Titel: Die wilde Sophie |
Für dieses Fantasy-Märchen sollten die Kinder in der passenden Stimmung sein, denn es hinterlässt eine melancholische, bedrückende Grundstimmung. Dabei beginnt es sehr witzig, wenn König Ferdinand zum wahren Helikopter-König mutiert.
Übertreibung
Wenn der junge Prinz Jan umgeben ist von einem Insektenjäger, einem Wegfreiräumer, zwei Nebenhergehern, einem Hinterher- und einem Vorausgeher sowie zwei Treppenhochträger, einem Lebertranverwalter und einem Kleidervorwärmer, dann hat die wahnwitzige Komik ihren Höhepunkt erreicht. Der erste Teil des Buchs besticht durch die übertriebene Sorge des Königs, dass seinem Thronfolger etwas passieren könnte.
Das Stilmittel der Übertreibung wird beibehalten, wenn die Stimmung langsam kippt, weil der König zusehends Uneinsichtigkeit hinsichtlich der Bedürfnisse seines Sohns wird und dieser umso aufmüpfiger angesichts des goldenen Käfigs, in den er gesteckt wird.
Happy End?
Der Humor geht im zweiten Teil des Buchs verloren und es wandelt sich zu einem Fantasybuch für Kinder, wobei die Art und Weise, wie Jan im Laufe der Erzählung Hilfe von Sophie erhält und wie es den beiden gelingt, die Burg zu verlassen, einen kindliche Schwermut erzeugen kann. Von einem Happy-End im klassischen Sinne mag ich tatsächlich nicht sprechen, auch wenn das ungleiche Pärchen eine Lösung findet und selbst dem König schlussendlich die Schuppen von den Augen fallen.
Illustrationen
Es gibt (sehr zum Leidwesen meiner Kinder) zwar nur wenige Bilder in diesem Buch, diese sind aber allesamt sehr treffend und detailverliebt gestaltet worden. Es ist wirklich schade, dass sich nicht mehr von diesen wundervollen Zeichnungen in dem Buch befinden. Sie untermalen das gelesene (oder vorgelesene) ausgesprochen passend.
Fazit
Keine Frage, dass auch ein solches Buch Kinderliteratur sein darf. Gerade der Stimmungswandel in dem Buch ebnet den Weg, weg von der klassischen Kinder- hin zur Jugendliteratur und lässt das Kind sich innerhalb seiner Leseerfahrung weiterentwickeln. Das gilt übrigens gleichermaßen für Erstleser wie für Kinder, die sich diese Geschichte gerne vorlesen lassen. Daraus folgt selbstredend, dass das Kind schon ein wenig Leseerfahrung mitbringen sollte, wenn es sich diesem Fantasy-Märchen zuwendet. Dann wird ihm aller Voraussicht nach ein einmaliges Leseerlebnis gewahr.
Das Buch erschien zum ersten Mal 1993 im Rowohlt Verlag und erhielt eine Altersempfehlung von 5-7 Jahren. Der Diogenes Verlag, dessen Auflage im September 2017 erschienen ist, setzt das empfohlene Alter zu Recht auf 9-11 Jahre.
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Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren findet sich auf der Verlagsübersichtsseite dieses Blogs.
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Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.