Helix – Sie werden uns ersetzen

Der US-Außenminister stirbt. Bei sei­ner Obduktion wird etwas unheim­li­ches fest­ge­stellt. Die US-Regierung grün­det eine Task-Force, die die Hintergründe erforscht.

Die Tochter einer wohl­ha­ben­den Familie ver­schwin­det spur­los und hin­ter­lässt eine merk­wür­di­ge Spur aus Finanztransaktionen.
Ein Ehepaar wünscht sich ein Kind und ent­schei­det sich für eine künst­li­che Befruchtung. Das Institut, in dem sie geden­ken, dies durch­füh­ren zu las­sen, möch­te ihnen schein­ba­re Wunderkinder zei­gen und stellt das Paar vor eine mora­lisch zwei­fel­haf­te Entscheidung.
Ein Großkonzern ent­deckt Maispflanzen auf dem afri­ka­ni­schen Kontinent, die extrem robust zu sein schei­nen. Nur ein Feld trotzt den unwirt­li­chen Bedingungen, die ande­re Pflanzen benach­bar­ter Felder dahin­raf­fen. Was steckt dahin­ter?
Werden in den meis­ten Büchern zwei oder maxi­mal drei Handlungsstränge gebil­det, die inein­an­der­grei­fen, exis­tie­ren in Helix gleich meh­re­re, die zuerst par­al­lel und unab­hän­gig von­ein­an­der ablau­fen. Dabei bil­den sich im Verlauf neue Handlungsstränge, wäh­rend ande­re mit­ein­an­der ver­schmel­zen.
Das klingt nach einem kom­pli­zier­ten Konstrukt diver­ser Handlungen, die inein­an­der­grei­fen. Aber schluss­end­lich klingt es kom­pli­zier­ter als es sich dann liest. Hinzu kommt eine recht fein­glied­ri­ge Unterteilung des Buchs. In 136 Kapiteln wer­den die ein­zel­nen Geschichten erzählt. Pro Kapitel wird oft­mals der Handlungsort gewech­selt. Dadurch behält man als Leser bes­ser die Übersicht.
Alles in allem muss man ein biss­chen am Ball blei­ben, um nicht die Übersicht zu ver­lie­ren, ohne dass es zu kom­pli­ziert wird.

Trotz aller Komplexität

kann man der Geschichte erstaun­lich gut fol­gen. Die klein­tei­li­gen Kapitel mögen dafür ein Grund sein, denn beim Lesen sprang ich so recht schnell von einem Schauplatz zum nächs­ten. Dabei haben die Charaktere meist nach­voll­zieh­bar agiert und wur­den auch gut beschrie­ben. Allerdings gab es kei­nen Protagonisten, der mir ans Herz gewach­sen wäre.

Die Geschichte war­tet mit vie­len Details rund um die Genetik auf. Als Leser kann man den Erkenntnissen aber den­noch immer fol­gen, weil die Details dann (glück­li­cher­wei­se) doch nicht so weit in die Tiefe gehen, dass der Laie nichts mehr ver­steht.
Ich hät­te mir ein paar mehr Wendungen in den Handlungssträngen gewünscht. Im Grunde genom­men ist das gesam­te Geschehen mehr oder min­der voll­stän­dig vor­her­seh­bar. Das ich das Buch den­noch so gut bewer­te, ist dem Erzählstil geschul­det. Denn es ist – mal von eini­gen Längen im Mittelteil abge­se­hen – immer ein ange­neh­mer Spannungsbogen vor­han­den gewe­sen, der mich zum Weiterlesen moti­viert hat.

Ethik

Es bleibt nicht aus, dass sich die­ses Buch mit den ethi­schen Fragen der Genetik aus­ein­an­der­setzt. Dabei wer­den die Argumente Für und Wider der Gentechnik offen­bart. Selbstverständlich wer­den kei­ne Antworten gege­ben. Die muss jeder für sich selbst fin­den. Die glo­ba­len Fragen der gen­tech­ni­schen Änderungen inner­halb der mensch­li­chen Gesellschaft wer­den aller­dings an ande­rer Stelle getrof­fen. Bzw. wur­den schon getrof­fen.

In dem Buch wird recht gut dar­ge­legt, was heut­zu­ta­ge schon gemacht wur­de und wohin die Reise gehen könn­te. Hier hat Elsberg offen­sicht­lich eini­ges an Recherchearbeit her­ein­ge­steckt.

Einige Ungereimtheiten

Obwohl das gesam­te Grundgerüst recht gut recher­chiert zu sein scheint – zumin­dest macht das auf mich als gene­ti­schen Laien den Eindruck – gibt es ein paar Dinge, über die ich gestol­pert bin und mich beim Lesen etwas gestört haben.

Elsberg geht an eini­gen Stellen dar­auf ein, dass jemand direkt “Geduzt” wird. Da die Handlung in den USA ange­setzt ist, macht das wenig Sinn, da es eine sol­che direk­te Ansprache nicht gibt. Ganz im Gegenteil wird recht oft im Rest der Welt sehr viel eher eine per­sön­li­che Ansprache ver­wen­det.

Manche Jungautoren (zu denen ich Elsberg sicher­lich nicht zäh­le) las­sen ihre Protagonisten recht oft und häu­fig auf ihren Lippen kau­en. Keine Ahnung war­um. Dafür lässt Elsberg sei­ne Protagonistin im Inneren kau­en.
Jessica ließ die Kopfwäsche mit inne­rem Lippenkauen über sich erge­hen.” Hä?
Zum Glück gibt es sol­che lite­ra­ri­sche Unarten nicht so oft im Buch. Als Leser stol­pert man dafür umso hef­ti­ger über sol­che Stellen, die sich hin und wie­der im Buch befin­den.

Das Buch wur­de vor den Präsidentschaftswahlen in den USA geschrie­ben. Elsberg konn­te also nicht wis­sen, dass die USA wei­ter­hin nicht bereit für eine Präsidentin sind. Auch wenn er am Anfang des Buchs ihr einen Namen gege­ben hat, so wird sie im Laufe der Geschichte als “die Präsidentin” bezeich­net. Vor allen an den Stellen, in denen sie ver­mehrt auf­tritt, stört ihre Namenlosigkeit den Lesefluss.

Ganz zu Anfang ver­wan­delt sich das Herz des Ministers bei der Obduktion. Wie und war­um es das getan hat, wird im Laufe des Buchs lei­der nicht auf­ge­klärt.

Fazit

Es gibt vie­les in die­sem Buch, das mich stört. Wenig Wendungen in der Geschichte, kaum Überraschungen. Einige Unstimmigkeiten, die den Lesefluss behin­dert haben. Dass ich das Buch den­noch emp­feh­len kann, liegt in dem Schreibstil. Trotz eini­ger recht blu­mi­gen und sinn­be­frei­ten Aussagen, ist die­ser wei­test­ge­hend packend und span­nend. Nur sel­ten gab es Längen, mit denen ich zu kämp­fen hat­te.

Glücklicherweise muss man nicht stu­diert haben, um der Handlung fol­gen zu kön­nen, so dass ich die­ses Buch jedem Science-Fiction-Fan ans Herz legen kann.

 

Titel: Helix – Sie wer­den uns erset­zen
Autor: Elsberg, Marc
Genre: Science Fiction
Bewertung: ✦✦✦✦✧

 

 

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