[Sachbuch] Ghosting

Wenn ein Partner eine Partnerschaft ver­lässt, ohne eine Spur zu hin­ter­las­sen, dass wird das neu­er­dings mit dem neu­deut­schen Wort „Ghosting“ titu­liert. Dass Partner sich aus einer Beziehung steh­len ist mei­nes Erachtens nicht neu, gewinnt aber mit der Digitalisierung eine neue Qualität.

Alles neu?

Früher hat der Partner einen Brief auf dem Tisch gefun­den, spä­ter wur­den Beziehungen via SMS been­det und nun stiehlt sich so man­cher klamm­heim­lich davon. Dass das Phänomen nicht neu ist, wird in die­sem Buch lei­der nicht erwähnt, son­dern ganz im Gegenteil als Produkt der Datingplattformen der Neuzeit dar­ge­stellt.

Und so wun­dert es nicht, dass Soliman sehr lang und breit auf die neu­en Möglichkeiten der Paarfindung ein­geht und zeigt, wie die Partnerbörsen das Zwischenmenschliche ver­än­dert haben und wie die­se auf das Phänomen des „Ghosting“ Einfluss haben kön­nen. In mei­nen Augen nimmt die­ser Themenkomplex aber viel zu viel Raum ein und das Thema Ghosting rückt an die­ser Stelle viel zu sehr in den Hintergrund. Die Beweisführung, dass die Wisch-und-Weg-Mentalität, die von Apps wie Tinder ins Leben geru­fen wur­de, das Ghosting ver­stärkt hat, bleibt die Autorin schul­dig.

Die in mei­nen Augen inter­es­san­ten Aspekte des Ghosting, näm­lich wel­che Auswirkungen das plötz­li­che Verlassen auf die Menschen hat, kommt in die­sem Buch ein wenig zu kurz. Es wer­den zwar bei­de beleuch­tet, aber nur sehr knapp und oft nur recht all­ge­mein.
Ein wenig stö­rend fand ich die vie­len Bezüge zum ers­ten Buch der Autorin. Das Wort »Funkstille« fin­det sich in dem Buch 53 Mal, sehr oft beglei­tet mit einem „habe ich aus­führ­lich in »Funkstille« beschrie­ben“.

Fazit

Ich habe mir von die­sem Buch ein wenig mehr erhofft. Ich hat­te erwar­tet, dass mehr die mensch­li­che Seite beleuch­tet wird, war­um die Menschen plötz­lich eine Partnerschaft been­det und wort­los ver­schwin­den. In mei­nen Augen zu viel Raum neh­men die Betrachtungen hin­sicht­lich der Datingplattformen ein, als wenn die­se der Auslöser des Phänomens gewe­sen wären.

Wenn denn mal kon­kret das Ghosting the­ma­ti­siert wird, dann wird das Buch auch span­nend und inter­es­sant, nur sind in mei­nen Augen die­se Abschnitte zu knapp gera­ten.

ghosting

Titel: Ghosting: Vom spur­lo­sen Verschwinden des Menschen im digi­ta­len Zeitalter
Autor: Soliman, Tina
Genre: Sachbuch
Seitenzahl: 358
Verlag: Klett-Cotta Verlag

3/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2019

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