[Hörbuch] Frühling, Sommer, Herbst und Tod

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Titel: Frühling, Sommer, Herbst und Tod
Autor: King, Stephen
Genre: Hörbuch/Novelle
Verlag: Lübbe Audio (Hörbuch) / Heyne (Print)
Wertung: ★★★★★
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Dieses Hörbuch wur­de zum ers­ten Mal 2002 ver­öf­fent­licht und nun 2017 neu auf­ge­legt. Soweit ich das beur­tei­len kann, hat sich im Vergleich zu der Version von vor 15 Jahren nichts grund­le­gend geän­dert.

Es sind vier mehr oder weni­ger gänz­lich unter­schied­li­che Novellen, die wenig mit­ein­an­der gemein haben, so dass ich die­se auch für die­se Rezension ein­zeln betrach­te. Dass dadurch der Umfang die­ser Rezension etwas umfang­rei­cher gewor­den ist, mag mir der Leser in die­sem Zusammenhang nach­se­hen.

 

Frühlingserwachen: Pin Up (Frühling) ★★★★★
gele­sen von Lutz Riedel

Was für eine genia­le Geschichte über die Ereignisse in einem Gefängnis, in dem Verbrecher ein­sit­zen, die lebens­lang ein­sit­zen. Gespickt mit viel Gesellschaftskritik an den Randbedingungen der Haft in den USA, erzählt die­se Geschichte von einer ganz beson­de­ren Freundschaft.

Am Sprecher gibt es über­haupt nichts aus­zu­set­zen und es ist sehr ange­nehm der Stimme zuzu­hö­ren. Die passt ein­fach zu den Protagonisten und kann mit unter­schied­li­chen und stim­mi­gen Betonungen auf­war­ten.

Diese Geschichte ist nicht nur als Erzählung sehr gut, son­dern auch als Verfilmung (die sich recht nah an die Vorlage hält). Der Film von 1994 gehört sicher­lich mit zu den bes­ten Stephen King Verfilmung, was auch an der gran­dio­sen Besetzung liegt. Wer ihn noch nicht kennt, soll­te sich “Die Verurteilten” anschau­en.

 

Sommergewitter: Der Musterschüler (Sommer) ★★
gele­sen von Til Schult und Oliver Rohrbeck

Welche Rolle hät­ten wir ein­ge­nom­men, wären wir im Dritten Reich auf­ge­wach­sen? Unterschwellig schwebt die­se Frage über der Geschichte, die zwar schluss­end­lich arg abge­dreht ist, aber den­noch Einblicke in die Abgründe der Menschen zulässt. Ein ehe­ma­li­ger natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Kriegsverbrecher wird zufäl­lig von einem Jungen in der Nachbarschaft aus­fin­dig gemacht. Dieser Junge lässt sich die Geschichten aus dem Krieg erzäh­len und zieht somit bei­de in ein son­der­ba­res Verhältnis.

Für mein Gefühl war die Geschichte ein biss­chen zu abge­dreht und zu vie­le Zufälle pas­sier­ten, damit alles ein stim­mi­ges Bild ergibt. Sie gehört lei­der zu der schlech­tes­ten Geschichte die­ser Novellensammlung.

Gelesen wird die­se Novelle im Wechsel von Oliver Rohrbeck und Til Schult. Oliver Rohrbeck wer­den vie­le als Synchronsprecher von Ben Stiller ken­nen. Ist er als Synchronsprecher des Hollywoodstars durch­aus hörens­wert, fehlt ihm beim Lesen des Hörbuchs das Facettenreichtum ande­rer Sprecher. Ich fin­de ihn als Sprecher gera­de­zu unge­eig­net, weil er ein­fach nicht in der Lage ist, jeder Figur einen Charakter ein­zu­ver­lei­ben. Es fehlt ein­fach das Facettenreichtum.

Das macht Til Schult zwar wie­der ein biss­chen wett, aber in sei­ner Gesamtheit nervt die Stimme Rohrbecks auf Dauer und trübt ein biss­chen den Gesamteindruck die­ser Novellensammlung.

Auch die­se Novelle wur­de ver­filmt, ist mir aber noch nicht bekannt (ern­tet aber gute Kritiken).

 

Herbstsonate: Die Leiche (Herbst) ★★★★☆
gele­sen von Udo Schenk

Im Grunde genom­men ver­eint Stephen King in die­ser Novelle vie­le klei­ne Kurzgeschichten gepaart mit eini­gen per­sön­li­chen Erinnerungen und Erfahrungen aus sei­nem eige­nen Leben. Das macht die­se Geschichte inhalt­lich sehr inter­es­sant und zuwei­len auch komisch, wenn ich zum Beispiel an die Pasteten-Episode den­ke.

Dieser Mix aus unter­schied­li­chen Episoden in einer Geschichte macht die­se zu den bes­se­ren der vier Novellen.

Leider passt der Erzähler nicht so recht zur Geschichte. Die Stimme von Udo Schenk ist zwar sehr ange­nehm, passt aber es zu Dokumentationen oder wis­sen­schaft­li­chen Abhandlungen, in denen es weni­ger auf eine facet­ten­rei­che Betonung geht, bei der die ein­zel­nen Protagonisten je eine indi­vi­du­el­le Stimme bekom­men. Wenn Schenk mit sei­nem wohl­klin­gen­den Bass einen Jugendlichen spricht, dann wirkt es irgend­wie unpas­send.

 

Ein Wintermärchen: Atemtechnik (Tod) ★★★★★
gele­sen von Joachim Kerzel

Eine Fantasie anre­gen­de Geschichte in einer Geschichte. Hätte Stephen Kind die eigent­li­che “Atemtechnik”-Geschichte allein ohne das Rahmengerüst erzählt, wäre sie sicher­lich weni­ger beein­dru­ckend, wie in der vor­lie­gen­den Fassung. Er ver­steht ein­fach einer Geschichte das gewis­se Etwas zu geben.

Diese Erzählung ist eine wah­re Bereicherung für die­se Sammlung, wozu sicher­lich auch die Leistung des Sprechers Joachim Kerzel bei­getra­gen hat. Der ange­nehm brum­me­li­ge Grundton ist zwar ähn­lich der Stimme von Udo Schenk, aber hier passt er. Das liegt ver­mut­lich dar­an, dass der erzäh­le­ri­sche Teil deut­lich grö­ßer ist.

 

Fazit ★★★★☆

Allein die ers­te und vier­te Geschichte machen die­ses Hörbuch hörens­wert. Diese bei­den Geschichten sind wirk­lich in jeg­li­cher Hinsicht sehr gut – erzäh­le­risch wie auch gespro­chen als Hörbuch. Allein schon wegen die­ser bei­den Geschichten lohnt sich der Kauf des Buchs. Der Musterschüler konn­te mich nicht wirk­lich begeis­tern (auch wenn er als Verfilmung eini­ge Lorbeeren geern­tet hat), was aber haupt­säch­lich am unpas­sen­dem Sprecher lag. Als Printversion weiß die Geschichte viel­leicht eher zu begeis­tern.

Alles in allem eine gelun­ge­ne Novellensammlung, die ich durch­aus emp­feh­len kann.

 

 


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