Ein Traum für die Menschheit. Kleine Nano-Einheiten zerlegen jegliche Materie, die man ihnen vorlegt, in seine atomaren Einzelteile und können dann daraus etwas neues erbauen. Im ersten Schritt neue kleine Nano-Einheiten, die der Einfachheit halber als Nano-Maschinen bezeichnet werden. Ein Traum für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Und ein Albtraum, wenn sie außer Kontrolle geraten.
Genau dieses Szenario zeichnet Phillip P Peterson (PPP) in seiner Near-Future-Dystopie Nano. Was würde passieren, wenn sich selbst replizierende Nanomaschinen außer Kontrolle geraten? Während eines Experiments wird die Forschungsanlage und mit ihre alle Sicherheitsvorrichtungen zerstört. Es beginnt zuerst harmlos, aber nach und nach gerät die Situation außer Kontrolle, wobei PPP auch nicht davor scheut, einige drastische Szenen einzubauen.
… dass die lokale Feuerwehr oder externe Einsatzkräfte die Leitung übernehmen, wenn es in einem solchen Komplex zu einem Unfall kommt? In „Nano“ kommt es dadurch zu einer Verzögerung in der Rettungskette, weil die Werk-Feuerwehr nach dem Anschlag nicht ausrücken durfte. Aber in der Tat ist das ein realistisches Szenario, obgleich externe Einsatzleiter für gewöhnlich auf diesen Fall vorbereitet bzw. extra dafür geschult werden.
Mir selbst ist es schon passiert, dass Mitarbeiter eines Chemie-Werks nach einem Vorfall sich Polizisten in normalen Uniformen gegenübersahen, obwohl das Tragen einer besonderen persönlichen Schutzausrüstung nicht nur verpflichtend, sondern auch sehr zu empfehlen ist.
Ich habe einige Stimmen gelesen, dass sich in diesem Buch bestimmte Aspekte wiederholen. Das stimmt durchaus, aber in meinen Augen war dies okay, denn es verdichtete die Spannung, auch wenn dadurch vieles in der Handlung sehr vorhersehbar war. Nur nicht immer, wie auf diesen Aspekt reagiert wurde, wenn ich mal vom Ende absehe.
PPP erzählt den Roman aus mehreren Sichtweisen, wodurch viele Aspekte zum Tragen kommen. Es gibt zudem einige wissenschaftliche Fakten und Ideen, die der Autor in sein Buch einbaut. Einen kleinen Bonus gibt es meinerseits, weil die Handlung in Köln und Umgebung stattfindet. Es gibt nicht viele deutsche Autoren, die ihre Handlung in ihrer Heimat ansiedeln. Ich finde es immer wieder schön, wenn dies der Fall ist.
Fazit
An mancher Stelle mag der Autor ein wenig dick aufgetragen haben. In einem Thriller ist dies aber in meinen Augen ein sehr legitimes Stilmittel. Hier und da schweift die Handlung ein wenig ab, was aber durch ein wenig Lokalkolorit abgefedert wird. In Summe ein sehr unterhaltsamer Thriller, der an vielen Stellen den Leser zum Nachdenken anregt.
Die sich selbst replizierenden Maschinen hat wie PPP in seinem Nachwort erklärt, von Neumann zum ersten Mal 1953 postuliert. Wer diesen Blog schon länger verfolgt, dem ist diese selbst replizierende Maschine schon mal über den Weg gelaufen, nämlich in Form der von-Neumann-Sonde im „Bobiversum“ von Dennis E. Taylor und in „Herr aller Dinge“ von Andreas Eschbach. PPP hat die Sonden lediglich auf Nanogröße geschrumpft.
AchtungDieses Buch enthält explizite Beschreibungen von Gewalt und ist somit nicht für minderjährige oder zart besaitete Leser geeignet.
Titel: Nano: Jede Sekunde zählt
Autor: Peterson, Phillip P.
Genre: Thriller / Near Future / Dystopie
Seitenzahl: 704
Verlag: Fischer Verlag
Herkunft: Deutschland
Jahr: 2022
Ist das Szenario, das PPP zeichnet, nicht ein wenig übertrieben? Vor drei bzw. vier Jahren hätte ich das noch bejaht. Wir Deutschen sind doch besonnen und würden immer einen kreativen Weg aus einer Krise finden …, oder? Und dann kam Corona und mit der Pandemie hilflose Regierungen, Föderalismus, der sich selbst im Weg steht und eine Bevölkerung, die Mehl und Klopapier bunkert. Und wer dachte, dass mit dem Ende der Pandemie alles anders wird, musste sprachlos die Ereignisse der Silvester-Nacht in den Nachrichten verfolgen. Die Menschen geben Zeugnis davon, in einer immer rücksichtsloseren Gesellschaft zu leben.
Ich finde es erschreckend, dass generell Rettungskräfte zunehmend davon berichten, dass sie angegangen werden. Da kann man sich nur an den Kopf fassen und muss sich eingestehen, dass das Szenario, dass PPP in diesem Roman schildert, auch nicht Deutschland gar nicht mal abwegig ist.
Wie verrückt die Welt geworden ist, sieht man auch daran, dass mittlerweile viele Menschen zu halben Preppern geworden sind (Menschen, die sich auf das Ende der Welt vorbereiten) und nach dem Ausbruch des Kriegs in Europa immer gepackte Koffer im Flur stehen hatten (oder haben), weil sie dachten oder befürchten, dass der Krieg schneller nach Deutschland kommt, als von allen vermutet wird.
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.
Hi Frank!
Auf jeden Fall ein sehr interessantes Thema! Aber in der nächsten Zeit werde ich definitiv nicht zu dem Buch kommen, aber ich setz es mal auf meine Merkliste 🙂
Liebste Grüße, Aleshanee