[Science Fiction] DAVE

Ein schwieriger Roman, den Raphaela Edelbauer ihren Lesern präsentiert. Und das in vielerlei Hinsicht. Wer den Prolog als Leseprobe liest, versteht, was ich meine. Grundsätzlich steht das Thema „Künstliche Intelligenz“ im Fokus, was aber vor allem zu Beginn zu bedingt durchscheint.

In welcher Welt die Geschichte spielt, offenbart sich dem Leser nur nach und nach. Dann zeigt sich, in welcher Absurdität die Ereignisse platziert wurden. Zuerst in kleinen Nebensätzen wird klar, dass die Erde nicht mehr bewohnbar ist und erst später, wohin sich die Menschheit entwickelt hat. Sehr eng verbunden damit (zumindest im späteren Verlauf der Geschichte) steht die Frage im Raum, wozu die künstliche Intelligenz überhaupt erschaffen wurde.

“Wir arbeiten an einer generellen Intelligenz, die alle Probleme der Menschheit lösen wird. Sobald DAVE Bewusstsein entwickelt und über eigene Optimierungsprozesse verfügt, wird jeder von seiner kognitiven Leistung profitieren können.” 33%

Die KI ist nicht ein kleines Hirn, das von ein paar Nerds programmiert wurde, sondern ein Monstrum, das in einem fünfstöckigen Gebäude mit Lebensmittelproduktionen, Schulen, Gast- und Wohnstätten sitzt und von 118.998 Menschen gehegt und gepflegt wird. Aber nicht nur das. Das Gebäude wird auch permanent erweitert und optimiert. Aber auch hier wieder in einer sehr absurden Art und Weise, denn es kann passieren, dass die Menschen morgens zur Arbeit gehen und sich dann auf dem Rückweg verirren, weil die Wände und Gänge bis zum Abend grundlegend verändert wurde.

Der Roman erhebt einen sehr hohen Anspruch an den Leser. Zuerst kam mir in den Sinn, wie der Übersetzer es schaffte, diese Wort- und Satzkonstrukte ins Deutsche zu übersetzen, bis ich auf ein paar sehr typisch österreichische Wörtschöpfungen gestoßen bin und mir klar wurde, dass ich hier einen nicht übersetzten Text in der Hand halte. Das kann glaub ich nur im Original gelingen.
Gespickt ist der Text mit zahlreichen Fremdworten und Fachbegriffen, die nicht nur der sprachlichen Finesse entspringen, sondern teils auch den technischen Ausführungen geschuldet sind.

Damit hat es die Autorin meiner Meinung nach übertrieben. Viel zu oft werden die technischen Möglichkeiten zu ausufernd dargestellt und die Geschichte verliert sich ein wenig, bevor der rote Faden wiederentdeckt wird. Dadurch wird der Geschichte der Schwung, die Spannung und der Elan genommen. Oft war ich froh, wieder auf dem richtigen Pfad angelangt zu sein, nachdem die Umwege gegangen wurden.

Fazit

Raphaela Edelbauer präsentiert einen sehr anspruchsvollen und überaus philosophischen Roman, der den Leser auf vielfältige Art und Weise fordert. Für meinen Geschmack wurde der rote Erzählfaden zu oft verloren und der Leser mitgenommen auf eine sehr wissenschaftlich angehauchte Darstellung der Möglichkeiten bzw. Experimente. Für mich war das Buch für eine unterhaltsame SF-Belletristik eine Spur zu wissenschaftlich anspruchsvoll. Wer gern derart anspruchsvolle Romane liest, wird hingegen seine Freude haben.

»[…]Zweifelst du an künstlicher Intelligenz?«
»Ich zweifle sogar an natürlicher« 3%

buchcover dave

Titel: DAVE
Autor: Edelbauer, Raphaela
Genre: Science Fiction
Seitenzahl: 432
Verlag: Klett-Cotta Verlag

3.5/5

Herkunft: Österreich
Jahr: 2021

Schon bei dem Debütroman “Das flüssige Land” hatte ich überlegt, ob ich ihn lesen mag, fand aber nicht die Zeit dafür. Dieses Buch scheint auf jeden Fall ähnlich anspruchsvoll und ungewöhnlich zu sein. Mehr Informationen zu dem Buch finden sich auf den Seiten des Klett-Cotta-Verlags.

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren findet sich auf der Verlagsübersichtsseite.

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2 Kommentare

  1. Huhu,

    den Roman will ich auf jeden Fall noch lesen! Der Erstling der Autorin, “Das flüssige Land”, konnte mich mit seiner schieren Sprachgewalt und Originalität begeistern, auch wenn man sic wirklich darauf einlassen musste.

    Dazu kommt noch, dass ich während meinem Studium der Computervisualistik (das habe ich nach ein paar Jahren im Buchhandel gemacht) auch ein paar Semester lang “Robotik” und “Künstliche Intelligenz” belegt habe, just for Fun. Also eigentlich ein Buch wie für mich gemacht…

    LG,
    Mikka

    1. Hallo Mikka,
      dann werden Dich auf jeden Fall die wissenschaftlichen Einschübe interessieren, in denen Edelbauer ein wenig über den Stand der Technik philosophiert (und natürlich hier und da etwas ausschmückt).
      Vielleicht findest Du ja demnächst die passende Stimmung für das Buch 😉
      Viele Grüße
      Frank

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