[Hörbuch] Gezeichnet (Rat der Neun 1) ★★★☆☆

q? encoding=UTF8&ASIN=B01NAH04EJ&Format= SL160 &ID=AsinImage&MarketPlace=DE&ServiceVersion=20070822&WS=1&tag=fle 21ir?t=fle 21&l=li2&o=3&a=B01NAH04EJOb ein Leser ein Buch als span­nend und action­reich emp­fin­det, hängt sicher­lich von sei­nen Lesegewohnheiten ab. Jemand, der z.B. viel im Thriller-Genres unter­wegs ist, wird eine Geschichte sicher­lich weni­ger span­nungs­ge­la­den und tem­po­reich emp­fin­den wie jemand, der viel­leicht eher in seich­te­ren Gewässern unter­wegs ist.

Anders las­sen sich irgend­wie die unter­schied­li­chen Meinungen zum neus­ten Buch “Rat der Neun” von Veronica Roth nicht erklä­ren. Wenn ich zum Beispiel lese, dass jemand das Buch als span­nungs- und action­reich emp­fin­det, fra­ge ich mich, wo sie vor allem in der ers­ten Hälfte des Buchs hin ist.

Spannung?

Nun muss ich sagen, dass ich tat­säch­lich Bücher gele­sen habe, die sehr tem­po­reich sind, in denen in jedem Kapitel etwas pas­siert und viel­leicht sogar der Leser mit Wendungen über­rascht wird. Davon ist die­ses Buch weit ent­fernt.

Dabei beginnt das Buch recht viel­ver­spre­chend. Der Leser wird direkt in die Geschichte gewor­fen, wobei die uns unbe­kann­te Welt kaum beschrie­ben wird. Grundsätzlich mag ich es, wenn dem Leser “zuge­mu­tet” wird, zuerst Elemente der Geschichte als gege­ben hin­zu­neh­men, ohne deren Bedeutung zu ken­nen.

Aber dann ver­liert sich die Geschichte in einer Belanglosigkeit und kon­zen­triert sich auf Kleinigkeiten, die weder die Handlung noch den Leser vor­an­brin­gen. Vor allem als Hörbuch-Hörer wird es hier anstren­gend, da es bekannt­lich nicht mög­lich ist, lang­wei­li­ge Stellen schnel­ler zu lesen. Es bedarf eini­ges an Konzentration, um in der ers­ten Hälfte der Geschichte am Ball zu blei­ben und nicht abzu­schwei­fen. Spannung ist hier ein­deu­tig nicht zu fin­den.

Erzählperspektiven

Dabei nutzt Roth einen Erzählstil, der mir in letz­ter Zeit häu­fi­ger begeg­net ist. Das Buch wird einer­seits aus Sicht von Cyra aus der Ich-Perspektive und ande­rer­seits aus Sicht von Akos aus Sicht der drit­ten Person erzählt. Dieses eigent­lich recht gelun­ge­ne Stilmittel wird im Hörbuch ver­stärkt, in dem Cyra von Laura Marie und Akos von Shenja Lacher gele­sen wird. (Shenja ist übri­gens ein Mann.)

Es wird der Geschichte aber viel an Tempo genom­men, wenn der Plot zu lan­ge in einer Perspektive ver­weilt. Das gilt vor allem für den Part von Cyra. Ein schnel­le­rer Wechsel zwi­schen den Perspektiven hät­te sicher­lich das Tempo der Geschichte erhöht.

Sprecher

Grundsätzlich machen die Sprecher einen guten, aber nicht über­ra­gen­den Job. Vor allem die Stimme von Laura Marie fand ich recht durch­wach­se­nen. Teilweise klang sie zu wei­ner­lich, dann trans­por­tier­te sie erstaun­lich gut Gefühle. Mal wur­den Sätze über­be­tont, dann war die Tonierung wie­der genau pas­send zur Situation.

Die Stimme von Shenja Lacher war durch­weg gleich­mä­ßi­ger und irgend­wie pas­sen­der, was aber auch dar­an lie­gen mag, dass ich per­sön­lich männ­li­che Stimmen grund­sätz­lich als ange­neh­mer zum Hören emp­fin­de.

Dann kommt doch noch Fahrt auf

Im letz­ten Drittel des Buchs nimmt die Geschichte dann doch noch Fahrt auf und wird pha­sen­wei­se span­nend und wen­dungs­reich. Dazu trägt bei, dass hier die Perspektiven häu­fi­ger wech­seln und die Protagonisten inten­si­ver mit­ein­an­der agie­ren. Tatsächlich wird der Leser mit der eini­gen Wendungen über­rascht. Wie gut wäre das Buch gewe­sen, wenn es über die gesam­te Strecke von die­ser Qualität gewe­sen wäre.

Aber das Buch endet natür­lich dann, wenn es gera­de Fahrt auf­ge­nom­men hat, ist es doch (mal wie­der) als Serie aus­ge­legt. Dass man auch gute Serien ohne groß­ar­ti­ge Cliffhanger schrei­ben kann, ist der Autorin offen­sicht­lich nicht bekannt.

Fazit

Ein Buch, das schwach anfängt und erst zum Ende hin lesens- bzw. hörens­wert wird. Natürlich müs­sen neue Welten zuerst dem Leser vor­ge­stellt wer­den, vor allem, wenn sie so fremd sind und irgend­wo in der Galaxie ver­or­tet sind. Aber das schafft Roth so über­haupt nicht.

Die Geschichte möch­te nur lang­sam und zag­haft den Leser errei­chen. Hörer des Hörbuchs brau­chen ein biss­chen Durchhaltevermögen und Konzentration, um am Ball zu blei­ben. Die leicht wei­ner­li­che Laura Maria unter­stützt den Leser in die­ser Phase des Buchs nicht wirk­lich.

Deutlich bes­ser wird es im letz­ten Drittel. Nicht nur die Geschichte wird span­nen­der, auch die Sprecherin nimmt mit der Geschichte an Fahrt auf. Ganz so, als wür­de sie den Spannungsbogen des Plots mit­spre­chen. Shenaj hin­ge­gen zeigt mei­ner Meinung nach eine über das gesam­te Buch gleich­mä­ßi­ge und ange­neh­me Stimme.

Das Buch hin­ter­lässt einen zwie­späl­ti­gen Eindruck. Zusammen mit dem offe­nen Ende wür­de ich Neulesern tat­säch­lich vor­schla­gen, erst auf den zwei­ten Band der Reihe zu war­ten. Erst wenn die­ser in der Qualität deut­lich bes­ser ist und dort anknüp­fen kann, wo die­ses Buch endet, würd ich dem ers­ten Teil eine Empfehlung aus­spre­chen.

 

Titel: Gezeichnet (Rat der Neun 1)
Autor: Roth, Veronica
Genre: Dystopie
Verlag: Der Hörverlag (Druckversion: cbt)
Wertung: ✦✦✦✧✧

 


Wer in die Druckversion rein­le­sen möch­te, kann dies direkt tun:

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