Bis zum späten Morgen

Mit 110 Seiten ist die­ser Booksnack eigent­lich kein Booksnack, denn die­ser ist (nach mei­ner eige­nen Definition) eine Mini-Kurzgeschichte mit einem Umfang von ca. 3–10 Seiten. Also soll­te ich die­se Kurzgeschichte, die es Anfang Oktober 2016 für Newsletter-Abonennten kos­ten­frei zu bezie­hen gab, zu den “klas­si­schen” Kurzgeschichten zäh­len. Tu ich aber nicht, denn die­ser Booksnack ist dann doch wie­der einer, weil er zehn plus eine Mini-Kurzgeschichte in sich ver­eint. Es ist also sozu­sa­gen eine Mini-Kurzgeschichten-Sammlung.

Dabei unter­schei­den sich die zehn Mini-Kurzgeschichten deut­lich in Bezug auf Umfang und Qualität deut­lich von­ein­an­der. Von belang­lo­ser und nichts­sa­gen­der Mini-Kurzgeschichte mit einem Umfang von zwei Seiten, über eine ver­wor­re­ne Mini-Kurzgeschichte mit einem Umfang von 5 Seiten bis hin zu span­nen­den Mini-Kurzgeschichten mit einem Umfang von 10 Seiten ist in die­ser Sammlung alles ver­tre­ten.

Wieso plus eins?

Die zehn Booksnacks schar­ren sich alle um eine Rahmenhandlung, die eigent­lich kaum eine Rolle spielt. Nur die letz­te der zehn Kurzgeschichten nimmt die Rahmenhandlung auf, die ande­ren neun kön­nen auch unab­hän­gig von­ein­an­der gele­sen wer­den. Der Aufhänger der Geschichten stellt eine Bar dar, an der nach und nach diver­se Gäste aus allen Herren Ländern ihre klei­nen Anekdoten erzäh­len.

Oftmals dre­hen sich die Geschichten um Verlust, Tod, Sex und Drogen. Manche Geschichten sind wirk­lich gut geschrie­ben und machen Spaß gele­sen zu wer­den, bei ande­ren fragt sich der Leser, was wohl die Quintessenz einer Geschichte ist, in der ein­fach nur eine Umgebung geschil­dert wird, ohne dass etwas pas­siert.

Der Schreibstil unter­schei­det sich inner­halb der Geschichten eben­falls. Mal gibt es Mini-Kurzgeschichten mit meh­re­ren Handlungssträngen, bei denen sich so man­cher Strang in Schall und Rauch auf­löst, wäh­rend sich ein ande­rer als Hauptstrang her­aus­kris­tal­li­siert. Klingt ver­wor­ren, ist es schluss­end­lich auch.
In ande­ren Geschichten ist der Stil sim­pel gehal­ten und die Geschichte liest sich wie Butter auf einem war­men Brötchen.

Warum ich nicht näher auf die ein­zel­nen Handlungen ein­ge­he? Weil bei Mini-Kurzgeschichten dabei sehr schnell gespoi­lert wird und die eigent­li­che Pointe von so man­cher Geschichte dadurch ver­lo­ren gehen wür­de.

Was ich defi­ni­tiv nicht bestä­ti­gen kann, ist die Voraussetzung poli­ti­scher Kenntnisse, so wie man­che Rezensenten es schil­dern. Die Geschichten sind auch ohne tief­grei­fen­de poli­ti­sche Kenntnisse ver­ständ­lich. Da in den Geschichten vom World-Trade-Center und von der D‑Mark die Rede ist, die Mauer aber schon fiel, spielt die Geschichte in den Jahren zwi­schen 1989 und 2000. Diese zeit­li­che Einordnung soll­te der Leser zumin­dest so grob ken­nen.

Fazit

Kann man nun eine Kurzgeschichtensammlung emp­feh­len, in der die Qualität der Geschichten der­art schwankt? Schlussendlich spre­che ich mich für eine Empfehlung die­ser Mini-Kurzgeschichtensammlung aus, wobei man auf der ande­ren Seite nicht viel ver­passt, wenn einem die­ses lite­ra­ri­sche Werk nicht unter die Augen kommt.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert