[Thriller] Game Changer – Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen

Wie soll­te ich die­ses Buch am bes­ten vor­stel­len? Fange ich mit dem Positiven oder dem Negativen an? Ich star­te mal mit einem Satz aus dem Klappentext: „Stell Dir vor, du könn­test die Welt ver­än­dern … Welche Entscheidung triffst Du?“ Dieser Satz impli­ziert, dass die Hauptfigur des Romans ganz bewusst in das Geschehen ein­greift, um etwas zu ver­än­dern. So wie z.B. in Stephen Kings „Der Anschlag“, wo die Hauptfigur ganz bewusst etwas in einer Realität ver­än­dert, um sich dann mit den Folgen aus­ein­an­der­ge­setzt zu sehen. Die meis­ten ken­nen das als „Schmetterlingseffekt“, nach des­sen Idee schon klei­ne Änderungen gro­ße Wirkungen haben kön­nen.

Diese Idee greift auch Neal Shusterman in sei­nem Roman „Game Changer“ auf, nur dass Leser wie Hauptfigur am Anfang etwas von der Situation über­rascht sind. Es ist eben nicht so, dass die­se Änderungen bewusst ein­tre­ten, wes­halb der Protagonist unbe­wusst u.a. die Rassentrennung wie­der ein­führt. Und spä­tes­tens ab die­sem Zeitpunkt merkt der Leser, dass sich die­ses Buch an eine jun­ge Leserschaft rich­tet. Shusterman zeigt auf, wel­che Folgen Rassismus haben kann und was pas­siert, wenn extre­mes poli­ti­sches Gedankengut die Oberhand gewinnt.

Zusätzlich greift er das Thema Homosexualität auf, das je nach Region einen gleich­falls schwe­ren Stand hat wie die Rassentrennung. Allein beim Umgang mit die­se bei­den Themen merkt man dem Roman sehr deut­lich sei­ne Herkunft an. Ich möch­te nicht behaup­ten, dass in Europa alles in Butter ist, bil­de mir aber ein, dass wir deut­lich offe­ner mit dem Thema umge­hen. Zusätzlich setzt der Autor vor­aus, dass die Leser sich recht gut mir Football aus­ken­nen. Im Großen und Ganzen konn­te ich mir zwar zusam­men­rei­men, was der Autor mein­te, fin­de es aber sehr für die­sen Roman bezeich­nend, dass er sich der­art ein­deu­tig an US-Amerikaner rich­tet.

Zum Ende wird der Roman in mei­nen Augen etwas lang­at­mig, wenn alle Themen ein­mal durch­ge­kaut sind. Dann habe ich sehn­süch­tig dar­auf gewar­tet, dass etwas mehr Licht ins Dunkle gebracht wird. Hier hat Shusterman den Leser etwas zu lan­ge hun­gern las­sen. Das Ende bzw. die Auflösung ist zwar nicht das Ei des Kolumbus, aber des­halb natür­lich nicht min­der rich­tig.

Fazit

Neue Ideen sucht der Leser in die­sem Jugendroman ver­geb­lich. Autoren müs­sen natür­lich nicht mit jedem Buch das Rad neu erfin­den und manch­mal kommt es dar­auf an, wie bekann­te Themen oder Elemente zu einem neu­en gro­ßen Ganzen zusam­men­ge­fügt wer­den. Und da lie­fert Neal Shusterman eine grund­so­li­de Geschichte mit Themen, die lei­der immer aktu­ell zu sein schei­nen. In mei­nen Augen kein über­ra­gen­der aber den­noch ein lesens­wer­ter Social-Thriller.

game changer

Titel: Game Changer – Es gibt unend­lich vie­le Möglichkeiten, alles falsch zu machen
Autor: Shusterman, Neal
Genre: Thriller/Social-Thriller
Seitenzahl: 416
Verlag: Fischer Sauerländer

4/5

Originaltitel: Game Changer
Übersetzer: Andreas Helweg, Pauline Kurbasik und Kristian Lutze
Herkunft: USA
Jahr: 2021 (org./dt.)

Klugscheißermodus
In den Romanen von Neal Shusterman gibt es immer wie­der Aussagen, die so nicht stim­men und die davon zeu­gen, dass der Autor nicht unbe­dingt eine gro­ße Recherchearbeitet geleis­tet hat. So wird z.B. ein Stier in einer Kampfarena nicht auf­grund der roten Farbe des Tuchs aggres­siv, son­dern wegen der Bewegungen, die der Kämpfer damit vor sei­ner Nase voll­zieht. Eigentlich mitt­ler­wei­le eine all­ge­mein bekann­te Tatsache, dass Stiere far­ben­blind sind.

Auch gibt es mehr als nur eine Handvoll mög­li­cher Universen. Zumindest wenn man sich der Theorie der Multiversen bedient. In die­sem Zusammenhang emp­feh­le ich den SF-Roman „Universum“ von Phillip Peterson:

»Hier steht, dass es etwa zehn hoch fünf­hun­dert unter­schied­li­che Zustände gibt, die ein Universum anneh­men kann.«
Das war eine Eins mit fünf­hun­dert Nullen.

Zitat aus „Universum“ von Phillip P. Peterson bei ca. 92% des eBooks.

Dieses Buch wur­de mir über die Plattform Netgalley als E‑Book zur Verfügung gestellt. NetGalley gibt kei­ner­lei Vorgaben über die Art und Weise, wie Bücher bewer­tet oder vor­ge­stellt wer­den. Mehr Infos dazu auf der Seite “Über die­sen Blog”.

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7 Kommentare

  1. Hi Frank!

    Ich fan­ge heu­te das Buch an und ich bin echt sehr gespannt!
    Nach der Bewertungsskale zu urtei­len scheint das neue Buch von ihm nicht ganz so gut anzu­kom­men, wie ich erwar­tet hat­te … und des­halb hab ich auch mei­ne eige­nen Erwartungen etwas her­un­ter geschraubt.
    Ich bin gespannt wie es auf mich wir­ken wird.
    Vor allem die vie­len “aktu­el­len” Diskussionsthemen, die hier mit bei­gemischt wor­den sein sol­len.

    Aber ich freu mich jeden­falls drauf 🙂

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hi Aleshanee, genau! Lass Dir den Lesespaß nicht ver­der­ben. Aber scha­den kann es nicht, die Erwartungshaltung etwas zu dros­seln 🙂 Ich bin gespannt, wie es bei Dir am Ende ankommt … Viele Grüße Frank

      1. Hi Frank, ich bin ja mitt­ler­wei­le durch und fand den rasan­ten Erzählstil und die Aufarbeitung der Themen an sich gut gemacht.
        Aber ich kam die gan­ze Zeit nie so wirk­lich an und mir fehlt auch irgend­wie die Tiefe … die Grundessenz, wo will er hin?
        Klar: Am Ende müs­sen wir mit dem Leben was wir haben und das Beste dar­aus machen, ich den­ke das sagt es aus, den­noch hab ich mich beim Lesen nicht so in der Geschichte gefühlt, wie es bei dem Autor sonst immer der Fall war …

        Das mit dem Football hat mich nicht so sehr gestört, ich ken­ne da zwar auch vie­le Begriffe nicht, aber das war halt der Rahmen – der uner­klär­li­che *lach* Wie ja eini­ges noch offen blieb. Warum es über­haupt so einen “Sub-Loc” gibt ist mir nicht schlüs­sig gewor­den, wenn dar­auf hin­ge­ar­bei­tet wur­de, wie­der zur Ursprungswelt zurück­zu­kom­men. Oder hab ich da was wich­ti­ges über­le­sen?

        1. Hi Aleshanee,

          ja, das in etwa mein­te ich damit, dass man neue Ideen ver­geb­lich sucht. Ja, Tiefgang fehlt auch, aber bei einem Jugendbuch ist es immer schwie­rig zu beur­tei­len, wie­viel Oberflächlichkeit gestat­tet sein darf, oder?

          *** Jetzt spoi­lern wir hier aber ordent­lich 😉 ***

          So wie ich das ver­stan­den habe, tre­ten die Weltenänderer zufäl­lig auf und brin­gen das Gleichgewicht aus dem Ruder. Meist eben zufäl­lig nach dem Motto “der Wunsch ist der Vater des Gedanken” und die­je­ni­gen müs­sen ler­nen, ihre Gedanken bewusst ein­zu­set­zen, damit es nicht zu einer zu gro­ßen Verschiebung im Kontinuum kommt, die Auswirkungen auf die ande­ren Welten hat. Dafür gibt es dann die Skater (hab die Namen jetzt ver­ges­sen). Das ist zumin­dest der Mechanismus, den ich ver­stan­den habe.

          Klar, am Ende ist die Botschaft, dass Du mit dem zufrie­den sein sollst, was Du hast und das die Liebe über allem steht und alles gera­de­bie­gen kann 😉

          Viele Grüße
          Frank

          1. Genau da hat es bei mir gehakt … das Phänomen tritt zufäl­lig auf? Überall im Universum? Und dann soll man beim Springen was? Verbessern? Wieder zurück­fin­den? Oder was?
            Das kam mir lei­der nicht so klar rüber und das immer beim Lesen an mir genagt ^^

            Die Skater hie­ßen alle Ed in sämt­li­chen Variationen 😀

            Im Endeffekt war es ein deut­li­ches Hinweisen auf sämt­li­che Problematiken der heu­ti­gen Gesellschaft mit dem Effekt:

            —- SPOILER —-

            -> Am Ende haben wir nur unse­re Welt und wir müs­sen ver­su­chen, das Beste aus ihr zu machen, und zwar jeder ein­zel­ne der bei sich selbst anfan­gen muss, etwas zu ändern, wenn er es denn will.
            Natürlich eine gute Botschaft, die ich auch so ver­stan­den habe, den­noch war ich beim lesen oft­mals nur mit dabei und nicht mit­ten­drin. Warum auch immer… ob das bei Jugendlichen bes­ser so funk­tio­niert kann natür­lich durch­aus auch sein. Oder bei ande­ren Erwachsenen – viel­leicht liegts ja auch an mir ^^ Aber ich hab das jetzt schon von meh­re­ren gehört

            1. So, wie ich es ver­stan­den habe, tritt es zufäl­lig irgend­wo im Universum auf. Das Wesen, das dann die Welten ver­än­dern kann, hat kei­ne Vorgaben, was es mit sei­ner Kraft machen kann, aber oft­mals geht es wohl schief. Also ist wohl so indi­rekt die Aufgabe, am bes­ten gar nichts zu ändern. Aber Du hast recht, das kam nicht so recht deut­lich rüber. Und viel­leicht habe ich mir das ja auch falsch zusam­men­ge­reimt, aber es ergä­be zumin­dest sowas wie einen Sinn. 🙂

              1. Ok, ver­ste­he ich, irgend­wie…
                Einen Sinn seh ich dahin­ter trotz­dem nicht *lach*
                Ich den­ke das ist auch das, was mich dar­an gestört hat 😉

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