Sagen wurden und werden in aller Lande mündlich überliefert. Das gilt grundsätzlich für alle Sagen und Legenden. Aus diesem Grund ist das vorliegende Buch lediglich eine Momentaufnahme. Oder wie es der Autor in seinem Vorwort schreibt:
“Nie gibt es eine endgültige Fassung einer Geschichte.” (bei 3% des e‑Books)
Auch wenn das Buch damit beworben wird, dass Kommissar Dupin bei seinen Kriminalfällen immer wieder mit wundersamen bretonischen Geschichten zu tun hat, so muss der Leser diese Kriminal-Reihe nicht kennen, um sich an diesen Sagen und Legenden zu erfreuen. Es sind insgesamt 21 Erzählungen, die in diesem Sammelband zu finden sind. Teilweise entsprechend kurz und knapp, andere etwas länger. So oder so versprechen die Erzählung Kurzweil.
Viele Geschichten werden recht klassisch im Märchenstil erzählt, inklusive der manchmal etwas übereilten Handlungsbeschreibungen. Dafür sind sie recht abwechslungsreich, auch wenn der christliche Einfluss sehr hoch ist, denn in fast jeder Geschichte findet sich ein Bezug zum Christentum wieder. Bei der einen mehr, bei der anderen weniger. Dennoch muss der Leser es mögen, wenn der Teufel oder ein Engel in Erscheinung tritt und die Figuren ihr Wohl im Glauben suchen.
Das bedeutet aber nicht, dass die Erzählungen bedeutungsschwanger sind und immer den moralischen Zeigefinger erheben. Oftmals werden einfach nur (mehr oder minder) schöne Geschichten erzählt.
Aufgelockert werden die unterschiedlichen Geschichten durch einige Bilder, die aus dem Pinsel von Jonas Lauströer stammen. Ich finde die Bilder sehr ansprechend und es gleichzeitig schade, dass es nur so wenige ins Buch gefunden haben (Auch das Coverbild findet sich im Buch wieder).
Fazit
Ich mag Sagen und Legenden ebenso wie kurze und knappe Erzählungen, die für eine kurzweilige Unterhaltung sorgen. Diese Grundvoraussetzungen sollte der Leser mitbringen, damit er ebenso viel Freude an diesem Buch hat wie ich.
An diesem Buch haben zahlreiche Autoren und Übersetzer gearbeitet. Folgend eine Aufstellung der Autoren und Übersetzer:
- Peronnik der Einfältige von Émile Souvestre, übersetzt von Ernst Tegethoff
- Ewenn Congar von François-Marie Luzel, neu übersetzt von Anne Thomas
- Die Steine von Plouhinec von Émile Souvestre, übersetzt von Erich Ackermann
- Die beiden Buckligen von François-Marie Luzel, neu übersetzt von Isabella Bautz
- Mao Kergarec oder Der Pakt mit dem Teufel von François-Marie Luzel, übersetzt von Ré Soupault
- Die Wäscherin der Nacht von Anatole Le Braz, übersetzt von Gerd Grün
- Die Groac’h von der Insel Lok von Émile Souvestre, übersetzt von Ré Soupault
- Goldhans von Anatole Le Braz, übersetzt von Gerd Grün
- Comorre von Émile Souvestre, übersetzt von Ré Soupault
- Die neun Brüder, die in Lämmer verwandelt wurden, und ihre Schwester von François-Marie Luzel, übersetzt von Ernst Tegethoff
- Pierre Le Rûns Vision von Anatole Le Braz, übersetzt von Gerd Grün
- Die Gattin des Todes von François-Marie Luzel, übersetzt von Ernst Tegethoff
- Die fünf Toten aus der Bucht von Anatole Le Braz, übersetzt von Gerd Grün
- Die versunkene Stadt Ys von Émile Souvestre, übersetzt von Ré Soupault
- Die weiße Frau im Moor nach Paul Féval, neu übersetzt von Isabella Bautz
- Der Ring des Kapitäns von Anatole Le Braz, übersetzt von Gerd Grün
- Der Gerechte von François-Marie Luzel, übersetzt von Ré Soupault
- Bag-noz, das Geisterschiff von Anatole Le Braz, übersetzt von Gerd Grün
- Die beiden alten Bäume von Anatole Le Braz, übersetzt von Gerd Grün
- Petit-Jean und die Rätselprinzessin von François-Marie Luzel, übersetzt von Erich Ackermann
- Der Wald von Brocéliande von O.L. Aubert, übersetzt von Barbara Gerdes
Am Ende des Buchs findet sich ein ausführliches Quellenverzeichnis mit detaillierteren Angaben, wie z.B. Erstveröffentlichung der Texte und Originaltitel.
Ich kenne die Reihe “Kommissar Dupin ermittelt” nicht, möchte diese aber doch hier nennen, da die Sagen und Legenden wohl auch dort in irgendeiner Form zu finden sind. Es sind mittlerweile 9 Bände von der Reihe erschienen.
Skurrilitäten: Es gibt auf Amazon ein Buch mit gleichem Namen, das anno 1981 erschienen ist. Die Rezensionen passen aber gar nicht zu dem Inhalt des Buchs, sondern scheinen sich auf ein Buch von Heinrich Böll zu beziehen. Es ist mir nicht bekannt, ob Unterschiede zwischen diesen Büchern existieren. Auf jeden Fall sollte der Käufer darauf achten, die Version von 2020 zu bestellen, die ich weiter unten entsprechend verlinkt habe.
Titel: Die schönsten bretonischen Sagen
Autor: Bannalec, Jean-Luc (Hrsg.); Spreckelsen, Tilman (Hrsg.)
Illustrator: Jonas Lauströer
Genre: Sagen und Legenden
Seitenzahl: 240
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Originaltitel: diverse
Übersetzer: siehe oben
Herkunft: Frankreich
Jahr: (1887 bis 2019) / 2020 (org./dt.)
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren findet sich auf der Verlagsübersichtsseite.
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.