Von den Grenzen der Erde

Dieses Jahr scheint im Zeichen der Nordländer zu ste­hen. Zuerst mache ich Urlaub in Dänemark, dann ent­führt mich Hearne in die kel­ti­sche Mythologie und anschlie­ßend berei­se ich die Region im neun­ten Jahrhundert wand­le auf den Spuren der Wikinger. Von den Grenzen der Erde erzählt die Geschichte von Lynn und Eirik, die, wie der Klappentext ver­lau­ten lässt, sich zusam­men auf eine aben­teu­er­li­che Reise bege­ben.

Bevor es soweit ist, soll es aber etwas dau­ern. Zuerst wer­den die jewei­li­gen Geschichten der bei­den erzählt, die in der ers­ten Hälfte des Buchs nichts mit­ein­an­der gemein haben. Auf der einen Seite die Geschichte von Lynn, einer Königstochter aus Irland und auf der ande­ren Seite Eirik, ein törich­ter jun­ger Wikinger, der von einer Dummheit in die nächs­te stol­pert.

Die bei­den Handlungsstränge wer­den zuerst voll­kom­men unab­hän­gig von­ein­an­der erzählt. Lynn wohnt zusam­men mit ihrer Familie in Skotia (Irland), als ihr Dorf von den Nordmännern über­fal­len und die Bewohner gemeu­chelt wer­den. Lynn wird zusam­men mit ihrer Mutter Morag als Beute nach Rogland (Norwegen) mit­ge­nom­men und lebt von nun an als Sklavin in der Familie von Olav Hjalmarsson.

Eirik  hin­ge­gen ist ein Nordmann aus Jütland (Dänemark), der von einer Volksversammlung der Nordmänner flieht, als er unter­le­gen aus einem Konflikt her­vor­geht. Der Stolz des Mannes wird nicht nur gebro­chen, son­dern auch etwas spä­ter mit einem Fluch belegt.

Ich muss­te beim Lesen gerau­me Zeit aus­har­ren, bis sich die bei­den Handlungsstränge lang­sam ent­wi­ckel­ten und sich nach und nach inein­an­der ver­wo­ben, ohne dass mir dabei lang­wei­lig wur­de. Spannend und gut recher­chiert wird die Geschichte der Protagonisten erzählt, wobei so man­che Sitte aus jenen Zeiten befremd­lich wirkt. Dass es zuwei­len recht blu­tig wird, ist eben­falls jener Zeit geschul­det und könn­te die zart­be­sai­te­ten Zeitgenossen abschre­cken.

Es ist eine sehr inter­es­san­te Geschichte, die von Liebe, Hass, Neid, Treue und Ehre geprägt ist. Jeder Charakter in der Geschichte prä­sen­tiert sich facet­ten­reich und offen­bart so man­chen mensch­li­chen Abgrund. Trotz der Komplexität der bei­den Handlungen wird es nie schwie­rig der Geschichte zu fol­gen. Der Schreibstil ist ange­nehm, so dass ich das Buch recht zügig und flüs­sig lesen konn­te.

Eher dezent im Hintergrund bleibt der mys­ti­sche Aspekt in der Geschichte. Lynn ver­mag es ins Totenreich über­zu­tre­ten und kann dort in einer Zwischenwelt zumin­dest kurz ver­wei­len. Dieses Element würzt die Geschichte zusätz­lich, ohne unrea­lis­tisch oder zu fan­tas­tisch zu wir­ken. Vielmehr ent­wi­ckelt es sich zu einem Stilmittel, mit dem die ein oder ande­re Motivation der Protagonisten näher erläu­tert wird.

Alles in allem eine sehr lesens­wer­te und span­nen­de Geschichte, in der einem als Leser alles gebo­ten wird, was das mensch­li­che Miteinander auf­bie­tet. Die gute Recherche ver­leiht dem Buch Authentizität und lässt den Leser tief in alte Wikingerwelten abtau­chen.

Es sei noch ange­merkt, dass es sich um den ers­ten Teil einer Trilogie han­delt, wobei sich der drit­te Teil aktu­ell noch in der Entstehungsphase befin­det. Dieser ers­te Band ist aller­dings in sich abge­schlos­sen und endet nicht mit einem offe­nen Ende oder Cliffhanger, auch wenn der zwei­te Teil schon erhält­lich ist.

Bewertung: ✦✦✦✦✦

Von den Hütern der Schlange ist der zwei­te Teil des Buchs.

Teil 3 der Saga erscheint am 15.09.17.

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