Was Chefs nicht dürfen

Titel: Was Chefs nicht dür­fen (und was doch)
Autor: Weigelt, Ulf; Hockling, Sabine
Genre: Ratgeber
Verlag: Ullstein
Wertung: ★★★★★

Das deut­sche Rechtswesen ist alles ande­re als ein­fach. Noch kom­pli­zier­ter als der deut­sche Rechtsdschungel ist die dort ver­wen­de­te Sprache. Glücklicherweise kommt “Otto-Normalverbraucher” nur sel­ten mit die­ser Sprache in Berührung, mal von der all­jähr­li­chen Steuererklärung und den unre­gel­mä­ßi­gen Amtsgängen abge­se­hen.

Beschäftigt man sich ein biss­chen mit dem Arbeitsrecht bzw. den Rechten und Pflichten als Mitarbeiter, so wird man unwei­ger­lich mit den Gesetzen kon­fron­tiert und es ist durch­aus von Vorteil, zumin­dest in den Grundzügen über sei­ne Rechten und Pflichten Bescheid zu wis­sen, denn Unwissenheit schützt bekannt­lich vor Strafe nicht. Und genau hier setzt die­ser Ratgeber an, der zu vie­len Themen des Arbeitsrechts kurz und knapp dar­über infor­miert, was erlaubt ist und was nicht.

Kurz und Knapp

Das Buch selbst ist in sie­ben Kapitel unter­teilt, in denen gän­gi­ge Fragen zu bestimm­ten Themen beant­wor­tet wer­den. Dabei wird immer eine Frage gestellt, auf die eine kur­ze meist nicht län­ger als eine Seite umfas­sen­de Antwort folgt.

Manche Themen las­sen sich nicht so kurz behan­deln, wes­halb sie zu meh­re­ren Themenfragen zusam­men­ge­fasst sind. Diese Themenbereiche stel­len aller­dings die Ausnahme dar. Einige Fragen pas­sen the­ma­tisch in ver­schie­de­ne Themenbereiche, wes­halb sich so man­che Frage dann auch wie­der­holt.

Komplexität

Die Antworten sind meist auch für einen Laien ver­ständ­lich, denn die Autoren ver­mei­den recht kon­se­quent Fachbegriffe und tief ver­schach­tel­te Satzkonstruktionen. Allein schon, dass von Arbeitgebern und Mitarbeitern und nicht von Arbeitgebern und ‑neh­mern die Rede ist, zeigt dies. Allerdings lässt sich eine Vereinfachung nicht immer umset­zen, wes­halb sich ver­ein­zelt dann doch ein paar Abschnitte fin­den, die nicht ganz so leicht ver­ständ­lich sind.

Manche Themen sind der­art kom­plex (und in Deutschland recht kom­pli­ziert gere­gelt), dass die­ser Ratgeber an sei­ne Grenzen stößt. Zum Beispiel die Frage, ob eine Dienstreise durch­gän­gig als Arbeitszeit zu bewer­ten ist. Zu die­ser Frage gibt es sehr vie­le Gerichtsurteile und eine Beantwortung bzw. Beurteilung ist gar nicht pau­schal mög­lich.

Keine Doktorarbeit

Bei einer sol­chen Zusammenstellung dür­fen die kurio­sen Fälle nicht feh­len, die der Leser ggf. aus der Zeitung kennt. So darf der Arbeitgeber nicht das Gehalt kür­zen, nur weil der Mitarbeiter ver­mehrt zu Toilette gegan­gen ist. In die­sem Fall wur­de das Aktenzeichen der betref­fen­den Gerichtsverhandlung hin­ter­legt.

Was mich zu einem Punkt führt, der den ein oder ande­ren stö­ren könn­te. Bei der Beantwortung der Fragen muss der Leser auf den Wahrheitsgehalt ver­trau­en. Eine Rechtssicherheit ist nicht gege­ben. Auch das ein­fa­che Nachvollziehen der Aussagen ist nicht mög­lich, weil die Verweise zur aktu­el­len Rechtssprechung feh­len.

Das hät­te in mei­nen Augen aller­dings den Umfang des Buchs gesprengt, den “Otto-Normal-Leser” eher ver­wirrt und das Buch als sol­ches unüber­sicht­lich gemacht. Wer kon­kret Fragen hat, der darf sich auch nicht auf “Dr. Google” ver­las­sen, son­dern muss sich sowie­so an einen Rechtsanwalt wen­den. Von daher fin­de ich es ange­bracht, wenn hier nicht jede Aussage mit Aktenzeichen unter­mau­ert ist.

Fazit

Dieses Buch ist kein juris­ti­sches Werk von und für Juristen, son­dern viel­mehr ein Buch, das sich an den “stink­nor­ma­len” Arbeitnehmer wen­det. Dabei ist es weder als Rechtsberatung noch als Nachschlagewerk zu ver­ste­hen, son­dern als infor­ma­ti­ver Ratgeber, der auf­zeigt, wel­che Rechte und Pflichten aus einem Arbeitsverhältnis ent­ste­hen.

Worauf das Buch aller­dings gar nicht ein­geht, ist der Unterschied zwi­schen Recht haben und Recht bekom­men. Es ist aber unab­hän­gig davon gut zu wis­sen, was der Mitarbeiter oder der Vorgesetzte in bestimm­ten Situationen zu unter­neh­men hat und wel­che Konsequenzen eine Unterlassung hat. Von daher kann ich die­ses Buch vor allem allen Arbeitnehmern emp­feh­len, selbst wenn kei­ne aku­ten Rechtsverletzungen im Raum ste­hen.

 


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