[Belletristik] NSA – Nationales Sicherheits-Amt

Andreas Eschbach stellt Was-wäre-wenn-Fragen. Was wäre, wenn die “Analytical Engine” von Charles Babbage in die Realität umge­setzt wur­de und einen tech­no­lo­gi­schen Schub gege­ben hät­te? Was wäre, wenn die Deutschen bei der Entwicklung der neu­en Technologie eine Vorreiterrolle ein­ge­nom­men hät­te? Und was wäre, wenn Deutschland im drit­ten Reich die­se Technologie als Vorteil für sich ver­bu­chen könn­te?

Ein Gedankenexperiment

Andreas Eschbach schickt sei­ne Leser in ein Paralleluniversum und prä­sen­tiert eine alter­na­ti­ve Wirklichkeit, nur um den Leser selbst dar­auf zu sto­ßen, wie er heut­zu­ta­ge mit sei­nen Daten umgeht. Denn trotz Blick in die Vergangenheit, sind vie­le Aspekte top­ak­tu­ell. Welche Rückschlüsse las­sen sich mit den Daten erhe­ben, die wir sorg­los im Netz hin­ter­las­sen? Manchmal kann man auf Dinge rück­schlie­ßen, die wir über­haupt nicht im Blick haben. Klar, in einem tota­li­tä­ren Staat kann das sogar noch wei­ter­ge­hen.

Sehr gut gelun­gen ist mei­ner Meinung nach die Verschmelzung der Machenschaften des drit­ten Reichs mit der Internettechnologie, wobei Eschbach dar­auf geach­tet hat, deut­sche Wörte für die heu­te bekann­te Technik zu ver­wen­den, was sich teil­wei­se recht komisch anhört, aber im Kontext sehr pas­send wirkt. Es wird der Gedanke im Kopf des Lesers gefes­tigt, dass es so hät­te pas­sie­ren kön­nen.

Deutschland war zu jener Zeit durch­aus eine Großmacht und sol­che Romane, in denen die Nazis nicht per se die Verlierer sind, ber­gen immer die Gefahr, dass die rech­te Szene sie für sich ver­ein­nahmt. So ist das Buch glück­li­cher­wei­se nicht geschrie­ben, denn es zeigt sehr wohl den Schrecken, den eine sol­che Verschmelzung gehabt haben könn­te. Dafür nimmt der Autor zwei Schicksale, die er exem­pla­risch als Hauptfiguren durch die Geschichte schleust.

Man muss kein gro­ßer Experte deut­scher Geschichte sein, um die vie­len Verweise zu his­to­ri­schen Figuren zu erken­nen, wie z.B. Anne Frank oder Sophie Scholl. Diese klei­nen Momente der Wiedererkennung erhö­hen die Glaubwürdigkeit der Geschichte enorm und bele­ben ihn regel­recht. 

Dass die­ses von einer Frau ein­ge­spro­chen wird, ist vor allem dann etwas unglaub­wür­dig, wenn die Männer zu Wort kom­men. Auf der ande­ren Seite ist es viel­leicht auch ganz gut, dass sich Hitler nicht wirk­lich wie Hitler anhört. Denn grund­sätz­lich macht Laura Maire einen sehr guten Job und hat das Buch sehr gut ein­ge­le­sen.

Fazit

Es ist ein sehr gelun­ge­nes Gedankenexperiment, das Andreas Eschbach hier prä­sen­tiert. Dabei blickt er nicht kri­tisch auf tota­li­tä­re Staaten, son­dern auch auf unse­ren heu­ti­gen teils sehr sorg­lo­sen Umgang mit unse­ren Daten und macht dem Leser bewust, dass damit manch­mal Dinge in Erfahrung gebracht wer­den kön­nen, von denen wir noch nicht erahnt haben, dass dort über­haupt ein Zusammenhang besteht. NSA ist ein sehr gut geschrie­be­ner Roman, die alte wie neue Themen sehr gut mit­ein­an­der ver­eint und zudem sehr gut geschrie­ben ist.

buchcover

Titel: NSA – Nationales Sicherheits-Amt
Autor: Eschbach, Andreas
Sprecher: Maire, Laura
Genre: Hörbuch/Fantasy/Science Fiction
Hörzeit: 22 Stunden und 14 Minuten
Verlag: Lübbe Audio
Print: Bastei Lübbe

5/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2018

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6 Kommentare

  1. Hi Frank!

    Das freut mich echt sehr dass dir das Buch so gut gefal­len hat – ich fand die Umsetzung auch (wie­der mal) rich­tig gut! Eschbach hat aber auch immer genia­le Ideen, vor allem auch was die Gesellschaft betrifft. Ich bin gespannt, wel­ches Buch von ihm du als nächs­tes lesen wirst 😀

    Liebste Grüße, Aleshanee

      1. Ja, wo soll ich da anfan­gen? ^^

        Als ers­tes fällt mir “Quest” ein, gra­de für dich als Science Fiction Fan auf jeden Fall einen Blick wert. Es ist bei mir ja schon eine Weile her, aber das fand ich rich­tig gut!

        Ebenfalls Science Fiction, aller­dings eine Jugendbuch Reihe, aber nichts­dest­or­trotz sehr lesens­wert, ich war jeden­falls begeis­tert: Das Marsprojekt (hat 5 Bände)

        Ein ganz ande­res Thema: Der Todesengel. Hier beschäf­tigt er sich mit dem Täter / Opfer Verhältnis auf eine unauf­dring­li­che Art und von bei­den Seiten, so dass man sich selbst sei­ne Meinung bil­den kann. Spielt in der Gegenwart.

        Eine Billion Dollar moch­te ich eben­falls sehr. Hier geht es dar­um, was pas­siert, wenn jemand 1 Billion Dollar erbt. Es geht viel um wirt­schaft­li­che Gedankenspiele, etwas wobei ich mich über­haupt nicht aus­ken­ne und Eschbach mich hier über vie­les auf­ge­klärt hat. Aber natür­lich auch um gesell­schaft­li­che Fragen, die sich um aktu­el­le Themen dre­hen.

        1. Eschbach ist ja auch ein Vielschreiber und hat zudem recht vie­le Kurzgeschichten geschrie­ben – ist was schwie­rig den Überblick zu behal­ten. Danke für die Tipps. Mal schau­en, obs davon auch Hörbücher gibt …

          1. Da gibts bestimmt das ein oder ande­re Hörbuch. Mein Bruder hört auch immer und der hat, soweit ich weiß, auch schon eini­ges von Eschbach gehört.

            Der Kurzgeschichtenband “Eine unbe­rühr­te Welt” fand ich auch toll. Da hast du glaub ich auch schon eine Geschichte gelesen/rezensiert, wenn ich mich rich­tig erin­ne­re. Die hieß Al Qaida?

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