[Science Fiction] Die 22 Tode der Madison May

Dieser Roman wird hauptsächlich aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen aus Sicht von Madison May und zum anderen aus Sicht von Felicity Staples. Der Titel des Romans offenbart schon die Art der Erzählung. Um Madison May 22 Mal zu ermorden, bedarf es mehrere Zeitebenen. Und genau darum geht es.

Es handelt sich also um ein Multiversum, in dem es leider ebenso viele Logiklücken geben kann, wie Zeitreisen. Das liegt in der Art und Weise, wie die Figuren des Romans zwischen den Dimensionen reisen. Es ist eine Mechanik, die so nur schwerlich funktionieren kann. Da es zu viel spoilern würde, wenn ich dies erkläre, muss ich mich leider so vage halten.

Spoiler: Funktionsweise

In diesem Roman funktioniert der Wechsel dergestalt, dass eine Person in die Paralellwelt wechselt, sich dort selbst ersetzt und in der alten Welt verschwindet. Die Angehörigen in der alten Welt sehen sich also der Situation gegenüber, dass eine Vertraute plötzlich nicht mehr vorhanden ist. Was mit der ursprünglichen Person in der neuen Welt passiert, wird nicht erklärt. Für den Wechsel wird ein Token benötigt. Wo dieser (ursprünglich) herkommt, wird auch nicht erklärt.

[Einklappen]

Im Verlauf der Geschichte kommen immer wieder neue Figuren ins Spiel, die ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel veranstalten. Was anfangs sehr verwirrend beginnt, klärt sich nach und nach auf. Auch an dieser Stelle möchte ich nicht mehr vom Inhalt berichten, denn es gibt natürlich ein paar Wendungen, denen ich nicht vorgreifen möchte. Dass es sich um Parallelwelten handelt, wird hingegen schon sehr früh klar.

Ich hadere ein wenig mit der Figur der Felicity. Anfangs kann ich noch einige Sympathien für sie entwickeln, weil sie derart plötzlich in dieses Szenario geworfen wurde und irgendwie mit dieser Situation fertigwerden musste. Ich konnte gut nachvollziehen, was in ihr vorgeht und weshalb sie so reagiert, wie es zu lesen ist. Im letzten Viertel hingegen, als der Roman seinem Finale zusteuert, wendet sich das Blatt grundlegend und sie verspielte viele Sympathiepunkte durch unlogisches und teilweise sehr dämliches Verhalten. Das hätte nicht sein müssen und es ruiniert ein wenig den kompletten Roman. Zusätzlich bleibt mir die mysteriöse dritte Partei der Weiterreisenden zu sehr im Verborgenen. Hier hätte es für mein Dafürhalten gern mehr Hintergrund geben dürfen.

Fazit

Anfangs fand ich den Roman sehr gut gemacht. Die Idee mit den Reisen war gut dargestellt und der Kriminalfall über mehrere Parallelwelten hat durchaus Spaß gemacht. Aber dann knubbelten sich Logiklücken mit unsympathischen Aktionen, wodurch der Roman zumindest für mich einiges verspielte. Er bekommt dann zwar so gerade eben noch die Kurve. Ich behalte den Roman für einen solchen in Erinnerung, der gut begann, dann aber recht stark nachgelassen hat. Ja, wer gern einen Kriminalfall in einem Multiversum lesen möchte, kann gern zugreifen. Genrefremde sollten sich hingegen nach Alternativen umschauen.

Logiklücke #1

Beim Ersetzen der Person in der neuen Welt verbleibt die Szenerie an dem Ort, an dem der Wechsel gestartet ist. Dies ist unlogisch, denn es müsste doch genau andersherum sein, weil ansonsten in der neuen Welt die Person an einen anderen Ort teleportiert worden ist.

[Einklappen]

Logiklücke #2

Im Roman wird zwar darauf hingewiesen, dass beim Überwechseln die Person allein sein muss, es wird aber nicht erklärt warum. Es wird auch nicht erklärt, weshalb es geht, dass zwei Personen wechseln können, wenn sich die Reisenden kennen.

[Einklappen]

Logiklücke #3

Wenn jede Entscheidung dazu führt, dass sich eine neue Welt auftut, dann ist nicht unbedingt wahrscheinlich, dass sich die Welten so ähneln. Die Unterschiede müssten viel größer sein, zumal die Szenarien so beschrieben waren, dass nur die Hauptfiguren und ihr direktes Umfeld geändert waren. Und der Rest der Welt? Der war wie immer.

[Einklappen]

Logiklücke #4

Ja, die Reisenden wissen, dass sie reisen. Die Person, deren Leben übernommen wird, weiß dies nicht. Dennoch gibt es keine Kinder? Keine Personen, die zufällig auf Reisen sind? Keine Krankheiten oder Behinderungen, die die Personen in den neuen Welten haben? Alles sehr wage.

[Einklappen]

22 tode der madison may

Titel: Die 22 Tode der Madison May
Autor: Barry, May
Genre: Science Fiction / Krimi
Seitenzahl: 432
Verlag: Heyne Verlag

3.5/5

Originaltitel: The 22 Murders of Madison May
Übersetzer: Kempen, Bernhard
Herkunft: USA
Jahr: 2021 / 2023 (org./dt.)

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren finden sich im Bereich “Über diesen Blog“.

Die Verweise zu Amazon sind mit Affiliate-Links versehen. Das heißt, dass mit einem Kauf über einen dieser Links, ich von Amazon eine kleine Provision erhalte. Auf den Preis hat das keine Auswirkung.

Werbung

Ein Kommentar

  1. Hallo Frank!
    Mit dem Buch hab ich auch eine Weile geliebäugelt, wollte dann aber doch erst einmal abwarten, was andere so dazu zu sagen haben. Irgendwie klingts interessant, und irgendwie, als wäre ich dann irgendwann von den von dir erwähnten Logikfehlern genervt. Ich behalt das Buch weiter im Hinterkopf, aber so richtig gezündet hats jetzt nicht bei mir 😀

    Liebe Grüße!
    Gabriela

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert