[Thriller] Influence – Fehler im System

Es gibt diver­se Untersuchungen, was pas­sie­ren wür­de, wenn es zu einem flä­chen­de­cken­den Blackout käme. Was aber pas­siert, wenn nicht der Strom, son­dern der Zugang zum Internet aus­fal­len wür­de?

Szenariogespinst

Christian Linke spinnt ein sol­ches Szenario und lässt sei­ne Protagonisten durch ein Deutschland geis­tern, das plötz­lich vom Internet getrennt wur­de. Dabei wur­de ich gleich zu Beginn etwas von der salop­pen Sprachweise über­rascht, die der Autor für sei­ne Erzählung bei­be­hält. Auch wenn es die Authentizität erhöht, dass hier der Protagonist der Geschichte aus sei­ner Perspektive schil­dert, was pas­siert, fand ich sie doch arg gewöh­nungs­be­dürf­tig.

Dafür habe ich recht gut in die Geschichte ein­ge­fun­den, die mich vor allem zu Beginn fes­seln konn­te. Dann aller­dings schil­dert der Autor nach und nach die Folgen des Internetausfalls und das Buch ver­liert immer wei­ter sei­ne Authentizität. Bis sich ver­mehrt Logiklücken auf­tun und sich eini­ge Gedanken offen­ba­ren, die der Autor nicht zu Ende gedacht hat.

Logiklücken

Das fängt bei den Notstandsgesetzen an, die es in Deutschland gibt und endet bei der Möglichkeit auch off­line mit einer EC-Karte bezah­len zu kön­nen (das ist immer dann der Fall, wenn man an der Kasse unter­schrei­ben muss). Auch wür­den die Chemiewerke und Erdölraffinerien eben­so wei­ter funk­tio­nie­ren wie es die Kraftwerke für die Stromversorgung tun, so dass es über­haupt kei­nen Grund für eine Benzin- oder Lebensmittelknappheit gibt, wür­de das Internet in Gänze aus­fal­len. Auch ein Smart-Home-System funk­tio­niert her­vor­ra­gend ohne Internetverbindung im loka­len Netz.

Was mich an sol­chen Szenarien aber mehr stört als tech­ni­sche Unzulänglichkeiten ist die Darstellung der Menschen bzw. der Gesellschaft. Schnell bricht das Chaos aus und die Menschen schla­gen direkt über alle Stränge. Selbst vor Straftaten macht der Mobb nicht Halt. An so man­cher Stelle hat es der Autor mei­nes Erachtens arg über­trie­ben.

Was mir aber noch mehr auf­stößt ist das Ende. Das Buch endet ver­gleichs­wei­se offen und prä­sen­tiert dem Leser die Hintergründe qua­si auf dem letz­ten Meter. Zumal die­se ein wenig hane­bü­chen sind. Das Ende pass­te in mei­nen Augen so gar nicht zum Rest des Buchs.

Fazit

Das Gedankenexperiment ist sicher­lich reiz­voll, wenn man sich über­legt, was alles pas­sie­ren wür­de, wenn das Internet aus­fällt. Auch an die Sprache kann ich mich als Leser sicher­lich gewöh­nen und fand die Handlung vor allem zu Beginn auch sehr unter­halt­sam und zeit­wei­se span­nend. Aber vor allem zum Ende drif­tet das Buch immer wei­ter ab, ver­liert an Spannung und ver­mas­selt alles mit dem ver­korks­ten Ende. Der Leser soll­te tech­nik­af­fin sein und sich nicht an Logiklücken stö­ren, um an die­sem Thriller Gefallen zu fin­den.

Buchcover Influencer

Titel: Influence – Fehler im System
Autor: Linker, Christian
Genre: Thriller
Seitenzahl: 304
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft

3/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2020

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2 Kommentare

  1. Hallo Frank,

    dan­ke für die Rezension. Ich habe auch bereits über­legt, ob ich das Buch lesen soll, habe nun aber mei­ne Zweifel, ob es das rich­ti­ge ist. Logische Fehler im Plot sind für mich ein abso­lu­tes No-Go, weil die Geschichte stark an Glaubwürdigkeit ver­liert.
    Schöner Blog übri­gens. Ich den­ke, ich wer­de öfter hier vor­bei­schau­en. Es sind auch man­che Bücher hier, die ich bereits gele­sen und rezen­siert habe. Ist inter­es­sant zu sehen, wie du ein Buch bewer­test.

    Viele Grüße
    Jay

    1. Hallo Jay,

      vor allem, wenn Du Wert auf Realitätstreue legst und eini­ger­ma­ßen tech­nisch ver­siert, dann rate ich eher nicht zu die­sem Buch, stimmt.
      Danke für die Blumen, wir lesen uns ja schon mal regel­mä­ßig bei den Montagsfragen 😉

      Viele Grüße
      Frank

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