[Sachbuch] Plastikfrei leben

Dieses Buch legt seinen Schwerpunkt auf die Möglichkeiten, wie auf Kunststoffe im Alltag verzichtet werden kann. Und das frei von jeglicher Polemik oder Dramatisierung. Die Entscheidung, ob und inwieweit der Leser auf Kunststoffe verzichten möchte, hat er schon getroffen oder diskutiert es an anderer Stelle.

Eine Übersicht

Und so geht der Autor relativ zügig in den plastikfreien Alltag über und zeigt, wo sich heutzutage Kunststoffe verbergen (können). Neues erfährt der Leser hier nicht, wird aber vielleicht nochmals auf “logische Plastikfallen” (wie ich sie gern nenne) hingewiesen, wie z.B. Klebeband, Kleber und Ettiketen. Anschließend gibt es eine Zusammenstellung von Alternativen zu Kunststoffen im Alltag. Dabei wird ebenfalls auf Altbekanntes zurückgegriffen, die Zusammenstellung ist aber schlüssig und falls angebracht mit entsprechenden Quellen versehen.

Im Mittelteil werden Bezugsquellen für kunstofffreie Produkte genannt und deren Sortiment grob umrissen. Wie gut oder schlecht die Läden und deren Produkte sind, muss jeder selbst in Erfahrung bringen. Auch kann ein Buch nur eine Momentaufnahme darstellen, aber zumindest werden die Links zu den jeweiligen Shops länger Gültigkeit haben.

Nebeneffekte

Nur selten wird auf andere Effekte hingewiesen, wie z.B. dass Waschnüsse importiert werden müssen und eine schlechte CO2-Bilanz aufweisen. Dass in Pappkartons teilweise erdölbasierte Farbrückstände enthalten sind, die in die Lebensmittel gelangen, bleibt z.B. ohne Erwähnung. Auch hygienische Bedenken beim Einsatz von Holz-Utensilien in der Küche bleibt unerwähnt. All die Nebeneffekte, die auftreten können, wenn man auf Kunststoff verzichtet, muss der Leser an anderer Stelle recherchieren.

Auf weitreichendere Problematiken wird nicht eingegangen, wie z.B. dass viele Winzer nicht freiwillig auf Naturkork verzichten, sondern aus der Not heraus Kunststoffkorken nutzen.

Ich gebe noch den Hinweis, dass es wenig Sinn macht, beim Händler Waren aus der Kunststoffverpackung herauszuholen, um sie dann im Jutebeutel nach Hause zu transportieren. Hergestellt wurde der Kunststoff dennoch und wird dann vom Händler entsorgt. Auch macht es wenig Sinn, seine schon gekauften Produkte wie Kaffeemaschinen oder Salatschleudern zu entsorgen. Lediglich über eine Neuanschaffung sollte man nachdenken. Hier lohnt sich ein Blick ins Nachwort des Autors, wo er kurz und knapp darauf eingeht.

Die Erfahrungsberichte am Ende sind hauptsächlich von jungen Frauen um die 20 verfasst. Die hätte man getrost weglassen können, weil sie kaum eine Vorbildfunktion für die Gesellschaft erfüllen (können).

Fazit

Viele neue Erkenntnisse wird der interessierte Leser in diesem Buch nicht finden. Dafür handelt es sich um eine gut gelungene Zusammenfassung von bewährten Informationen rund um das Leben mit weniger Kunststoff. Zudem kann das kleine Büchlein durchaus als Startpunkt für weitere Informationen dienen, da zahlreiche Quellen genannt werden.

Grundsätzlich sollte man bei selbstverlegten Sachbüchern (zumindest eher als bei Verlagsbüchern) die Informationen hinterfragen, die die Autoren in den Büchern schreiben, da eine Validierung der Informationen für gewöhnlich nicht erfolgt und (Hintergrund‑)Informationen zum Verfasser kaum bis gar nicht recherchierbar sind. 

Da hilft es auch wenig, wenn das Buch einen ewig langen Titel hat, denn dadurch steigt der wissenschaftliche Anspruch nicht, zumal das Buch dem Anspruch des Titels nicht gerecht wird, weswegen ich darauf in der eigentlichen Buchvorstellung nicht eingehe. Der gesamte Titel des Buchs lautet übrigens:
Plastikfrei Leben – Zero Waste im Alltag: Wie Sie mit cleveren Ideen gezielt Plastik vermeiden, die Umwelt schonen und nachhaltig leben – Schritt für Schritt zu einem besseren Leben ohne Plastik!

plastikfei leben

Titel: Plastikfrei leben – Zero Waste im Alltag
Autor: Mähleke, Stefan
Genre: Sachbuch
Seitenzahl: 116
Verlag: Selbstverlag

3/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2020

Meinung

Man merkt meinen Blogbeiträgen sicherlich an, dass wir in der Familie versuchen, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Umweltbelastung und Komfort zu finden. Dabei ist es in unseren Augen sehr kurz gedacht, nur auf einen Aspekt der Umweltbelastung zu schauen. Kunststoffe im Alltag zu vermeiden ist sicherlich strebenswert, sollte aber nicht zu Lasten anderer Umweltbelastungen gehen.

Es ist nämlich gar nicht so einfach, tatsächlich auf Nachhaltigkeit zu achten. Viele “Öko-Gurus” machen es sich manchmal sehr einfach. Wenn man zum Beispiel die gesamte Umweltbelastung betrachtet, dann ist die Betrachtung, ob die Kunststoffmehrwegflasche, die Glasmehrwegflasche oder der Karton mit Kunststoffinlay mehr Schaden anrichtet, nicht endgültig zu klären.

Und der Klassiker ist natürlich, anstelle nach Verpackungs-Alternativen zu suchen, eher die Verpackungs-Vermeidung anzustreben. Saisonal und regional Lebensmittel zu konsumieren, die Temperatur im Winter und damit die Heizkosten im Blick haben, weniger Auto fahren, Energiefresser im Haushalt ausfindig machen und nach Möglichkeit abstellen – das sind die Maßnahmen, die deutlich mehr für die Umwelt bringen als ein Verbot von Plastiktüten oder Wattestäbchen.

Es ist ein bisschen wie der Vergleich zwischen dem E-Book und dem gedruckten Buch: es ist egal, welches Medium man nutzt, wenn man es mehrmals im Jahr im Flieger durch die Gegend kutschiert. Der Flug belastet die Umwelt um ein derart vielfaches, dass die Frage hinfällig wird, welches Buchformat am umweltfreundlichsten ist. In vielen Belangen der Umweltdiskussionen ist es ähnlich. Hier hilft nur viel Selbstaufklärung seitens der Verbraucher, um das richtige Maß zu finden.

Sachbuchfruehling-Buch-Bingo-2

Dieses Buch macht mit beim Buch-Bingo im Rahmen des Netgalley SachbuchFrühlings (wurde mir allerdings nicht als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt) und zählt für die beiden Felder “Umwelt und Nachhaltigkeit” und “Lehrreiches Sachbuch”.

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