[Belletristik] Ihr wollt es dunkler

Stephen King hat wie­der zuge­schla­gen und die Geschichten zu Papier gebracht, die sich mal mehr, mal weni­ger voll­stän­dig in sei­nem Kopf mani­fes­tiert haben. Wie so oft bei Anthologien gefal­len mir man­che Geschichten mal mehr, ande­re mal weni­ger gut.

In die­ser Zusammenstellung sind ins­ge­samt 12 Geschichten von sehr unter­schied­li­cher Länge ent­hal­ten. Fünf von den 12 Geschichten sind Erstveröffentlichungen, die ande­ren wur­den zumin­dest im Original schon an ande­rer Stelle ver­öf­fent­licht. Welche fünf Geschichten dies sind, gebe ich in der unten ste­hen­den Aufstellung an, wo ich auf jede ein­zel­ne Geschichte ein­ge­he.

In Kings Kurzgeschichten ist genau das pas­siert, was vie­le vor­her­ge­sagt haben. Die Corona-Pandemie wird ein fes­ter Bestandteil der Belletristik sein und immer wie­der Erwähnung fin­den. So auch bei Stephen King, wobei ich mir gut vor­stel­len kann, dass genau die­se Bezüge kri­ti­siert wer­den. Ich fin­de, dass der Autor das ganz gut und teils sub­til in die Geschichten ein­ge­baut hat.

Hin und wie­der merkt man dem Autor an, dass er nicht ganz so fit im Umgang mit der Technik ist. Sei es, dass er nicht berück­sich­tig, dass wenn man ein Foto mit dem Smartphone machen kann, es auch mög­lich ist, ein Video zu dre­hen. Oder dass moder­ne Smartphones i.d.R. ein Navi mit an Bord haben.

Wie so oft bei dem Autor gibt es immer wie­der direk­te Bezüge zu ande­ren Geschichten. Die mar­kan­tes­te dürf­te wohl der Bezug zu Cujo sein. In die­ser Anthologie befin­det sich eine Fortsetzung, die in mei­nen Augen auch ganz gut gelun­gen ist. Viele King-Leser mögen sol­che Bezüge. Aber auch ohne sol­che sind man­che Kurzgeschichten gelun­gen, wäh­rend ande­re eher durch­schnitt­lich sind und wie­der bei ande­ren fehlt dann irgend­wie die Würze. In Summe in mei­nen Augen eine gute Zusammenstellung von Kurzgeschichten und Novellen, die mir über alle 12 Geschichten betrach­tet am Ende gut gefal­len haben.

Nun zu den Einzelbewertungen bzw. ‑betrach­tun­gen.

Zwei begna­de­te Burschen ★★★★☆ 4/5 (Erstveröffentlichung)
In Kings Geschichten hal­ten Aliens ja nur sel­ten Einzug. Hier ein Auftritt in typi­scher King Manier, wobei die aus­schmü­cken­de Einleitung ruhig etwas kom­pak­ter hät­te aus­fal­len kön­nen.

Der fünf­te Schritt ★★★★☆ 4/5
Eine mit 13 Seiten Umfang kur­ze Kurzgeschichte, die mit zwei typi­schen King Elementen aus­ge­stat­tet ist: Die AA und ein Psychopath.

Willie der Wirrkopf ★★★☆☆ 3/5
Diese Kurzgeschichte (mit 16 Seiten eben­falls sehr kurz) ist zwar ganz gut erzählt, hat aber für mei­nen Geschmack ein etwas merk­wür­di­ges und dezent offe­nes Ende.

Danny Coughlins böser Traum ★★★★☆ 4/5 (Erstveröffentlichung)
Diese Kurzgeschichte ist mit 224 Seiten die längs­te Geschichte und in mei­nen Augen auch schon eher eine Novelle. In sei­nem Nachwort erläu­tert King, wie ihm manch­mal Geschichte plötz­lich im Kopf mani­fes­tie­ren. Er spricht davon, dass die Geschichten voll­kom­men aus­ge­formt bei ihm ein­tref­fen. Und in die­sem Fall mit der Frage, was wohl pas­sie­ren wür­de, wenn jemand ein ein­zi­ges Mal eine über­sinn­li­che Eingebung hät­te? In die­sem Fall natür­lich ein Traum.

Mir war in der Geschichte nie son­der­lich klar, wes­halb der Polizist sich so in die­sen Fall ver­bis­sen hat und mehr als nur ein­mal einen Schritt zu weit geht. Aber immer­hin fin­det sich hier ein Grundgedanke, sozu­sa­gen die Essenz von Kings Geschichten: »Die Leute lie­ben […] Geschichten, weil sie ihnen eine Ahnung davon ver­mit­teln, dass es mehr auf der Welt gibt, als wir wis­sen.« (42% des eBooks)

Ich fand, dass der Mittelteil ein wenig hät­te gestrafft wer­den kön­nen, aber die Geschichte ist gut.

Ein biss­chen aus dem Kontext geris­sen fand ich die­sen Satz gut gewählt: »Bekanntlich gehen gute Nachrichten zu Fuß, wäh­rend schlech­te Flügel haben.« (Bei 29%)

Finn ★★★☆☆ 3/5
Den Anfang die­ser Kurzgeschichte (30 Seiten) fand ich ja noch ganz gut (mal was ande­res), aber dann mach­te das Ende die Geschichte kaputt.

Auf der Slide Inn Road ★★★☆☆ 3/5
Die Story ist nicht neu und auch hier fand ich das Ende etwas merk­wür­dig und es fehl­te mir irgend­wie die Pointe.

Das rote Display ★★☆☆☆ 2/5
Ich fand die­se Kurzgeschichte (mit 12 Seiten die kür­zes­te) viel zu vor­her­seh­bar und ein wenig alt­ba­cken.

Ein Fachmann für Turbulenzen ★★★☆☆ 3/5
Eine etwas merk­wür­di­ge Geschichte, die immer­hin mit einem Ende daher­kommt. Konnte mich unter­hal­ten, aber nicht packen.

Laurie ★★★☆☆ 3/5
Diese Kurzgeschichte wur­de anno 2018 im Vorfeld von »Der Outsider« als PDF ver­öf­fent­licht. Eine Kurzgeschichte, in der King ein­fach nur eine Geschichte erzählt. Ganz ohne Mystery.

Klapperschlangen ★★★★★ 5/5 (Erstveröffentlichung)
»Auch dem Hund, einem Bernhardiner namens Cujo, gab ich kei­ne Schuld, obwohl er unse­ren lie­gen geblie­be­nen Ford Pinto – unter sen­gen­der Sonne – drei vol­le Tage lang bela­gert hat­te.« (65%)
Einen direk­te­ren Bezug zu Cujo kann es nicht geben und in der Tat ist die­se Geschichte eine Fortsetzung des gleich­na­mi­gen Romans. Mit 136 ist die­se Novelle die zweit­längs­te im Buch und in mei­nen Augen auch mit einer der bes­ten.

Im Mittelpunkt steht Victor Trenton, der mit Donna liiert war und die ihren Sohn Tad im Roman ver­lo­ren haben. In die­sem Roman kommt es zu einem zwei­ten tra­gi­schen Unfall, der gleich­falls einen Bezug zur Hauptperson erhält. King hat hier eine gute Mischung aus Mystery und Ereignisse aus dem Diesseits ver­eint und eine span­nen­de Novelle ver­fasst. Nun, viel­leicht war der Anfang zu lang und das Ende zu kurz, aber was soll’s, ich fand die Geschichte den­noch gut.

Ebenfalls aus dem Kontext geris­sen, aber wie wahr, wie wahr:
»Und wer wür­de nicht lie­bend gern zurück­keh­ren, um jene Kindheit wei­ter­zu­le­ben, die einem ver­sagt geblie­ben war […]« (bei 79 %)

Die Träumenden ★★★★☆ 4/5 (Erstveröffentlichung)
Gut geschrie­ben ist die Geschichte, kei­ne Frage, aber es fehl­te das gewis­se Etwas. Das irgend­et­was von irgend­wo ins Hier und Jetzt ver­frach­tet wird, ist etwas dürf­tig.

Der Antwortmann ★★★★★ 5/5 (Erstveröffentlichung)
Letzten Endes geht es in die­ser Geschichte nur um eine Sache: Man muss im Leben die pas­sen­den Fragen stel­len. Ich war­te der­weil auf mei­ne Begegnung mit dem Antwortmann.

ihr_wollt_es_dunkler

Titel: Ihr wollt es dunk­ler
Autor: King, Stephen
Genre: Belletristik
Seitenzahl: 736
Verlag: Heyne Verlag

Originaltitel: You Like It Darker
Übersetzer: Insgesamt 8 Übersetzer haben die 12 Kurzgeschichten über­setzt.
Herkunft: USA
Jahr: 2024 (org./dt.)

Die auf die­sem Blog ver­öf­fent­lich­ten Buchbesprechungen zu Büchern von Stephen King sind mitt­ler­wei­le auf einer eige­nen Seite zu fin­den.

Empfehlenswerte Horrorbücher (Romane wie Graphic Novels), die auf die­sem Blog vor­ge­stellt wur­den, fin­den sich unter Rubrik “Der blan­ke Horror”.

Werbung

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­den sich im Bereich “Über die­sen Blog”.

Die Verweise zu Amazon sind mit Affiliate-Links (Link zum Buch) ver­se­hen. Das heißt, dass mit einem Kauf über einen die­ser Links, ich von Amazon eine klei­ne Provision erhal­te. Auf den Preis hat das kei­ne Auswirkung.

Ein Kommentar

  1. Guten Morgen Frank!

    Freut mich dass du auch die ein­zel­nen Bewertungen der Geschichten gezeigt hast, da konn­te ich direkt mit mei­nen ver­glei­chen 🙂 Wir lie­gen zwar ähn­lich, aber haben dann doch ins­ge­samt meist einen Stern mehr oder weni­ger ver­ge­ben, wit­zig 😀
    Laurie hat­te mir ja lei­der nicht so gefal­len, das war für mich die am wenigs­ten über­zeu­gen­de Geschichte. Aber mit dem Antwortmann lie­gen wir gleich! Eine ganz tol­le Geschichte!

    Liebste Grüße, Aleshanee

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert