: Belletristik
Verlag: Suhrkamp Verlag
Seitenzahl: 459
Wertung: ★★★★★
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Irgendwie wis­sen wir Europäer ja, dass in Brüssel der Wahnsinn kur­siert. Und dann wis­sen wir es wie­der nicht. Zumindest im Detail. Einen klei­nen Einblick in den all­täg­li­chen Wahnsinn lie­fert Robert Menasse in sei­nem Buch »Die Hauptstadt«. Gemeint ist natür­lich die Hauptstadt Europas, die offi­zi­ell die­sen Titel natür­lich nicht trägt.

Stil

Menasse erzählt dabei nicht ein­fach nur vom Wahnsinn, son­dern hat meh­re­re Handlungsstränge erson­nen und die­se mit viel Sarkasmus, Ironie und schwar­zem Humor gar­niert. Die Handlungsstränge ver­lau­fen dabei mehr oder min­der auto­nom, begeg­nen sich aller­dings immer wie­der, was die Lachmuskeln immer wie­der anregt.

Markant ist auf jeden Fall der Schreibstil, der den Leser von einem Plot in den nächs­ten fal­len lässt, zuwei­len in einem flie­ßen­den Übergang. Allein, dadurch, dass auf wört­li­che Rede, oder bes­ser auf deren klas­si­sche Formatierung ver­zich­tet wird, liest sich das Buch auf sei­ne ganz beson­de­re Weise.

 

Sarkasmus

Dieses Buch trieft förm­lich vor Sarkasmus und schwar­zem Humor. Dabei macht er auch sen­si­blen und viel­leicht schon ein wenig über­stra­pa­zier­ten Themen nicht Halt. Wie zum Beispiel die Flüchtlingskrise und von eini­gen befürch­te­ten Islamisierung des Abendlandes. Und dann fällt plötz­lich ein sol­cher Satz:

»Die Muslima, die Florian ret­te­te, war eine Madonna. « (Pos. 3263; 59%)

Oder vor der sen­si­blen Vergangenheitsaufarbeitung, wenn auf der Rückseite einer Besucherkarte für Auschwitz fol­gen­des steht:

»Verlieren Sie die­se Card nicht. Im Verlustfall haben Sie kei­ne Aufenthaltsberechtigung im Lager. « (Pos. 1995; 36%)

Von die­sen Beispielen gibt es unzäh­li­ge, wobei Themenkombinationen wie Auschwitz, Karriere in Brüssel und ein Schwein und des­sen Lobby schon erah­nen las­sen, mit wie­viel Ernst hier die Handlung vor­an­ge­trie­ben wird.

Zum Ende hin rückt das Thema „Vergangenheitsbewältigung“ immer mehr in den Fokus, wobei Menasse auch hier sei­ne ganz eige­ne Art fort­führt. Allerdings streut er zuwei­len euro­päi­sche Arbeitsweisen eben­so in sei­nen Text ein:

»Allgemeine Zustimmung zu der Idee, und dann so vie­le ein­zel­ne Einwände und Änderungsvorschläge, dass von der Idee nichts mehr übrig blieb. « (Pos. 4919; 89%)

 

Fazit

Dies ist ein recht eigen­wil­li­ger Roman, der einen sehr humor­voll-kri­ti­schen Blick auf die Hauptstadt wirft, die kei­ne ist. Wir als Endverbraucher wer­den immer wie­der mit den merk­wür­di­gen Entscheidungen kon­fron­tiert, die uns aus Brüssel errei­chen. Menasse schafft es auf sei­ne ganz eige­ne Art und Weise die Vorgänge zu ergrün­den, die sich dahin­ter ver­ber­gen.

Natürlich darf man vie­les nicht all­zu ernst neh­men und ein biss­chen Humor mit­brin­gen, um Verständnis für die­sen Roman auf­zu­brin­gen. Dann wird der Leser sehr ange­nehm unter­hal­ten.

 


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