[Meinung] Was ist der Unterschied zwischen einem Charakter und einer Figur?

figur

Über mei­ne Streifzüge durch das Internet und diver­sen Blogs bin ich dar­auf gesto­ßen, dass sich jemand dar­über echauf­fiert, dass es in Büchern kei­ne Charaktere gibt, son­dern nur (lite­ra­ri­sche) Figuren. Das Wort Charakter sein ein fal­scher Freund, der bei der Übersetzung aus dem Englischen sich fälsch­li­cher­wei­se ins Deutsche ein­ge­bür­gert hat.

Nun ist es mit der deut­schen Sprache nun mal so, dass sie lebt. Selbst wenn dem so gewe­sen war (was ich nicht zu beur­tei­len ver­mag), so ist das ein Stand von ges­tern und nicht von heu­te. Denn der Deutsche bestimmt selbst, wel­ches Wort er ver­wen­det und wel­ches nicht. Immer wie­der tau­chen neue Wörter auf und ande­re ver­schwin­den. Und wie­der ein ande­res Mal wer­den bestehen­de Worte plötz­lich in einen ande­ren Kontext gesetzt.

Immerhin kennt selbst der Duden drei Bedeutungen des Wortes “Charakter”. Zum einen die Ausprägung beim Menschen (einen guten oder schlech­ten Charakter haben), zum ande­ren im Sinne einer beson­ders aus­ge­präg­ten Eigenschaft einer Person (ein übler Charakter) oder einer Sache (der Charakter einer Landschaft) oder eben als Person in einem Buch oder Film. Hier gibt es dann auch einen Bezug zu dem Wort Figur.

Beide Wörter ste­hen für eine han­deln­de Person in einem Roman oder Film. Es ist also mög­lich, bei­des zu ver­wen­den, wobei vie­le Rezensenten und auch Blogger mitt­ler­wei­le haupt­säch­lich das Wort Charakter nut­zen (zumin­dest die­je­ni­gen, deren Beiträge ich lese) und so gut wie gar nicht mehr von einer lite­ra­ri­schen Figur die Rede ist. In Feuilletons und Literaturkritiken in Zeitschriften oder Medien mit grö­ße­rer Reichweite wird hin­ge­gen wei­ter­hin bevor­zugt von Figuren gespro­chen. Ich den­ke sogar recht bewusst, um sich von den Rezensenten und Bloggern abzu­gren­zen, mit denen haupt­be­ruf­lich täti­ge Journalisten nur ungern in einen Topf gewor­fen wer­den.

Das Schöne am Bloggen ist ja, dass ich mein eige­ner Herr bin und wei­ter­hin fröh­lich bei­de Begriffe benut­zen kann, ganz so wie es mir in den Sinn kommt und ohne dass mein Vorgesetzter mir einen Rüffel ver­passt.

8 Kommentare

  1. Hi Frank,

    über was sich man­che Menschen Gedanken machen fin­de ich doch manch­mal echt amü­sant ^^
    Ich hab dar­über jeden­falls noch nie nach­ge­dacht und benut­ze “Charakter” und “Figur” glei­cher­ma­ßen in den Rezensionen, vor allem auch um Abwechslung zu haben und nicht im Absatz zwei­mal das glei­che Wort steht 😀

    Liebste Grüße und einen schö­nen Sonntag!
    Aleshanee

    1. Hallo Aleshanee,
      da ich nicht nur auf Blogs unter­wegs bin, son­dern auch bei “pro­fes­sio­nel­len” Literaturkritikern, ist mir das irgend­wann mal auf­ge­fal­len. Und dann habe ich gezielt drauf geach­tet und nach ein paar Hintergründen gesucht. Für die­je­ni­gen, die damit Geld ver­die­nen, scheint es Bedeutung zu habe 😉

      Dir auch einen schö­nen Sonntag und vie­le Grüße
      Frank

  2. Ah, ein inter­es­san­tes Thema. Eigentlich ist es ja ganz ein­fach: eine lite­ra­ri­sche Figur ist gleich­zei­tig auch eine rhe­to­ri­sche Figur, zB. eine Metapher. Um dem (im Deutschen) nicht in die Quere zu kom­men, redet man doch bes­ser von einer Charakterzeichnung oder von Charakteren, wenn man die Protagonisten und Antagonisten meint. Aber meis­tens ist es doch so, dass ich selbst von Figuren UND Charakteren spre­che. Das ver­steht auch jeder, nur das Feuilleton schein­bar nicht.

    Die bes­ten Grüße an den Betreiber

    1. Hallo Bouquinist,
      es wird sicher eini­ge Blogger geben, die fröh­lich und frei ein­fach bei­de Begriffe nut­zen – ganz so wie Du oder Aleshanee oder der Büchernarr 😉
      Viele Grüße von sel­bi­gem

  3. Sieh an, das ist mir weder auf­ge­fal­len, noch habe ich je dar­über nach­ge­dacht. Allerdings spre­che ich lie­ber von Figur(en), habe aber nie dar­auf geach­tet. Ich fin­de die Frage aller­dings sehr inter­es­sant, so dass ich mal näher in mich gehen wer­de (auch beruf­lich). Danke für die Anregung!

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