Was passiert, wenn die Fantasie einer Autorin durchgeht? Es kommt das außergewöhnliche und über allen Maßen sonderbare Buch “Am liebsten mag ich Monster” heraus. Es gibt viele Facetten, die dieses Buch derart außergewöhnlich machen.
Ungewöhnlich
Das erste, was dem Leser ins Auge sticht, ist das Buchformat. Im Stile eines Collegeblocks erzählt sie das Leben der Karen Reyes in Form eines Tagebuchs. Karen sieht sich dabei selbst als Werwolf und setzt das zeichnerisch selbstverständlich auch so um. In einem Interview hatte sie die rhetorische Frage gestellt, ob nicht alle Menschen Monster sein. Eine Einstellung, die in der Graphic Novel immer wieder anzutreffen ist.
Neben dem ungewöhnlichen Buchformat fällt der Zeichenstil auf. Ferris hat die Kunst der Schraffur neu erfunden, denn ihre Bilder sind mit Kugelschreiber als Schraffur gezeichnet. Dabei wechseln sich fotorealistische Bilder ebenso mit Skizzen ab wie abstrakte Formen mit Kunstgemälden. Es ist sehr interessant, wie ihre Besuche im Kunstmuseum und mit ihm Werke großer Künstler in diesem Zeichenstil zu sehen. Es ist ein Augenschmaus, wie die jeweiligen Szenen umgesetzt wurden.
Wer sich über die Seitenzahl wundert, so liegt er richtig, denn der Comic ist sehr umfangreich ausgefallen. “Schuld” daran sind sicherlich die teilweise seitenfüllenden Zeichnungen, die oftmals ohne Text auskommen. Dennoch ist das Buch insgesamt sehr textlastig und die Sprache ist manchmal ebenso verworren wie die Bilder. Das Buch ist sicherlich keine einfache Kost.
Die erzählte Geschichte ist eine Mischung aus Autobiografie, Krimi, Drama und historischer Erzählung. Ein durchgängiger roten Faden ist nicht unbedingt zu entdecken und die losen Handlungsfetzen lassen sich manchmal in der konfusen Erzählung nur schwer einordnen. Diese abstrakte Erzählkunst verschließt das Buch ebenso jüngeren Kindern wie auch die teilweise expliziten Darstellungen von Gewalt und Sex.
Fazit
Ein sehr ungewöhnlich erzählte und gezeichnete Graphic Novel, die auf einer ganz eigene Art dem Leser präsentiert wurde. Es ist ein Kunstwerk, das die Autorin Emil Ferris erschaffen hat. Ein Kunstwerk, das vielleicht nicht für jedermann geeignet ist. Wer aber offen für ungewöhnliche Werke ist, dürfte seine wahre Freude an diesem Buch haben.