[Thriller] Die Schatten über uns

Ich glaube, John Marrs kann gar keine Figuren in seine Romane einbauen, die nur irgendwie im entferntesten Sinne dem Wort „normal“ nahekommen. So auch in diesem Thriller, in dem gleich mehrere Figuren mehr als sonderbar agieren.

Erzählt werden die Ereignisse aus den jeweiligen Ich-Perspektiven der einzelnen Figuren. D.h., dass in jedem Kapitel die Sichtweise wechselt, was ich zu Beginn als sehr spannend wahrgenommen habe. (Im Hörbuch wäre es ideal gewesen, wenn es bei solchen Schreibstilen wenigstens einen männlichen und eine weibliche Sprecherin gegeben hätte.) Allerdings nimmt sich John Marrs die Spannung, in dem er meines Erachtens viel zu früh auflöst, wer was gemacht hat. Schon zu Beginn des letzten Drittels lässt er die Katze aus dem Sack.

Das Besondere an dem Buch ist nämlich, dass es eine Perspektive aus Kindersicht gibt, die zu einer der Personen gehört, die jetzt als Erwachsener erzählt wie die Ereignisse wahrgenommen werden. Das ist eh ein guter Schachzug, dass durch die Ich-Erzählung auch falsche Wahrnehmungen existieren dürfen. Dadurch kann der Leser gern mal auf die falsche Fährte gelenkt werden. Was John Marrs immer wieder gelingt, wenn der Leser die Absonderheiten der Figuren akzeptiert hat.

Eingelesen hat dieses Buch Antje Thiele, die ich bis dato als Sprecherin noch nicht kannte. Wie oben schon erwähnt, hätte ich es besser gefunden, wenn die Kapitel aus Sicht der männlichen Figuren auch von männlichen Sprechern eingesprochen worden wären. Ich fand die Sprecherin zu wenig abwechslungsreich, so dass es Konzentration brauchte, um den Wechsel der Perspektive auch immer mitzubekommen.

Fazit

John Marrs hat wieder recht spezielle Figuren erdacht, die in diesem Thriller die Hauptrolle übernommen haben. Hat man dies einmal akzeptiert, wird die Erzählung sehr spannend. Bis zu dem Punkt, an dem der Autor den Knoten viel zu früh platzen lässt und die Geschichte bis zum Ende eher dahinplätschern lässt.