Wieso wissen wir nicht, wo wir herkommen? Und weshalb gibt es keine Erklärung, was uns Menschen erwartet, wenn wir sterben? Das sind zwei Fragen, die in dem Science-Fiction-Thriller von Andreas Brandhorst beantwortet werden. Nun, zumindest in der Welt, die der Autor geschaffen hat. Und es folgen weitere Gedankenexperimente. Wie kann bewiesen werden, dass wir in einer Simulation leben? Oder eben nicht?
Es gibt aber auch Fragen, die andere Autoren immer wieder in ihren Büchern verarbeiten, wie z.B. die Frage, wo unser Bewusstsein steckt, ob dieses Bewusstsein zwingend an einen Körper gebunden sein muss und ob eine KI irgendwann ein Bewusstsein entwickeln kann. Und wie merkt der Mensch, dass eine KI sich ihrer selbst bewusst ist?
Andreas Brandhorst verpackt diese Fragen (und noch viele andere mehr) in einen Thriller, der aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird und zumindest anfangs sich wie ein Agenten-Hacker-Thriller liest. Schon früh wird jedoch klar, wohin die Reise gehen wird, weshalb die Zeitspanne bis zum Finale sich etwas zieht.
Die Aufklärung mit dem, was hinter dem vom Autor geschaffenen Szenarion steckt, fand ich persönlich etwas unspektakulär. Ich hatte mir etwas anderes vorgestellt. Am Ende ist es allerdings Geschmackssache und hängt vielleicht von den eigenen Vorstellungen ab, die man sich im Laufe seines Lebens gesammelt hat.
Der Roman ist auch ein Tech-Thriller, d.h., dass der Autor sehr viele Fachbegriffe verwendet. Und zwar so viele, dass sich ein Glossar lohnt, in dem er etliche Begriffe erklärt. Allerdings manchmal derart technisiert, dass der Leser auch für die Erklärungen einiges an Wissen mitbringen sollte. Es muss zwar niemand zwingend »Duke Nukem« kennen, sehr wohl aber die Welt des Internets.
Ich finde das Thema sehr spannend, denke aber, dass nur jene Leser Spaß an dem Thriller haben, die sich in der Welt der Rechner und des Internets wohlfühlen. Ich kann mir gut vorstellen, dass alle anderen die Inhalte zu technisiert empfinden können.
Der Gedanke ist verrückt. Wenn eine KI ein Bewusstsein entwickeln kann, dann hätte sie es ohne physische Anbindung geschafft. Und wenn eine KI das kann, dann sollten das doch auch Menschen können. Und das wäre dann eine Unsterblichkeit, zumindest solange es Rechensysteme gibt, auf denen diese Daten lagern können (siehe auch “Die Abschaffung des Todes” von Andreas Eschbach, der mit ähnlichen Gedankenexperimenten gespielt hat). Es wäre also eine Matrix (wie aus den bekannten Filmen) ohne die Anbindung an die menschlichen Körper, die in diesen Romanen bzw. Filmen notwendig waren.
Und wenn es möglich wäre, ein solches Bewusstsein zu programmieren oder zu speichern, dann ist auch eine Kopie möglich. Dann hätte man sein Bewusstsein verdoppelt bzw. beliebig oft repliziert und hätte mittels der »von Neumann Sonden« sein “Bobiverum” geschaffen.
Neu sind solche Gedankenexperimente nicht. Ganz im Gegenteil glauben viele Menschen, dass sie in einer Simulation leben, in der erprobt wird, welche Möglichkeiten es gibt und welche zum Scheitern verurteilt sind. Allerdings glauben manche Menschen auch daran, dass die Erde eine Scheibe ist. Nur mit dem Unterschied, dass man dies wissenschaftlich widerlegen kann, während der Nachweis, dass man nicht in einer Simulation lebt, deutlich schwieriger ist.
An seinem Leben ändern solche philosophischen Fragen nichts, denn ändern können die äußeren Umstände nicht. Genauso wenig kann irgendjemand garantieren, dass wir nach Beendigung unseres Lebens auf der Erde endlich die Antworten erhalten, nach denen wir Menschen immer wieder gesucht haben. Es sind philosophische Gedankenexperimente, die ich spannend finde, andere Menschen aber für vollkommen nutzlose Zeitverschwendung halten. Nun, ich sage da nur »leben und leben lassen«.
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Titel: Der Riss
Autor: Brandhorst, Andreas
Genre: Thriller / Science Fiction
Seitenzahl: 640
Verlag: Heyne Verlag
Herkunft: Deutschland
Jahr: 2024
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Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren finden sich im Bereich »Über diesen Blog«.
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