[Rezension] Die Optimierer – Näher an der Realität?

optimierer

Titel: Die Optimierer
Autor: Hannig, Theresa
Genre: Science Fiction / Utopie
Verlag: Bastei Lübbe
Wertung: ★★★★★
Bei Amazon kau­fen

Der Leser die­ses Buchs wird sich am Ende ent­schei­den, ob es sich um eine Utopie oder eine Dystopie han­delt. Bis er dort ange­langt ist, beglei­tet er Samson Freitag durch die opti­mier­te Welt des Jahres 2052.

Optimalwohlökonomie

In “Die Optimierer” ste­cken vie­le Ideen, die gar nicht so weit von der heu­ti­gen Realität ent­fernt sind. Intensiviert wer­den die­se durch ein­falls­rei­che Wortkreationen von Hanning, wie die “Optimalwohlökonomie”, die Gesellschaftsform, in der jeder Bürgen “sei­nen Platz” fin­det. Weshalb der gän­gi­ge Gruß der Bürger unter­ein­an­der “Jeder an sei­nem Platz” lau­tet.

Damit dies so effi­zi­ent wie mög­lich geschieht, gibt es “Lebensberater” wie Samson Freitag, die den Bürgern hel­fen, ihren Platz fin­den. Wie sehr die­se Hilfe aus­ar­ten kann und was mit denen geschieht, die am Rand der Gesellschaft ste­hen, erfährt der Leser im Laufe des Romans.

(Alb-)Traum?!

Ist es nicht unser aller Wunsch, dass die unan­ge­neh­men Aufgaben von Robotern erle­digt wer­den? Wäre es da nicht pri­ma, wenn wir uns den Künsten oder unse­ren Träumen hin­ge­ben könn­ten? Die tech­ni­schen Möglichkeiten von heu­te und sol­che, die da künf­tig kom­men wer­den, sind nicht Gegenstand die­ses Buchs. Es geht also nicht dar­um zu zeich­nen, mit wel­cher tech­ni­schen Raffinesse unser Leben aus­se­hen könn­te, son­dern dar­um, was mit einem Menschen pas­siert, der per­fekt im System inte­griert ist und plötz­lich nicht mehr so funk­tio­niert, wie er soll.

Das hat­te zwar hin und wie­der den Effekt, dass ich manch­mal den Eindruck hat­te, dass so man­ches selbst heut­zu­ta­ge schon mög­lich ist und die Möglichkeiten in 40 Jahren sicher­lich weit­rei­chen­der sein könn­ten. Aber die­ser Eindruck hat nicht mei­nen Leseeindruck geschmä­lert, denn die Geschichte bie­tet eini­ges mehr, um den Leser bei Laune zu hal­ten.

Debüt

Dass die­ses Buch ein Debütroman ist, habe ich ehr­lich gesagt an kei­ner Stelle des Buchs gemerkt. Es ist durch­ge­hend inter­es­sant geschrie­ben und weiß dem Protagonisten ein Leben ein­zu­hau­chen, das ich zwar nicht immer nach­voll­zie­hen kann, dem es aber an Authentizität nicht fehlt.

Die Schreibweise fand ich zudem erstaun­lich aus­ge­reift. Das habe ich bei Erstlingswerken bis­her auch noch nicht oft gese­hen. Wenig erstaun­lich, dass die­ses Buch den Stefan-Lübbe-Preis 2016 gewon­nen hat.

Ebenfalls lobens­wert: Das Buch spielt in München und nicht in Übersee. Hanning hat sich nicht dazu ver­lei­ten las­sen, die Story außer­halb Deutschlands anzu­sie­deln (was erschre­ckend vie­le deut­sche Autoren machen), was die Identifikation des Lesers mit der Geschichte deut­lich erhöht.

Fazit

Das Ende, das die­ses Buch zu bie­ten hat, mag den ein oder ande­ren nicht zufrie­den zu stel­len. Aber es regt an, genau­er dar­über nach­zu­den­ken, wie wir heut­zu­ta­ge mit unse­ren Daten umge­hen.  Und es stellt sich dann tat­säch­lich die Frage: Ist die Idee der Optimalwohlgesellschaft eine Utopie oder eine Dystopie? Und “Ist das gut oder schlecht?” (Wer das Buch been­det hat, wird die­se Anspielung ver­ste­hen.)

Ich kann die­ses Buch jedem Leser emp­feh­len, der sich ein paar Gedanken zu Alternativgesellschaften (wie z.B. Orwells 1984) und unse­ren Umgang mit den Daten macht. Wer hin­ge­gen einen “klas­si­schen” Science-Fiction-Roman erwar­tet, soll­te lie­ber Abstand neh­men, auch wenn die­ses Werk vom Verlag und den Online-Händlern die­sem Genre zuge­ord­net wur­de.

 

 

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert