[Belletristik] Der Buchspazierer

Eigentlich möch­te ich ja ohne gro­ße Erwartungen ein Buch lesen bzw. hören. Bei “Der Buchspazierer” von Carsten Henn konn­te ich nicht anders als mit hohen Erwartungen her­an­zu­ge­hen. Dieses Buch muss­te ein­fach eine Hommage an das Lesen sein. Und im gewis­sen Maße ist es das auch.

Dennoch hat es mich auch über­rascht, wie die Beziehung zum Lesen in die Geschichte ein­ge­floch­ten ist. Die Idee, dass ein pen­sio­nier­ter Buchhändler mehr oder min­der als Hobby nach Feierabend per­sön­lich Bücher an beson­de­re Kunden aus­lie­fert, fin­de ich groß­ar­tig. Natürlich rech­net sich das nicht, wes­halb auch in die­sem Buch die­ses Verhalten der Erbin des Ladens die­ser abend­li­che Spaziergang ein Dorn im Auge ist. Im Veedel der namen­lo­sen Kleinstadt ist er damit so bekannt, dass ihn irgend­wann ein neun­jäh­ri­ges Mädchen beglei­tet. Damit hat der Roman die Hauptfiguren, die es braucht, um die­se gefühl­vol­le Geschichte zu erzäh­len.

Eine Geschichte, in der der Leser Höhen und Tiefen erle­ben wird und in der das Leben nicht nur von sei­ner posi­ti­ven Seite gezeigt wird. An vie­len Stellen ist es trau­rig und der empa­thi­sche Leser soll­te das Buch viel­leicht nicht an einem depri­mie­ren­den Herbsttag lesen. Denn Carsten Henn schafft es, den Personen sehr viel Leben ein­zu­hau­chen und ver­leiht der Erbin des Buchladens ein schon bei­nah zu unsym­pa­thi­sches Gesicht. Die Beziehung der bei­den Hauptfiguren zuein­an­der ist hin­ge­gen himm­lisch und bie­tet ganz gro­ßes gefühl­vol­les Kopfkino, bei dem am Ende viel­leicht ein wenig zu dick auf­ge­tra­gen wird und die Geschichte knapp am Kitsch vor­bei­schlid­dert.

Ein Buch, in dem ein 70-Jähriger die Hauptrolle inne­hat, muss ein­fach von jeman­den ein­ge­spro­chen wer­den, der mit einer tie­fen und ruhi­gen Stimme spricht. Reinhard Kuhnert bie­tet genau das, wodurch natür­lich der Part des klei­nen Mädchens etwas schwie­ri­ger aus­fällt. Ich fin­de, dass die Stimme sehr gut zum Buch passt, wird nur manch­mal etwas zu lei­se, was vor allem im Auto wäh­rend der Fahrt etwas unan­ge­nehm auf­fällt.

Fazit

Es gibt wohl nicht vie­le Bücher, die so vie­le Leser von sich über­zeu­gen kön­nen. „Der Buchspazierer“ wird zurecht so hoch gelobt und ver­zeich­net so vie­le posi­ti­ve und begeis­ter­te Leserstimmen. Es ist kein span­nungs­ge­la­de­ner und wen­dungs­rei­cher Roman, son­dern eine ruhi­ge und vor­her­seh­ba­re Geschichte, die zugleich eine klei­ne Hommage an das Buch und sei­ne Leser ist.

Es ist immer wie­der sehr merk­wür­dig, in wel­chen Kategorien die Verlage ihre Bücher ein­sor­tie­ren, damit die­se auf dem ers­ten Platz der jewei­li­gen Kategorie auf­tau­chen. Bei Amazon ist das Buch in den Kategorien “Religion – Liebesromane” (dass es eine sol­che über­haupt gibt, ist schon etwas frag­wür­dig), “Märchen, Sagen & Legenden (Bücher)” und “Coming-of-Age-Romane” gelis­tet und hat selbst­re­dend gar nichts damit zu tun.

buchcover

Titel: Der Buchspazierer
Autor: Henn, Carsten
Sprecher: Kuhnert, Reinard
Genre: Belletristik
Hörzeit: 5 h 41 min
Verlag: HörbucHHamburg / Print: Pendo

4/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2020

Dieses Buch wur­de mir über die Plattform Netgalley als Hörbuch zur Verfügung gestellt. NetGalley gibt kei­ner­lei Vorgaben über die Art und Weise, wie Bücher bewer­tet oder vor­ge­stellt wer­den. Mehr Infos dazu auf der Seite “Über die­sen Blog”.

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Ein Kommentar

  1. Hi Frank!

    Na das hört sich ja sehr gut an! Ich bin schon total gespannt auf die Geschichte, ich habs auf mei­ner Wunschliste, wo es wahr­schein­lich noch eine Weile aus­har­ren muss 😀

    Liebste Grüße, Aleshanee

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