[Rezension] Kriege, Täuschungen, Tücke, Lügen und nochmal Kriege

Die Stadt des Unsterblichen

Titel: Die Stadt des Unsterblichen
Autor: Gemmell, Stella
Genre: Fantasy
Verlag: Blanvalet
Wertung: ★★★☆☆

 

Es heißt, in einem Krieg, in dem Mann gegen Mann gekämpft wird, ver­lie­ren die Krieger oft­mals schnell die Orientierung und kämp­fen mit­un­ter gegen­ein­an­der. Ich bin mir nicht recht sicher, ob es Absicht von Gemmell war, dass der Leser oft­mals eben­so ori­en­tie­rungs­los inner­halb die­ses Werks umher­wan­delt.

Unübersichtlich

Diese Orientierungslosigkeit grün­det in ver­schie­de­nen Aspekten der Geschichte. Gemmell nimmt sich auf der einen Seite über­haupt kei­ne Zeit, um neue Charaktere ein­zu­füh­ren. Personen erschei­nen ein­fach auf der Bildfläche und erst nach und nach erfährt der Leser ein biss­chen mehr über die betref­fen­den Personen. Bei Nebenfiguren ver­zich­tet sie aller­dings oft­mals dar­auf, was die­se ver­blas­sen lässt.

Auf der ande­ren Seite fehlt eine Beschreibung der Umgebung. Die Cité oder die Stadt, die im Zentrum des Geschehens steht, bleibt sehr im Dunkeln. Es bleibt dem Leser über­las­sen, die­se Stadt irgend­wie in den Kontext der Handlung aus­zu­ma­len. Wie groß die Stadt schluss­end­lich ist, ver­mag ich nicht zu sagen. Ähnlich ver­hält es sich mit der Zeit, denn oft­mals springt Gamell in der Zeit und es fällt schwer die­se Sprünge nach­zu­voll­zie­hen.

Die Welt ist voll von Magie. Diese bleibt aber eben­so im Dunkeln, wie so vie­le ande­re Geschehnisse. Die Magie wird gewirkt und exis­tiert, aber ein abge­run­de­tes Bild von der Welt, in der die­se Geschichte ange­sie­delt ist, ent­steht so lei­der nicht.

Kriege

Am Anfang des Buchs wird der Leser direkt in einen Krieg gewor­fen. Ist das Buch eine Fortsetzung? Im eng­li­schen Original trägt das Buch den Untertitel “City 2”. In einer eng­lisch­spra­chi­gen Rezension ist von einem “Prequel” die Rede. So recht wis­sen, tu ich es bis heu­te nicht, ob ich weni­ger im Buch ver­lo­ren gewe­sen wäre, wenn ich den “ers­ten” Band “Der Moloch” (Amazon-Link) gele­sen hät­te.

Und dann geht es mit den Kriegen wei­ter. Und die schon erwähn­te Unübersichtlichkeit erhält wie­der Einzug. Wer kämpft eigent­lich mit wem? Und war­um? Viel Zeit zum erklä­ren der Hintergründe nimmt sich Gammell nicht. Diese ver­wen­det sie viel eher, um die Kriegsgeschehen expli­zit zu beschrei­ben, so dass es immer wie­der zu detail­lier­ten Beschreibungen von Kampfszenen kommt. Gefühlt scheint das Buch eh zur Hälfte aus Kriegs- und Kampfhandlungen zu bestehen.

Episoden

In die­ser Geschichte erhal­ten unzäh­li­ge Charaktere Einzug. Sie erzäh­len ihre Geschichte und ver­schwin­den dann auch wie­der. Nicht sel­ten ster­ben auch Protagonisten, so dass sich der Leser in kei­ner Situation sicher sein kann, dass die Geschichte gut aus­geht. So wie in vie­len ande­ren Geschichten, in denen man ein­fach weiß, dass die Protagonisten über­le­ben. Dadurch ent­ste­hen aber recht vie­le Handlungsstränge, die ent­we­der in der Geschichte ver­si­ckern und erst ganz weit im letz­ten Viertel des Buchs einen Sinn erge­ben.

Dadurch ent­ste­hen Episoden, die schein­bar nicht zusam­men­hän­gen. Vor allem in der Mitte des Buchs sank mei­ne Lesemotivation auf einen Tiefpunkt und es war recht müh­sam, sich durch das Gewirr von Handlungen und Personen zu wüh­len. Hier rate ich aber, durch­zu­hal­ten. Die Geschichte wird wie­der anzie­hen und vie­le Ereignisse wer­den zum Ende hin auf­ge­löst.

Fazit

Ich fin­de, dass bei einem sol­chen Werk, das Ende eine sehr ent­schei­den­de Rolle spielt. Ist es offen oder wird die erzähl­te Geschichte abge­schlos­sen? Dadurch, dass letz­te­res der Fall ist, ver­mu­te ich, dass es nicht zwin­gend not­wen­dig ist, “Der Moloch” gele­sen zu haben, ohne es aber mit Gewissheit sagen zu kön­nen. Es gibt zwar eini­ge offe­ne Fragen, aber die eigent­li­che Geschichte fin­det ein Ende.

Dieses Buch rich­tet sich an alle Freunde des Fantasy, die gro­ße epi­sche Schlachten und ver­schach­tel­te Handlungsstränge lie­ben. Sie wer­den wis­sen, wor­auf sie sich ein­las­sen und dass die ein oder ande­re Durststrecke unver­meid­lich ist. Dafür wer­den sie mit einer abwechs­lungs­rei­chen Handlung belohnt, die immer wie­der für eine Überraschung gut ist.

 


attention 803720 640 Dieses Buch ent­hält expli­zi­te Beschreibungen von Gewalt und ist nicht für zart­be­sai­te­te oder min­der­jäh­ri­ge Leser geeig­net.


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