Meine Beiträge zur deutschen Sprache habe ich zu einer kleinen Reihe mit dem Titel “Sprachkapriolen” zusammengefasst. Es werden in dieser Reihe immer wieder in loser Folge ein paar Beiträge folgen. Bisher ging es ums Gendern und was diese Versuche mit der Sprache machen (können). Bisher waren die Beiträge so aufgebaut, dass ich eher gezeigt habe, was nicht möglich ist. Aber keine Sorge, ich werde auch einen Beitrag schreiben, in dem ich zeige, wie eine Formulierung sinnvoll ist, wenn beide Geschlechter gemeint sind.
Vorher möchte ich aber einen anderen Themenbereich ansprechen, denn den Kreis der neutralen Sprache kann man ja beliebig erweitern. Zum Beispiel auf Tiere.
Auf den sozialen Medien bewirbt die radikale Tierschutzorganisation PETA die tierfreundliche Sprache und wüsste gern das Deutsche in eine tierfreundliche Sprache gewandelt. Passend dazu zeigen die Initiatoren welche tierunfreundliche Begriffe im Deutschen vorhanden sind und welche Alternativen möglich wären.
So soll zum Beispiel aus “Ich habe mit dir ein Hühnchen zu rupfen.” als Alternative folgende Redewendung benutzt werden: “Ich habe mit dir ein Blümchen zu zupfen.” Allerdings scheinen die Tierfreunde wenig aufgeschlossen der Botanik gegenüber zu sein. Muss man den Tierfreunden etwas die Bedeutung der Blüten näherbringen? Egal, weiter im Kontext.
Aus dem brutalen “Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen” sollte kann künftig “Zwei Fliegen mit einer Klappe streicheln” werden. Aus “Perlen vor die Säue werfen” wird “Perlen vor die Säufer werfen”. Aus “Das passt auf keine Kuhhaut” wird “Das passt gut zu Sauerkraut”. Aus “Du hast den Vogel abgeschossen” wird “Du hast den Vogel gefüttert”
Ja, da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! Wie soll das nur umsetzbar sein? Und das ist noch nicht alles. Ich habe mich auf die Suche nach weiteren Begriffen gemacht, in denen Tiere sprachlich nicht so gut wegkommen. Was soll nur aus diesen Redewendungen werden?
Eine Eselsbrücke bauen / Halt die Ohren steif! / Katzenwäsche machen / Den Bock zum Gärtner machen / Der Teufel ist ein Eichhörnchen / Man hat schon Pferde kotzen sehen / Einen Kater haben / Jemandem einen Bären aufbinden / Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn / Des Pudels Kern / Die Katze im Sack kaufen / Da steppt der Bär / Das war für die Katz / Das geht auf keine Kuhhaut / Der Wolf im Schafspelz / Wie von der Tarantel gestochen / Jemanden einen Bärendienst erweisen
Nur, warum funktioniert das nicht, diese Phrasen einfach zu streichen?
Ja, diese Frage sollten sich die Initiatoren mal stellen. Warum kann man die deutsche Sprache nicht einfach per Dekret verändern?
Die Sprache lebt! Ständig kommen Begriffe hinzu, während andere verschwinden. Das gilt natürlich auch für Redewendungen. Diese Änderungen passieren aber nicht, weil irgendjemand dies vorgibt, sondern weil die Menschen sie nutzen – oder eben nicht. Allein die Rechtschreibreform und die Reform der Reform hat gezeigt, dass es kaum möglich ist, Änderungen zu erzwingen. Dies kann nur ein Prozess sein, der in der Schule anfängt und im Grunde genommen nie endet.
Wenn ich mich nun dem Thema tierfreundliche Sprache zuwende, stelle ich mir schon die Frage, ob der Deutsche per se den Tieren nicht wohlgesonnen ist. Und wenn ja, ist dem so, weil diese Redewendungen existieren? Ich weiß nicht, wieviele Länder existieren, in denen es ein Tierschutzgesetzt gibt, von dem viele behaupten, dass es Tiere besser schützt als Kinder. Das kann ich ebenso wenig prüfen wie ich Studien kenne, die die Tierfreundlichkeit der Deutschen untersuchen.
Ich denke aber sehr wohl, dass die Haustiere in deutschen Haushalten im Großen und Ganzen ein gutes Leben führen. In Deutschland gibt es kaum streunende Tiere und Tierheime nehmen sich verwahrlosten Haustieren an. Das klingt nicht nach tierunfreundlich.
Wer nun in Richtung Nutztiere schaut, dem wird sich sicherlich ein anderes Bild zeigen. Aber können wir wirklich verhindern, dass es ein 50-Cent-Hähnchen gibt, wenn wir sprachlich keine Hühnchen mehr rupfen? Ich denke nicht. Das ist wohl der falsche Ansatz und den Vorstoß der radikalen Tierschutzorganisation kann man wohl getrost unter PR-Gag verbuchen und dann wieder vergessen.
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