[Rezension] Unter der Mitternachtssonne

Buchcover Unter der Mitternachtssonne

Titel: Unter der Mitternachtssonne
Autor: Higashino, Keigo
Genre: Thriller
Seitenzahl: 721
Verlag: Tropen Verlag
Wertung: ★★★★☆
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Ein Thriller mit einem Umfang von über 700 Seiten, der von einem japanischen Autor geschrieben wurde, verspricht sich jenseits der üblichen Genregrenzen zu bewegen. Und genau das macht dieser Thriller von Higashino auf dem man sich als Leser in gewisser Weise einlassen muss.

 

Anfang

Das Buch beginnt klassisch und beschreibt die Umstände eines Mords. Nach dieser Einleitung gibt es einen Zeitsprung, den der Leser anfangs nicht mitbekommt. Erst nach und nach erkennt er, dass zwischen dem Mord und der Erläuterung der näheren Umstände 18 Jahre liegen.

Der Autor Higashino lässt den Leser bei seiner Erzählung gern im Dunklen tappen und stellt immer wieder neue Figuren vor. In fast jedem neu begonnenen Kapitel werden neue Nebenfiguren vorgestellt, die in ihren Handlungen in irgendeiner Art und Weise den Schicksalsfäden der Protagonisten Yukiho Karasawa und Ryo Kirihara begegnen.

 

Japanischer Alltag

Higashino nimmt sich die Zeit, um seinen Charakteren Leben einzuhauchen und entführt dabei den Leser in den japanischen Alltag. Dadurch verliert der Thriller so sehr an Fahrt, dass ich ihn in dieser Phase des Buchs weder als Thriller noch als Krimi bezeichnen würde.

Dafür erfährt der Leser umso mehr Japan typisches Verhalten, wie z.B. die Angst, Aufsehen zu erregen, wenn etwas der Polizei gemeldet oder grundsätzlich gegen (irgendwelche) gesellschaftlichen Normen verstoßen wird. Auch das über die Landesgrenzen hinweg bekannte übereifrige Arbeitsverhalten wird in dem Buch thematisiert, was bei dem ein oder anderen westeuropäischen Leser Kopfschütteln verursachen dürfte.

Dieser doch recht dominante Mittelteil des Buchs hat durchaus seinen Reiz, kann allerdings bei dem ein oder anderen Leser zu einem Durchhänger führen, der in einer Enttäuschung münden kann.

Als kleine Randbemerkung: Das Buch ist in Japan im Jahre 1999 erschienen. Das merkt man dem Buch an – spätestens wenn von Prozessoren in Rechnern gesprochen wird, die über eine Taktrate von vierzehn Megahertz verfügen (ja, wirklich “Mega” und nicht “Giga”). Es soll ja Leser geben, die sich auch an solchen Details stören.

 

Fazit

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Leser, die einen genretypischen Thriller erwarten, von diesem Buch enttäuscht sind. Dies ist kein über alle Seiten hinweg spannendes Buch und kein Buch, das einen über alle Kapitel hinweg aufspannenden Spannungsbogen dem Leser präsentieren möchte.

Vor allem im Mittelteil des Buchs stehen die Charaktere im Vordergrund. Das gilt nicht nur für deren Leben, sondern auch für deren Beziehung zu den Protagonisten. Erst zum Ende hin schließt sich der Kreis und das Buch nimmt wieder etwas mehr an Fahrt auf.

Wer sich dessen bewusst ist, kann getrost zugreifen, sollte allerdings der japanischen Kultur zumindest ein wenig offen gegenüber eingestellt sein und sei es lediglich, um die japanischen Namen besser auseinanderhalten zu können.

 

 


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Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren findet sich auf der Verlagsübersichtsseite dieses Blogs.
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