Warum ich Triggerwarnungen verwende und warum es keine Triggerwarnungen sind

Der Titel dieses Beitrags klingt komisch. Ist er aber gar nicht. Ich beziehe mich darauf, dass mittlerweile vor Gott und die Welt vornehmlich in den sozialen Medien gewarnt wird. Der Hintergedanke dabei ist, dass man damit verhindern möchte, dass bei Menschen, die bestimmte Inhalte sehen, psychische Probleme ausgelöst werden. 

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Der Begriff “Trigger” beschreibt extrem viele Vorgänge. Vor allem in der Medizin gibt es sehr viele Vorgänge, in denen dieser Begriff verwendet wird, auf die ich hier aber nicht eingehen möchte. In der Psychologie wird dieser Begriff verwendet, wenn beschrieben wird, dass ein Reiz bei einer Person eine bewusste oder unbewusste Erinnerung an ein erlebtes Trauma auslöst.

In den sozialen Medien wird der Begriff Trigger-Warnung deshalb falsch verwendet, weil gar nicht traumatische Personen angesprochen werden. Ich nutze z.B. diesen Warnhinweis bei Büchern oder Graphic Novels, um darauf in erster Linie hinzuweisen, dass diese Bücher nicht in Kinderhände gehören. Das zielt vor allem auf die Erziehungsberechtigten ab, die manchmal überhaupt keine Ahnung haben, wie heftig manche Szenen in Büchern dargestellt werden können.

achtung explizite gewaltdarstellung

⚠️Achtung⚠️Dieses Buch enthält explizite Beschreibungen von Sex und Gewalt und ist somit nicht für minderjährige oder zart besaitete Leser geeignet.

Ich möchte jetzt keine wissenschaftliche Arbeit verfassen, aber wer sich ein wenig mit der Thematik befasst, wird auf viele Berichte stoßen, die aufzeigen, dass die inflationäre Verwendung des Begriffs “Trigger” wenig zielführend ist. Und auch mir stößt dieser Begriff immer mehr auf, weil in der Regel vor harmlosen Inhalten gewarnt wird.

Es ist aber so, dass wenn wir mit zu vielen Warnungen konfrontiert werden, dann verlieren sie ihre Wirksamkeit. Diese werden dann überlesen und nicht mehr wahrgenommen. Das gilt umso mehr, je mehr unsinnige Trigger dabei sind, wie z.B. Warnungen vor gefährlichen Tieren.

Darüber hinaus sollte eine Warnung immer konkret sein. Ich warne zum Beispiel ganz konkret vor Gewaltdarstellungen in einem Buch. Während es bei einem Video Sinn machen kann, einen Bereich anzugeben, damit die Szenen übersprungen werden können, so ist dies bei einem Buch sehr sinnbefreit.

Bei einem Thema gebe ich keine Warnung aus, sondern zeige Hilfsangebote. Depressionen werden in unserer Gesellschaft gerne heruntergespielt und Betroffene oftmals nicht ernst genommen. Der Grundtenor ist “Bleib am Leben!” Deshalb zeige ich bei Büchern, die sich mit Selbstmorden bzw. Depressionen auseinandersetzen zum Ende immer Hilfsangebote, an die sich Betroffene wenden können.

Meine Warnhinweise sind aber keine Trigger, sondern eben nur Warnhinweise.

Ein Kommentar

  1. Huhu Martin 🙂

    Ob der Begriff “Trigger” immer richtig verwendet wird, darüber habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Was mir aber vermehrt auch aufgefallen ist, ist Häufigkeit, mit der diese Hinweise verwendet werden. Für meinen Geschmack zu oft und zu viel – wie du schon sagst, es verliert vor allem bei den wirklich wichtigen Hinweisen einfach seine Wirkung. Man muss nicht auf alles hinweisen … denn wahrscheinlich wird es für jedes Thema jemanden geben, der damit schlechte Erfahrungen gemacht hat. Aber ich finde eben auch, je länger eine Triggerwarnung ist, desto mehr spoilert sie auch in die Handlung rein. Manche Themen sind wichtig und sollten erwähnt werden. Da fände ich es aber manchmal auch passender, auf Hilfsangebote hinzuweisen.

    Ich selbst lese Triggerwarnungen eher selten. Was zum einen daran liegt, dass sie mir mittlerweile zu ausführlich sind und oftmals zu viel von den zentralen Wendungen spoilern. Zum anderen kann man aber auch einen falschen Eindruck von der Bedeutsamkeit dieser Themen für die Handlung bekommen. Manche werden z.B. nur kurz im Nebensatz besprochen, sind aber eigentlich nicht konkretes Thema der Handlung an sich. Werden aber in einer Warnung wieder aufgeführt, sodass da ein falscher Eindruck entstehen kann.

    Viele Grüße
    Andrea

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