[Thriller] Das Heim

Die Idee hin­ter Mats Strandbergs zwei­tem Roman ist gut. In einer Demenzstation zieht das Grauen ein. Das ist des­halb gut gewählt, weil auf sol­chen Stationen (zumin­dest so, wie Strandberg es dar­stellt) auch ohne über­na­tür­li­chem Einwirken ein gewis­ses Grauen vor­han­den ist.

Deshalb ist der Anfang des Romans auch in mei­nen Augen sehr gut. Es wer­den die Hauptfiguren vor­ge­stellt, die sich (Kleinstadt sei dank) alle aus der Kindheit bzw. Jugend ken­nen und nun im Erwachsenenalter wie­der auf­ein­an­der­tref­fen. Die Beziehungen zwi­schen den Figuren wer­den nach und nach gelüf­tet und ers­te klei­ne Ungereimtheiten tre­ten zu Tage.

Und dann fängt das Warten an. Als Leser wur­de ich zuse­hends unge­dul­dig, wann es denn mit der Spannung los­geht. Stattdessen hat Strandberg sehr viel Zeit dar­auf ver­wen­det, die Zustände auf einer Demenzstation dar­zu­le­gen und mit wel­chen Problemen die Pfleger und Pflegerinnen tag­täg­lich zu kämp­fen haben. Es ist durch­aus okay, einen Thriller dar­auf zu ver­wen­den, einen Einblick in eine sol­che Station zu gewäh­ren, aber in die­sem Umfang war es mei­ner Meinung nach zu viel des Guten. Mit dem Mittelteil hat der Autor dem (war­ten­den) Leser kei­nen Gefallen getan.

So gegen Ende (ab ca. 80% des e‑Books) fängt es an, etwas span­nen­der zu wer­den und die Roman wird wie­der gut, auch wenn vie­les ein­fach vor­her­seh­bar und wenig über­ra­schend ist. In mei­nen Augen ist es ein­fach zu wenig span­nend oder gar gru­se­lig. Da hilft es auch wenig, dass der sich Autor klas­si­scher Thriller-Elemente bedient hat, wie z.B. kur­ze Kapitel und welch­seln­de Erzählperspektiven.

Fazit

Der Erzählstil von Strandberg ist rela­tiv ruhig, wes­halb es so pas­send gewe­sen wäre, wenn er nach sei­ner Einleitung ein biss­chen mehr in sei­ne Geschichte ein­ge­baut hät­te. Das Ende holt zwar wie­der eini­ges her­aus, aber der lang­at­mi­ge Mittelteil ist ein­fach zu domi­nant, vor allem, weil das Übernatürlich viel zu wenig prä­sent war. In mei­nen Augen ist die­ser Roman bes­ten­falls ein Grusel-Thriller, falls es sowas über­haupt gibt. Empfehlenswert ist der Roman nur für jene, die ger­ne ruhi­ge und mehr dem Drama ange­lehn­te Thriller mögen.

das heim

Titel: Das Heim
Autor: Strandberg, Mats
Genre: Thriller
Seitenzahl: 448
Verlag: Fischer Tor

3.5÷5

Originaltitel: Hemmet
Übersetzer: Nina Hoyer
Herkunft: Schweden
Jahr: 2017 / 2018 (org./dt.)

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­den sich im Bereich “Über die­sen Blog”.

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5 Kommentare

  1. Hi Frank!

    Ich hab dem Heim 4 Sterne gege­ben – ich fands auch nicht per­fekt aber gut 🙂
    Die Überfahrt hat mir defi­ni­tiv bes­ser gefal­len und ich hof­fe, dass auch “Das Ende” bald bei mir ein­zie­hen kann.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hi Aleshanee,

      ich habe Dein Review schon bei Goodreads ent­deckt gehabt. Ist bei mir auch so, dass ich Die Überfahrt bes­ser fand. Mal schau­en, ob ich Das Ende auch irgend­wann mal lese …

      Viele Grüße
      Frank

  2. Hallo Frank,

    ich habe die­ses Buch geliebt und es zähl­te damals sogar zu mei­nen Jahreshighlights. Dieses Warten – wie du es beschreibst – mag ich sehr, sehr ger­ne. Ich lie­be es, wenn die ‘Normalität’ im Vordergrund steht und sich ganz sach­te das Grauen dar­in breit macht.

    Liebe Grüße,
    Nicole

    1. Hallo Nicole,

      ok, wenn Du das, ich sag mal zar­te Grauen magst, dann kann ich mir vor­stel­len, dass Du sehr viel mehr Gefallen an dem Buch hat­test als ich. Aber ich bin da offen­sicht­lich auch eher in der Minderheit, wenn ich mir die ande­ren Meinungen zu dem Buch anschaue … 🙂

      Viele Grüße
      Frank

      1. Hallo Frank,

        bei dei­ner Wortwahl muss­te ich schmun­zeln: zar­tes Grauen! 🙂 Mich packt’s viel mehr, wenn Horror sub­til ein­ge­fä­delt wird als wenn alles zu grob gehackt ist – im wahrs­ten Sinne des Wortes. Wenn es recht bru­tal oder mons­trös wird, wird mir meis­tens lang­wei­lig. Aber so wie bei “Das Heim” jagt mir ein wah­rer Schauer über den Rücken.

        Liebe Grüße,
        Nicole

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