Da ist er wieder, der Klappentext, der zu viel verrät. Und einen falschen Inhalt wiedergibt. Offenbar ist das auch irgendwem anders aufgefallen, so dass die Texte in den Beschreibungen der Onlineshops abgeändert wurden und nun auch zum Buch passen. Immerhin. Die Menschheit des 24. Jahrhunderts hat es unter die Erde verschlagen und die sie leben permanent in virtuellen Welten, eingeschlossen in Tanksystemen. Wer nun direkt an Matrix denken muss, der liegt richtig, nur, dass die Welten noch nicht so ausgefeilt sind.
Hinsichtlich der Darstellungen der Welten hat Marion Herzog ein Szenario erschaffen, das sich mir nicht erschlossen hat. Es ist nicht ganz stimmig und zeigt die ein oder andere Logiklücke. Hinzu kommt, dass ich als Leser immer den Eindruck hatte, als würde eine Gesellschaft des 20. Oder 21. Jahrhunderts beschrieben werden. Kaum vorstellbar, dass es in zwei Jahrhunderten kaum zu Veränderungen gekommen ist. Alles in allem ist das Szenario in sich nicht schlüssig und ich bin ein ums andere Mal über die ein oder andere Logiklücke gestolpert.
Wenn ich diesen Aspekt mal beiseite schiebe, dann kann ich mich voll und ganz auf die beiden Hauptfiguren konzentrieren, die diversen Geheimnissen innerhalb der Archen auf der Spur sind. Die Archen sind große unterirdische Bunkeranlagen, in denen die Überlebenden sich zurückgezogen haben. Es gibt zwar mehrere solcher Archen, diese spielen aber für diese Handlung keine Rolle. Es entwickelt sich ein spannendes Katz- und Maus-Spiel, das leider immer wieder daran krankt, dass zu wenig die Welten und ihre Funktionsweise beschrieben werden.
Fazit
Für mein Gefühl ist Algorytmica zwar ein gut geschriebenes Buch, aber mein Lesefluss wurde zu oft durch die Logiklücken gebremst, die mich haben innehalten lassen. Zudem endet das Buch ein wenig zu offen und hält sich zu offensichtlich die Option frei, einen Nachfolger zu empfangen. Wer gern in derartigen Science Fiction Romanen unterwegs ist und über die ein oder andere Logiklücke hinwegsehen kann, darf gerne zugreifen.
Auf zwei Logiklücken möchte ich etwas näher eingehen, da diese mir am ehesten aufgestoßen sind. Wer dies anders sieht oder mir anderweitige Erklärungen hat, darf gerne einen Kommentar hinterlassen.
Die Gesellschaft ist nicht mehr und die Menschen haben sich in Archen unter der Erde verschanzt. Dadurch, dass die Menschen immer älter werden, ist absehbar, dass die Ressourcen nicht mehr ausreichen werden. In der Geschichte gibt es einen machtbesessenen Rat, der einen Teil der Menschen in den Archen töten möchte, um den anderen Teil zu retten. Gleichzeitig möchte aber ein anderer Teil der Archen-Bewohner zur Erdoberfläche zurück, weil es den Anschein hat, dass auf der Erdoberfläche doch Menschen überlebt haben. Diese beiden Gruppen kämpfen nun gegeneinander, obwohl es doch auf der Hand läge, die Gruppe einfach auf die Oberfläche zu entlassen, die dies möchte. Warum dieser simple auf der Hand liegende Weg ausgeschlossen ist, wird in dem Buch leider nicht deutlich. Wenn ihn doch entdeckt hat, darf gerne die Kommentarfunktion dieses Beitrags nutzen.
Die Menschen der Archen können sich in digitale Welten einloggen. Wie diese Welt sich anfühlt und ausschaut ist abhängig von den Fähigkeiten der Programmierer. So weit, so verständlich. Nur, warum sollte es möglich seinen, einen Baum zu programmieren, aber keinen Wald? Die Autorin meinte mit den unterschiedlichen Holo-Welten sicherlich, dass es Unterschiede darin gibt, wie sie sich anfühlt. Beschrieben wird dies allerdings kaum bzw. viel zu wenig. Aber dass eine Holowelt so verkommt wie die von Marie Bonnet lässt sich nicht logisch erklären. Eine Holowelt kann nicht nach und nach schwinden. Wenn das Programm einmal läuft, dann verblassen nicht nach und nach die gezeigten Inhalte. Wenn dann später in den ELSA-Chats über Parentes Paradisum geschrieben wird, dass man auch das Essen oder die Betten haben möchte, die in den Videos zu sehen sind, so lässt es sich kaum erklären, weshalb ein solcher Code nicht kopiert werden können sollte. Die Rechenleistung mag für zu viele eingeloggte Menschen nicht ausreichen, aber das hat ja weniger Einfluss auf die Welt als solches. Ich finde, dass diese Darstellung nicht stimmig ist.
Titel: Algorytmica
Autor: Herzog, Marion
Genre: Science Fiction / Krimi
Seitenzahl: 432
Verlag: Heyne Verlag
Herkunft: Deutschland
Jahr: 2021
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren finden sich im Bereich „Über diesen Blog„.
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.