[Sage] Der Ring des Nibelungen

Bevor ich näher auf die­se umfang­rei­che Graphic-Novel-Adaption ein­ge­he, wer­fe ich einen klei­nen Blick auf die deut­sche Kulturgeschichte. Vielen dürf­te die Nibelungensage zumin­dest ein Begriff sein. Eine Sage, die in vie­len Formen inner­halb der nor­di­schen Kulturgeschichte zu fin­den ist. Eine Ursprungsform gibt es von ihr nicht, dafür sehr vie­le Adaptionen und Interpretationen. Eine davon ist das Nibelungenlied, das im Mittelalter von einem unbe­kann­ten Autor nie­der­ge­schrie­ben wur­de.

Die Nibelungensage und auch das Nibelungenlied sind Grundlage für Richard Wagners wich­tigs­tes Werk, bei dem er die Musik kom­po­nier­te, den Text schrieb und ver­gleichs­wei­se genau beschrieb, wie die­ser Opernzyklus umzu­set­zen ist: „Der Ring des Nibelungen“. Wagner kom­po­nier­te sein Werk als Tetralogie, die aus den Teilen „Das Rheingold“, „Die Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ besteht. Die Bayreuther Festspiele füh­ren das Stück bis heu­te auf, wobei sich die­se über drei Tage erstreckt bei einer Spieldauer von zir­ka 16 Stunden, wobei sich die­se von Dirigent zu Dirigent unter­schei­det.

Ein sol­ches Werk, das seit 1876 mehr oder min­der jähr­lich auf­ge­führt wird, und das in immer wie­der unter­schied­li­chen Inszenierungen sei­ne Zuschauer und Musiker for­dert, hat das Potential, dass man sei­ten­wei­se dar­über schrei­ben könn­te. Deshalb gehe ich jetzt nicht mehr wei­ter auf das Werk ein, aber ich brauch­te die­se län­ge­re Einleitung, um zu ver­deut­li­chen, dass die­se Graphic-Novel den Opernzyklus von Richard Wagner adap­tiert. Dabei wur­den im Original pro Teil der Tetralogie drei bzw. vier Kapitel ein­zeln ver­öf­fent­licht. Für den deut­schen Markt sind die 14 Teile der Adaption in einem Buch zusam­men­ge­fasst.

Craig Russell zeich­net sich für die Umsetzung ver­ant­wort­lich, der schon bei vie­len Werken sei­ne Finger im Spiel hat­te (wie z.B. bei den Sandman-Graphic-Novels von Nil Gaiman). Er ver­steht es, die essen­ti­el­len Bestandteile der Oper zu extra­hie­ren und als Adaption umzu­set­zen. Das funk­tio­niert teils kom­plett ohne Worte und teils mit „Original“-Texten. Wie ori­gi­nal die Adaption ist, lässt sich nicht so ohne wei­te­res sagen, aber da die Texte zuerst vom Deutschen ins Englische und danach wie­der zurück über­setzt wur­den, dürf­ten ein paar Fehler ent­hal­ten sein. Ich möch­te aber her­vor­he­ben, dass der Texte den­noch im Geiste aus ver­gan­ge­ner Zeit ent­stammt (also etwas alter­tüm­lich klingt).

Was eben­falls erhal­ten geblie­ben ist, ist die Komplexität der Geschichte. Allein die Anzahl der Figuren und Fraktionen ist enorm groß, so dass der Leser durch­aus gefor­dert wird.

Fazit

Auch des­halb kann eine Graphic Novel für Kinder unge­eig­net sein. Der schwie­ri­ge Text und die Komplexität der Erzählung dürf­ten so man­chen Leser über­for­dern. Richard Wagners Haupt- bzw. Lebenswerk ist ein­fach sehr kom­plex, bil­det aber auch ein gutes Stück Kulturgeschichte ab. Es ist sehr beein­dru­ckend, wie ein sol­ches Werk als Graphic Novel adap­tiert wer­den kann. Ich kann die­se jedem emp­feh­len, der sich für Opern nicht son­der­lich inter­es­siert, es aber den­noch reiz­voll fin­det, sich die­sem Werk zu nähern, um ein Stück deut­sche Geschichte mal ganz anders ken­nen­zu­ler­nen.

ring des nibelungen cover

Titel: Der Ring des Nibelungen
Szenario&Illustrator: Russell, Craig
Genre: Graphic Novel / Sage
Seitenzahl: 448
Verlag: Cross Cult
Band: 1 von 1

5/5

Originaltitel: The Ring of the Nibelung
Übersetzer: Stephanie Pannen
Herkunft: USA
Jahr: 2000 bis 2023 / 2023 (org./dt.)

Mehr Infos zum Buch inklu­si­ve einer umfang­rei­chen Leseproben fin­den sich auf den Seiten des Cross Cult Verlags.

Ein Ring, der alle ande­ren beherrscht? Kommt das irgend­wem bekannt vor? Ja, so man­cher Kritiker wirft J.R.R. Tolkien vor, dass er sich ledig­lich der bekann­ten Sagen und Legenden bedient hat und nichts eige­nes geschrie­ben hat. Ich fin­de, dass die­se Kritik recht weit her­ge­holt ist, denn sein “Herr der Ringe” besteht ja durch­aus aus mehr als nur aus die­sem einen Aspekt.

Zudem, was soll dar­an so schlimm sein, wenn es jeman­den gelingt, aus vie­len klei­nen Bausteinen alter Sagen und Legenden, eine gänz­lich neue Welt zu erschaf­fen?

graphic novels comics

In mei­ner per­sön­li­chen Übersicht der emp­feh­lens­wer­ten Comics und Graphic Novels fin­den sich vie­le lesens­wer­te und zum Teil sehr beein­dru­cken­de Werke, die alle auf ihre Art und Weise einen Blick wert sind.

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­den sich im Bereich “Über die­sen Blog”.

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