[Satire] Gullivers Reisen: Von Laputa nach Japan

Der sati­ri­sche Roman „Gullivers Reisen“ des iri­schen Schriftstellers Jonathan Swift wur­de 1726 ver­öf­fent­licht und bestand aus ins­ge­samt vier Teilen, die jeweils ande­re Reisen beschrie­ben. Die ers­ten bei­den Reisen nach Liliput und Brobdingnag wur­den spä­ter der sozi­al­kri­ti­schen und sati­ri­schen Elemente „berei­nigt“ und als Kinderbuch ver­öf­fent­licht. Seither wer­den Gullivers Reisen mit der Reise in das Land der klei­nen und gro­ßen Menschen in Verbindung gebracht. (Wenig über­ra­schend ent­stammt der Begriff „Lilliputaner“ die­sem Werk. Weil Kleinwüchsige die­sen Begriff mei­den, wird sehr gern von „Zwergen“ gespro­chen, die auf Lilliput leben, was natür­lich Quatsch ist, denn Zwerge sind eige­ne nicht­mensch­li­che Fantasiewesen bzw. eine eige­ne nicht­mensch­li­che Rasse. Man soll­te es wohl so hal­ten, dass in den Büchern Lilliputaner auf­tau­chen und in der Realität klein­wüch­si­ge Menschen. Aber das nur am Rande.) 

Die ande­ren bei­den Teile gerie­ten dadurch in Vergessenheit.

Die Graphic Novel „Gullivers Reisen: Von Laputa nach Japan“ adap­tiert den drit­ten Teil der Reisebeschreibungen, die unse­re Hauptfigur nach Laputa, Balnibarbi, Luggnagg, Glubbdubdrib und Japan füh­ren. Dadurch, dass sich der Autor Bertrand Galic sich an der Originalschrift ori­en­tiert, gibt es in der Erzählung zahl­rei­che Anspielungen eines Iren des 18. Jahrhunderts an die Vorherrschaft des dama­li­gen Englands.

Den Leser wird es jetzt nicht mehr wun­dern, dass Gulliver zu Beginn der Reise dem Kapitän sagt, dass er ihn nur dann auf der Fahrt nach Ostindien beglei­tet, wenn er ver­spricht, dass sie weder Riesen noch Lilliputanern begeg­nen wer­den. Gesagt getan, kommt das Schiff wie­der nicht an sei­nem Ziel an, son­dern wird von Piraten geka­pert. Diese set­zen Gullivers in einem Boot aus, wodurch er zu einer klei­nen Insel gelangt auf der über­lebt. Mit dem Eintreten der flie­gen­den Stadt wird es aller­dings son­der­bar. Und nicht alles wird in die­ser Graphic Novel erklärt. Wie z.B. dass die Bewohner Laputas (so der Name der flie­gen­den Stadt) von ihren Dienern mit einem Flegel gegen das Gesicht geklatscht wer­den, damit die­se aus ihren Gedanken geris­sen wer­den, da die­se Menschen ihren Geist nicht unter Kontrolle haben und einen Impuls an dem jewei­li­gen Organ benö­ti­gen, damit sie hören oder spre­chen kön­nen. Wie schon erwähnt, es ist merk­wür­dig und spie­gelt ein wenig den Humor wider, der sich in die­ser Adaption fin­det.

Die Zeichnungen sind rela­tiv mono­chrom, was grund­sätz­lich pas­send wirkt. Nur die Menschen der unter­schied­li­chen Städte wir­ken manch­mal etwas zu künst­lich, so dass ich anfangs bei­nah dach­te, dass es sich um Roboter oder Androiden han­deln wur­de. Aber nein, es ist kein Steampunk-Universum, das sich Swift aus­ge­dacht hat. Manchmal sind die Zeichnung nur etwas undeut­lich.
Umso deut­lich sind die jewei­li­gen Botschaften, die sich gegen die Unterdrückung und die Vorherrschaft Einzelner rich­ten oder gegen eine „Weiter-so-Politik“, wie wir es heu­te auch erle­ben. Es ist eben gar nicht mal so sel­ten, dass sich Geschichte wie­der­holt.

Fazit

Ich fin­de es span­nend, dass sich der Autor Bertrand Galic gera­de den drit­ten Teil der Reiseerzählungen vor­ge­nom­men hat, um die­se als Graphic Novel zu adap­tie­ren. Soweit mir bekannt, ist nicht in Planung, die ande­ren drei Reisen eben­falls zu adap­tie­ren. Warum er das gewählt hat? Keine Ahnung. Aber so wird die­se Erzählung auf jeden Fall wie­der einer grö­ße­ren Leserschaft sicht­bar gemacht, was ich sehr gut fin­de.
Hier und da hade­re ich ein wenig mit der Umsetzung, aber im Summe ist die Adaption durch­aus gelun­gen und all jenen Lesern zu emp­feh­len, die auch mal gern unge­wöhn­li­che Graphic Novels lesen.

buchcover

Titel: Gullivers Reisen: Von Laputa nach Japan
Autor: Swift, Jonathan; Galic, Bertrand
Illustrator: Echegoyen, Paul
Genre: Graphic Novel / Satire
Seitenzahl: 120
Verlag: Splitter Verlag
Band: 1 von 1

4/5

Originaltitel: Les Voyages de Gulliver – De Laputa au Japon
Übersetzer: Sophie Beese
Herkunft: Frankreich
Jahr: 2020 / 2021 (org./dt.)

Dieses Buch wur­de mir als Top-Leser von izneo als E‑Comic zur Verfügung gestellt. Mehr Infos dazu auf der Seite “Über die­sen Blog”.

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