[Thriller] Die Augen der Finsternis

“Die Augen der Finsternis” hat Koontz in einer ers­ten Fassung 1981 geschrie­ben und unter sei­nem Pseudonym Leigh Nichols ver­öf­fent­licht. Erst spä­ter hat er es bei Verlagen unter­brin­gen kön­nen bis es 1988 zum ers­ten Mal den Weg nach Deutschland gefun­den hat. Später hat Koontz das Buch grund­le­gend über­ar­bei­tet und es erschien sowohl im engi­schen Original als auch in die­ser deut­schen Fassung unter einem neu­en Titel.

Hintergrundwissen

Dieser Hintergrund ist wich­tig zu wis­sen, denn das Buch wird stark von den dama­li­gen Einflüssen beheerscht, als der “Eiserne Vorhang” fiel und sich die Welt Russland gegen­über geöff­net hat und sich die Westmächte auf die Suche nach einem neu­en Feindbild bege­ben haben. Aber auch der Aufbau der Geschichte und die Hintergründe sind sehr typisch für Romane, die zu die­ser Zeit geschrie­ben wur­den.

Heutzutage wir­ken alle Zusammenhänge ein biss­chen zu stark kon­stru­iert und zufäl­lig und die Figuren ein biss­chen zu bewusst plat­ziert. Dadurch wird das Buch nicht schlecht, bedient sich aber eini­ger typi­scher Klischees und öff­net gleich­zei­tig meh­re­re Logiklöcher. Wer sich dar­an stört, soll­te bes­ser nicht zu dem Roman grei­fen, alle ande­ren wer­den den Spannungsbogen mögen.

Vor allem der Mix von para­nor­ma­len Einflüssen und Thriller-Elementen erin­nert stark an ver­gleich­ba­re Bücher von Stephen King, der zu die­ser Zeit ähn­li­che Bücher ver­fasst hat. Koontz behaup­tet zwar, dass er in die­ses Buch auch “Romance” hat ein­flie­ßen las­sen, die mir per­sön­lich aller­dings nicht auf­ge­fal­len ist.

Fazit

Der Corona-Hype scheint ange­sichts der mage­ren Rolle des Wuhan-Virus in dem Buch ein biss­chen zu dick auf­ge­tra­gen. Ich emp­fin­de es aber als nicht gerecht­fer­tigt, das Buch allein wegen die­ser Marketing-Strategie abzu­stra­fen, denn es ist ein guter Genremix, der vor dem zeit­ge­schicht­li­chen Hintergrund sei­ner Entstehungszeit betrach­ten wer­den muss. Mich hat das Buch durch­aus ange­spro­chen, weil ich zum einen über die ein oder ande­re Ungereimtheit hin­weg­le­sen kann und zum ande­ren weil mir die Mischung von Thriller und para­nor­ma­len Erzählelementen sehr gefällt. Wer es mir gleich­tut, wird mit die­sem Buch sicher­lich sei­ne Freude haben.

Über die Neuauflage und die Corona-Krise

cover die-augen-der-dunkelheit

Dieser Thriller erschien 1988 unter dem Titel “Die Augen der Dunkelheit” im Heyne Verlag. Ich selbst habe das Buch anno 1992 gele­sen. In die­ser Fassung umfasst das Buch 316 Seiten, wobei der redu­zier­te Umfang nicht nur auf den ande­ren moder­nen heu­ti­gen Druck zurück­zu­füh­ren ist, son­dern das Buch wur­de grund­sätz­lich ver­än­dert, wie das fol­gen­de Beispiel zeigt.

Das Buch wur­de von einer ande­ren Übersetzerin (näm­lich Alexandra von Reinhardt) über­setzt und zeigt wesent­li­che Änderung. So heißt es zum Beispiel in der neu­en über­setz­ten Fassung am Anfang von Kapitel 10:

“Keine zwei traum­lo­sen Stunden spä­ter plag­te sie aber­mals ein Albtraum von Danny. Er war am Boden eines tie­fen Lochs gefan­gen.”

In der Übersetzung von 1988 heißt es indes:

Wenige Stunden spä­ter hat­te sie wie­der einen Alptraum. Danny war auf dem Grund einer tie­fen Grube gefan­gen.

Wer nun denkt, dass einer von bei­den grot­tig schlecht über­setzt hat, liegt lei­der falsch, denn auch das eng­li­sche Original wur­de mas­siv über­ar­bei­tet. Das Buch hat­te Koontz zuerst schon im Jahre 1981 unter dem Pseudonym Leigh Nichols ver­öf­fent­licht. In Deutschland erschien das Buch direkt unter sei­nem rich­ti­gen Namen. Gleichzeitig wur­de auch in den USA das Buch 2016 neu auf­ge­legt und ich glau­be, dass es in die­sem Zuge kom­plett neu über­ar­bei­tet wur­de, wes­halb es die­se unter­schied­li­chen Version von dem Buch gibt.

Die wesent­li­chen Handlungselemente wur­den hin­ge­gen nicht ange­tas­tet.

Aktuell wird das Buch inter­na­tio­nal wie­der her­vor­ge­kramt, weil eine Verbindung von der Geschichte zur aktu­el­len Corona-Krise her­ge­stellt wer­den kann. Diese Zufallsbegegnung spielt in dem Buch aber nur eine unter­ge­ord­ne­te Rolle, wenn Koontz einen Wuhan-Virus als bio­lo­gi­sche Waffe am Ende des Buchs in dem Gesamtkonstrukt der Auflösung ein­ge­floch­ten hat. Bis auf die­se Erwähnung gibt es kei­ne wei­te­ren Bezüge, so dass es (wenig über­ra­schend) mehr Marketing als Vision des Autors ist, wenn es nun wie­der her­vor­ge­holt wird.

Der Hype wird ürbi­gens in den USA pro­du­ziert (wo auch sonst?), wo das Buch den Titel “The Eyes of Darkness: A grip­ping sus­pen­se thril­ler that pre­dic­ted a glo­bal dan­ger…” trägt (auf Deutsch: Die Augen der Finsternis: Ein span­nen­der Thriller, der eine glo­ba­le Gefahr vor­aus­sag­te …)

cover augen der finsternis

Titel: Die Augen der Finsternis
Autor: Koontz, Dean
Genre: Mystery-Thriller
Seitenzahl: 368
Verlag: Ullstein Verlag

4/5

Originaltitel: The Eye of Darkness
Übersetzer: Sabine Schilasky
Herkunft: USA
Jahr: 2012 / 2020 (org./dt.)

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­det sich auf der Verlagsübersichtsseite.

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5 Kommentare

  1. Hi Frank!

    Ja, so alte Titel aus­zu­gra­ben hat schon auch sei­nen Reiz 🙂
    Sie sind defi­ni­tiv anders geschrie­ben und auf­ge­baut, aber gera­de das sticht bei dem “gefühl­ten” Einheitsbrei gra­de in man­chen Genren sehr posi­tiv raus.
    Ich kann da auch ganz gut über Klischees und Logiklöcher weg­se­hen, kommt immer drauf an wie der Rest dann funk­tio­niert. Von Koontz hab ich ja frü­her auch eini­ges gele­sen, wobei King immer mein Favorit war <3

    Ich bin gespannt, wel­che Bücher noch alle neu auf­ge­legt wer­den, die auf einem “glo­ba­len Virus” oder einer Verschwörungstheorie auf­bau­en ^^

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hallo Aleshanee,
      das Buch wur­de schon vor der Corona-Krise neu auf­ge­legt, wobei Koontz es wohl selbst grund­le­gend über­ar­bei­tet hat. Wann das war, ist etwas schwie­rig her­aus­zu­fin­den, ver­mut­lich so um die Jahrtausendwende her­um.
      Der Hype kommt tat­säch­lich aus den USA und nun sind alle ent­täuscht, dass in dem Buch gar kei­ne Pandemie beschrie­ben wird und dass das Virus nur eine klitz­klei­ne Nebenrolle spielt. Manchmal geht eine Marketing-Strategie nicht auf, wobei das viel­leicht für das Ausland anders aus­schaut …
      Viele Grüße
      Frank

      1. Ah ok, dan­ke für die Info!
        Allerdings glaub ich trotz­dem, dass da in nächs­ter Zeit eini­ges auf den Markt kom­men wird dass sich mit die­ser Thematik beschäf­tigt – las­sen wir uns über­ra­schen 🙂

        1. Gesehen habe ich der­lei schon recht vie­le Bücher, wobei ich aller­dings immer den Eindruck hat­te, als hät­te der Autor in letz­ter Minute sein Buch schnell umge­schrie­ben, um es an die Pandemie anzu­pas­sen. Bewusst wür­de ich sowie­so nie danach grei­fen.

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