Booksnack: Victoria Falls

Gab es letz­te Woche einen sonn­täg­li­chen Booksnack, der außer­or­dent­lich kurz (und zudem belang­los) war, sticht der sonn­täg­li­che Booksnack in die­ser Woche mit einer beson­de­ren Länge her­vor. Mit zir­ka 50 Seiten auf einem Kindle bzw. ca. 530 Positionen (36 Seiten auf einem Fire HDX 8,9″) ist die­ser Booksnack ein­deu­tig kei­ne “Mini-Kurzgeschichte” mehr, son­dern reiht sich in die “klas­si­schen” Kurzgeschichten ein. Die Leseprobe von “Bis zum spä­ten Morgen” nimmt in die­sem Booksnack deut­lich weni­ger Raum ein, als ich es zu Anfang ver­mu­tet hät­te.

Ein Garant für einen sehr guten Booksnack ist dies jedoch nicht. Die Hauptrolle in die­ser Geschichte über­nimmt Robert Stein, der sich mit sei­ner Frau auf Rundreise durch das süd­li­che Afrika befin­det. Auf ihrer Reise begeg­nen sie einem wei­te­ren Ehepaar, dass eben­so unglück­lich ist, wie sie selbst. Ist es bei Robert er selbst, der unter der Ehe lei­det, so ist es bei dem ande­ren Ehepaar Rachel, die am Verhalten ihres Ehemanns Anstoß nimmt.

Leider blei­ben die Charaktere recht blass. Der Leser erfahrt zwar noch, was die Paare antreibt, aber eine Charakterdarstellung sucht man ver­ge­bens. Deutlich mehr Wert hat der Autor auf die Beschreibung der jewei­li­gen Umgebungen gelegt. Ein Blick in sei­ne Biografie zeigt, dass er die­se Gegenden besucht hat und offen­sicht­lich sei­ne Eindrucke in die­se Kurzgeschichte hat ein­flie­ßen las­sen.

Vielleicht hät­te er bes­ser einen Reiseführer geschrie­ben, denn die Geschichte möch­te nicht so recht in Fahrt kom­men. Dabei hat die Geschichte als sol­che, die hier erzählt wird, durch­aus ihren Reiz. Die Idee, wie die jewei­li­gen Paare schluss­end­lich aus ihren Situationen ent­flie­hen, ist recht gut. Dass zum Beispiel Robert nach Freiheit strebt, so wie es im Klappentext steht, wird in die­ser Kurzgeschichte gar nicht the­ma­ti­siert. Das mag man sich den­ken kön­nen. Zusätzlich wird in die­ser Geschichte der (unrea­lis­ti­sche) Traum aller Männer ange­schnit­ten: Die Frau möch­te unbe­dingt befrie­digt wer­den und der Mann kann es nicht.

Vor allem am Anfang der Geschichte hat­te ich den Eindruck, als woll­te der Autor an die genia­len Dialoge im Stile eines Loriot anknüp­fen. Leider fehlt ihnen in die­ser Geschichte jeg­li­cher Witz. Auch hier wäre mehr drin­nen gewe­sen.

Auch wenn es sich um einen län­ge­ren Booksnack han­delt, so möch­te er mir nicht schme­cken. Es wird zu viel Wert auf die Beschreibung Afrikas als auf die Erzählung und Beschreibung der Charaktere gelegt. Darunter lei­det der Lesespaß signi­fi­kant, so dass ich die­se Geschichte nicht emp­feh­len kann.

In mei­nen Buchblog stel­le ich eini­ge Booksnacks und ande­re Mini-Kurzgeschichten vor. Darunter auch eini­ge, die einen deut­lich bes­se­ren Lesespaß garan­tie­ren. Der Preis spielt wie bei allen Booksnacks kei­ne Rolle bei der Bewertung des Inhalts. Es muss jeder für sich selbst ent­schei­den, wie­viel Geld er eine bestimm­te Anzahl von Seiten aus­ge­ben möch­te.

Bewertung: ✦✦✧✧✧

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