Das erste, was jeder über diesen Science-Fiction-Roman wissen muss, ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Er wurde nämlich 1897(!) vom deutschen(!) Autor Kurd Laßwitz im Verlag von Emil Felber veröffentlicht. Vor diesem Hintergrund ist es höchst erstaunlich, welche Ideen der Autor in sein Buch gepackt hat.
Damit meine ich natürlich nicht den Umstand, dass es Marsianer gibt, sondern mit welcher Technik diese den Erdlingen begegnen. Es wird mit der Schwerkraft gespielt, Raumschiffe und Raumstation gebaut und sogar ein Blick in die Vergangenheit ist möglich. Nicht umsonst gilt dieser Roman als das Urgestein deutscher Science-Fiction-Romane.
Allerdings steht nicht die Technik im Vordergrund dieses Romans, sondern die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Menschen und den Marsianern bzw. Martier, wie sie im Roman genannt werden. Dass der Roman im Zeichen seiner Zeit betrachtet werden muss, zeigt sich gleich zu Beginn, als die Martier zum ersten Mal auf „zivilisierte“ Menschen treffen. Es passiert am Nordpol, dass ein Forschungsballon aus Versehen von den Martier zum Absturz gebracht wird und diese ganz froh darüber sind, endlich mit Menschen in Kontakt treten zu können, die sich nicht wie die „wilden“ Inuit aufführen (eine Einstellung, die so manche Nordpol-Expedition hat scheitern lassen).
Zuerst sind die Beziehungen auf Neugierde beider Seiten begründet und verlaufen weitestgehend friedlich. Natürlich sind die Martier technisch den Menschen überlegen und sind entsprechend arrogant. Gleichzeitig sehen sie ihre Gesellschaft als die einzig wahre Form an, wie ein Miteinander überhaupt möglich sein kann. Zuerst beginnt alles sehr zögerlich und Kurd Laßwitz lässt sich viel Zeit mit Erklärungen und der Ausarbeitung seiner Figuren.
Im weiteren Verlauf nimmt zwar die Dramatik zu, aber auch die Ereignisse werden etwas straffer erzählt bis er am Ende recht schnell die Ereignisse folgen lässt. Dies fand ich etwas unglücklich gewählt, dass die Erzählstruktur von gemächlich nach überstürzend gewechselt ist. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind die Liebesbeziehungen, die einen sehr großen Anteil in diesem Roman haben. Den ein oder anderen Science-Fiction-Leser, der die heutigen Romane kennt, wird diesen Umstand vielleicht mit gerümpfter Nase wahrnehmen. Dabei zeigen die Liebesbeziehungen wesentliche Aspekte in der Beziehung beider Planeten und schlussendlich auch, wie die Konflikte gelöst werden (was im Übrigen nicht deshalb passiert, weil die Martier keinen Krieg mehr kennen, was hier und da zu lesen ist).
Fazit
In diesen Roman wurden etliche Dinge hineininterpretiert. Bis hin zu irgendwelchen philosophischen Aspekten. Das kann man machen, muss man aber nicht. Man kann diesen Roman auch einfach nur als Science-Fiction-Roman lesen und muss lediglich einzig und allein berücksichtigen, dass diese anno 1897 veröffentlicht wurde, um die diversen Unzulänglichkeiten innerhalb der Geschichte passend einordnen zu können und die so oder so nicht im Vordergrund dieses Romans stehen. Für Genre-Freunde ist dieser Urvater deutscher Science-Fiction-Literatur mit Sicherheit einen Blick wert.
Der Text ist inzwischen gemeinfrei und wird von zahlreichen Verlagen als Print verlegt. Wer gerne digital liest, kann das Buch u.a. beim Projekt Gutenberg lesen.
Titel: Auf zwei Planeten
Autor: Laßwitz, Kurt
Sprecher: Lontzek, Peter
Genre: Hörbuch / Klassiker / Science Fiction
Hörzeit: 24 Stunden und 58 Minuten
Verlag: Audible Studios
Print: gemeinfrei
Herkunft: Deutschland
Jahr: 1897⁄2013 (org./dieses Hörbuch)
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