Titel: Die Stadt der Träumenden Bücher: Band 1: Buchhaim |
“Es klingt wie eine schamlose Übertreibung, wenn ich behaupte, dass dies die aufwändigste Graphic Novel ist, die bisher in Deutschland produziert wurde.” Mit diesem Satz beginnt Walter Moers das Nachwort zu dieser Graphic Novel. Freilich findet sich dieses erst im zweiten Teil der Erzählung, soll aber an dieser Stelle für sich stehen, um die graphische Qualität der Graphic-Novel-Umsetzung des erfolgreichen Romans “Die Stadt der Träumenden Bücher” zu verdeutlichen.
Grafische Umsetzung
Eine Graphic Novel hebt sich unter anderem durch die grafische Umsetzung der Geschichte vom Comic ab. In diesem ersten Teil des Zweiteilers kann der Leser auf jeder einzelnen Seite diese qualitativ hochwertigen und künstlerisch anspruchsvollen Grafiken bewundern.
Viele Seiten könnten für sich allein gedruckt auch als Bild an so mancher Wand sehr gut machen. Diese Qualität habe ich bei deutschen Graphic Novels tatsächlich bisher noch nicht gesehen. Sehr wohl aber bei ausländischen.
Erzählweise
Auf seinem Blog schreibt Moers: “Jedes nicht verwendete Wort in einem Comic ist ein gutes Wort. Comics sollten ihre Geschichte so weit wie möglich über die Bilder erzählen und so wenig wie möglich über Texte und Sprechblasen.” (Quelle)
So eindrucksvoll die Bilder auch sind, diesem selbst gesteckten Anspruch werden sie nicht gerecht. Natürlich dürfte es schwierig gewesen sein, den Roman derart zu schrumpfen, bis nur noch derart wenig Text übrig war, dass es einer Graphic Novel gerecht wurde.
Dennoch hatte ich vor allem in diesem ersten Teil den Eindruck, als würde über den Text eine Geschichte erzählt, die durch die Bilder untermalt werden. Und nicht umgekehrt. Hier bietet der Graphic Novel Markt eine ganz andere Seite. Nämlich Geschichten, die phasenweise gänzlich ohne Text auskommen.
In den Büchern der Graphic-Novel-Umsetzung von Stephen Kings “Der dunkle Turm” kann man diese Umsetzung vor allem in den ersten Bänden bewundern. Denn auch hier kommen graphisch sehr hochwertige Bilder zum Einsatz, die einem künstlerischen Anspruch gerecht werden.
Hildegunst
Hildegunst von Mythenmetz klingt ganz schön nach Hildegard, ist aber ein männlicher Lindwurm, der sich nach dem Erhalt eines Erbes auf die Suche nach dem Autor eines Manuskripts in die Bücherstadt Buchhaim begibt. Das Buch strotzt dabei nur so vor phantastischen Wortkreationen, Figuren und Ideen.
Er, als angehender Dichter, ist der Erzähler des Buchs, was sich auch im zweiten Teil so fortsetzt. Dadurch wird ihm deutlich mehr Raum gegeben als anderen Charakteren, die aber beileibe deswegen nicht blass bleiben. Ganz im Gegenteil wird auch Nebenfiguren eindrucksvoll Leben eingehaucht. In diesem Fall dann teilweise tatsächlich gänzlich ohne Worte.
Im Grunde genommen, gehören beide Bücher derart zusammen, als wäre ein einzelnes Buch einfach in der Mitte geteilt worden. (Vermutlich ist das auch wirklich so geschehen, damit ein einzelner Teil nicht zu teuer wird.)
Kindgerecht?
Und obwohl beide Teile dieser Graphic Novel zwingend zusammengehören, gibt es doch weitreichende Unterschiede. Dabei fallen zwei markante Gesichtspunkte besonders auf. In Teil 1 wird der Erzähler in die Geschichte eingeführt. Dabei geht Moers durchaus sehr geruhsam vor. Botschaften oder unterschwellige Kritiken, verpackt in humorvollen Dialogen, finden sich hier noch nicht.
Ebenso wenig wie blutige Darstellungen, die ebenfalls erst im zweiten Teil Einzug erhalten. Und dort nicht zu knapp. Dies hat zur Folge, dass der Teil 1 durchaus für Kinder geeignet ist, Teil 2 dann allerdings nicht mehr.
Fazit
Ja, diese Graphic Novel ist wirklich ein sehr aufwändig gestaltetes Meisterwerk, das es so in Deutschland vermutlich tatsächlich bisher noch nicht gab. Die graphische Umsetzung ist opulent, detailverliebt und auf jeder Seite des Buchs immer passend.
Die Geschichte rückt dabei ein bisschen in den Hintergrund, ohne dabei zu einer Nebendarstellerin zu verkommen. Mit vielen witzigen, humorvollen und phantastischen Details wird es auf keiner Seite des Buchs langweilig. Ganz im Gegenteil laden die Darstellungen zum Verweilen auf einer Seite um, um sich an den gezeigten Details zu erfreuen.
Diese Graphic Novel sollte sich kein Freund phantastischer Literatur entgehen lassen.
Hier gehts zur Rezension des zweiten Teils der Graphic Novel.
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