Wedora – Staub und Blut

Mit die­ser Rezension mache ich etwas, was ich nor­ma­ler­wei­se nie mache. Ich zitie­re aus dem Klappentext. Warum ich das mache? Er spoi­lert. Und zwar das Ende!
[…] In die­se Stadt ver­schlägt es den Halunken Liothan und die Gesetzeshüterin Tomeija.
Doch Wédōra steht kurz vor einem gewal­ti­gen Krieg […] Nun rufen die geheim­nis­vol­len Stämme der Sandsee zum Sturm auf die mäch­ti­ge Stadt.
Liothan und Tomeija gera­ten schnell in ein töd­li­ches Netz aus Lügen und Verschwörungen, besit­zen sie doch Fähigkeiten, die für vie­le Seiten inter­es­sant sind.

Ja, es gibt einen Krieg. Aber der kommt erst zum Ende des Buches. Ja, Liothan und Tomeija haben beson­de­re Fähigkeiten, aber auch die­se offen­ba­ren sich erst gegen Ende des Buchs. Das ist mit Abstand der schlech­tes­te Klappentext, den ich bis­her gese­hen habe, denn er hat Erwartungshaltungen geschürt, die das Buch nicht hal­ten konn­te.

Die eigentliche Handlung

Es geht um die bei­den genann­ten, die es tat­säch­lich nach Wedora ver­schlägt. Dort müs­sen sich die bei­den aller­dings zuerst zurecht fin­den. Als “Gestrandete” wer­den sie von der Andersartigkeit der Umgebung voll­kom­men über­rum­pelt. Wie wür­de man sich selbst füh­len, wenn man plötz­lich unver­mit­telt nicht mehr in hei­mi­schen Wäldern wan­deln kann, son­dern sich in einer gro­ßen Wüstenstadt wie­der­fin­det? Entsprechend schwie­rig gestal­tet sich der Einstieg der bei­den in die­se neue Welt.

Das Buch webt nun die zwei Haupthandlungsstränge rund um Liothan und Tomeija zur eigent­li­chen Geschichte, wie sie eben nach und nach das Besondere ent­de­cken, das in die­ser Stadt inne­wohnt. Neben die bei­den Haupthandlungen gesel­len sich wei­te­re Nebenhandlungen, aller­dings ohne dass es zu unüber­sicht­lich wird. Der Leser kann dem Geschehen immer fol­gen, ohne in der Komplexität der Geschichte zu ertrin­ken. Ganz im Gegenteil ist es sehr inter­es­sant zu sehen, wie sich die Handlungsstränge zuein­an­der ver­hal­ten. Wie sie sich schein­bar sepa­rat ent­wi­ckeln, nur um dann doch auf­ein­an­der­zu­tref­fen.

Ende

Die Haupthandlung hat zum Glück ein Ende. Wenn auch eines, das sich gut fort­set­zen lässt. Und eines, in dem es dann trotz des Spoilers ein paar Überraschungen gibt. Leider blei­ben vie­le Nebenhandlungen voll­kom­men offen. Sie wer­den qua­si nur ange­ris­sen, ohne näher auf sie ein­zu­ge­hen. Dies mag für einen poten­ti­el­len Nachfolger inter­es­sant erschei­nen, trübt das Lesevergnügen in die­sem Buch aber doch erheb­lich.

Die Hauptcharaktere und deren Entwicklung sind gut beschrie­ben und nach­voll­zieh­bar. Die Nebencharaktere lei­den aller­dings unter dem glei­chen Phänomen wie die Nebenhandlungen. Viele blei­ben (zu) blass und ver­lie­ren sich in den Strängen der Geschichte.

Das ist in mei­nen Augen dop­pelt unbe­frie­di­gend, weil vie­les uner­zählt bleibt (ein zwei­ter Band aber nicht in Sicht zu sein scheint).

Fazit

Ein Buch, das man sicher­lich nicht bereut gele­sen zu haben. Aber auch eines, das man nicht unbe­dingt gele­sen haben muss. Die Welt ist zwar gut erklärt, stellt aber bei wei­tem nicht das Unikat dar, wie von vie­len dar­ge­stellt. Die Haupthandlung und die Hauptcharaktere sind gut durch­dacht und es macht Spaß zu lesen, auch wenn man (dank des Klappentext-Spoilers) weiß, wohin sich die Geschichte ent­wi­ckelt.

Leider wird der Lesespaß durch die vie­len offe­nen Nebenschauplätze getrübt. Hier wäre viel­leicht weni­ger mehr gewe­sen, denn eini­ge der erzähl­ten Nebenhandlungen hät­te man sich auch schen­ken kön­nen. Ich den­ke hier zum Beispiel an das Verhalten der Angitila (die Riesenechsen, auf denen die Händler rei­ten).

Ein Nebengedanke:

In dem Buch wer­den sehr vie­le Sonderzeichen, Häkchen und Ösen ver­wen­det. So heißt die Stadt eigent­lich Wédōra und nicht Wedora. Der bes­se­ren Lesbarkeit ver­zich­te ich auf die­ses Stilmittel, was auch dem Buch zugu­te gekom­men wäre, wenn es nicht ganz so oft Anwendung gefun­den hät­te.
Davon abge­se­hen liest sich das Buch recht flüs­sig.

 

Bewertung: ✦✦✦✧✧

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