Titel: Im Turm |
Das Buch mit dem Titel “Allgemeiner Führer durch den Turm von Babel” ist ein unbeschreiblicher Quell reisekatalogischer Sprache. Der unbedarfte Besucher des Turms von Babel wird in ihm die wunderbarsten Beschreibungen finden, wie sich dieser Turm präsentieren soll. Kommt er dann tatsächlich zu Besuch, wird er von der Realität eingeholt. Das Pärchen Thomas und Marya Senlin gehören zu diesen unbedarften Besuchern und Josiah Bancroft nimmt den Leser mit auf eine sehr sonderbare Reise.
Im Turm
Der in diesem Buch dargestellte Turm hat überhaupt nichts gemein mit der biblischen Kurzgeschichte vom Turmbau zu Babel. Dieser Turm ist derart schräg und unorthodox, dass es schwierig fällt, geeignete Worte zu finden, um diesen zu beschreiben. Und ebenso schwierig, sich vorzustellen, dass eine solche Welt wirklich funktionieren könnte. Vor allem zu Beginn macht den Einstieg in die Geschichte etwas schwierig.
Hinzu kommt die unglaubliche Naivität des Protagonisten Selin, der den Leser in so mancher Situation durch sein Handeln zur Verzweiflung bringt. Erst als er diese ablegt, gewinnt die Geschichte deutlich mehr an Glaubwürdigkeit, soweit dieses Wort für diese Welt überhaupt angebracht ist.
Auch wenn der Leser permanent an der Seite des Protagonisten bleibt, ist die Geschichte durchwoben von Rückblenden auf Thomas Selins Leben mit seiner Frau Marya. Dadurch erhält er bzw. das Paar mehr Farbe. Das gilt vor allem für die späteren Abschnitte des Buchs. Denn zusammen mit Wandlung Selins gewinnt die gesamte Geschichte erst so richtig eine interessante Färbung.
Unorthodox
Auf jeden Fall muss der Leser die ein oder andere Logiklücke beiseite schieben können. Allein der Umstand, dass ein Paar sich in einem Chaos verliert, ohne einen einigermaßen plausiblen Treffpunkt auszumachen, würde dem Buch jegliche Grundlage nehmen. Auch dass Selin zwar ein begrenztes Budget, aber keinerlei zeitliches Limit hat, um im Turm zu verweilen, ist lediglich ein weiteres Beispiel von sehr vielen unlogischen Handlungsteilen, die der Leser einfach hinnehmen muss. Allerdings gilt auch hier, dass diese abnehmen, je weiter der Leser in der Geschichte voranschreitet.
Buchserie
Mehrteilige Geschichten, die in der Verlagsgruppe Random House veröffentlicht werden, sind bekannt dafür, nicht als solche gekennzeichnet zu werden. Ich weiß nicht, warum nicht wenigstens wie im englischen Original der Untertitel “Die Bücher von Babel” übernommen wurde, um darauf hinzuweisen, dass dieses Buch kein eigenständiges Werk ist. Deswegen gebe ich diesem Hinweis derart viel Raum, weil ich viele Leser kenne, denen es ungemein wichtig ist, ob sie ein in sich abgeschlossenes Buch lesen oder auf eine Fortsetzung warten müssen.
Es handelt sich bei “Im Turm” um den Start einer Fantasy-Serie, wobei im englischen Original bisher zwei Teile veröffentlicht wurden und der dritte Band im Dezember diesen Jahres zu erwarten ist. Wann die jeweiligen deutschen Übersetzungen zu veröffentlicht werden, steht bisher noch nicht fest. Wie viele Teile es insgesamt werden, hängt vermutlich von der Höhe des Turms und der Anzahl der Stockwerke ab. Allerdings gibt es über deren genaue Anzahl lediglich Gerüchte.
Dieser erste Band endet somit offen und schließt die erzählte Geschichte nicht ab. Immerhin endet das Buch wie bei manch anderer Serie nicht mitten in der Geschichte, sondern gönnt sich sogar einen kleinen Epilog, um wenigstens einen Übergang zwischen den Büchern zu schaffen.
Fazit
Dieser Einstiegsband in die Fantasyserie von Josiah Bancroft ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Es fiel mir als Leser anfangs recht schwer, mich mit den Umständen und den Aktionen des Protagonisten anzufreunden. Erst im weiteren Verlauf konnte mich die Geschichte besser erreichen und ich fand deutlich mehr Gefallen an der Erzählung.
Wer vor Serien nicht zurückschreckt und sich gern in unorthodoxen Fantasywelten mit einem starken Steam-Punk-Anteil verliert, ist der idealer Leser für “Im Turm” und sollte unbedingt zugreifen.
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Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren findet sich auf der Verlagsübersichtsseite dieses Blogs.
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