Titel: Kreuzschnitt |
Dieses Erstlingswerk überrascht. Schon der Anfang des Buch beginnt mit einem echten Epilog und nicht mit einem ersten Kapitel, das einfach Epilog genannt wurde. Und dann braucht es nur zwei weitere Kapitel und der Leser ist mittendrinnen in einem spannenden und verzwickten Mordfall.
Vor und Zurück
In diesem Buch werden einige erzählerische Stilmittel verwendet, die mir sehr gefallen. Da sind zum Beispiel die Gedankenfetzen, die den Textfluss auflockern und die wir alle kennen. Sie machen den Unterschied zwischen dem, was man sagen möchte und dem, was tatsächlich die Lippen formen. Diese Blicke in die Gedanken der Protagonisten lockern nicht nur die Erzählung auf, sie lassen die Charaktere auch zugleich authentischer wirken. Zudem sind sie wohldosiert und werden nicht sintflutartig eingesetzt.
Ein weiteres Stilmittel sind die Rückblenden in eine Vergangenheit, die der Leser anfänglich nicht einzuordnen weiß. Sie entführen den Leser in eine andere Welt, die irgendeinen Bezug zum aktuellen Fall aufweist. Es darf mitgeknobelt werden, wie die Handlungsstränge zueinandergehören.
Wendungen
Innerhalb der Erzählstränge, sowohl in der Gegenwart, wie auch in der Vergangenheit, werden nach und nach Puzzleteile freigesetzt, die sich langsam zu einem großen Ganzen zusammenfügen und den Leser immer wieder zu überraschen wissen. Gekonnt wird der Leser geradezu dazu eingeladen, sich an den Ermittlungen zu beteiligen, woran der flüssige und leicht lesbare Schreibstil einen nicht unwesentlichen Anteil hat.
Dabei verliert sich Borge nicht in verschwenderischen Umschreibungen der Umgebung oder des Landes, sondern kommt immer gleich auf den Punkt. Er versteht es, den Leser einzufangen und mitzunehmen.
Fazit
Sympatische und authentische Charaktere, eine wendungsreiche und spannende Handlung sowie ein angenehmer Sprachstil: Kein Wunder, dass dieses Erstlingswerk als “Die Krimi-Entdeckung aus Skandinavien” gefeiert wird. Für mich persönlich ist es die bisherige Krimi-Überraschung des Jahres schlechthin. Wer sich diesem Genre nicht verschrieben sieht, weil er fürchtet, dass sowieso in immer gleicher Tatort-Marnier Mordfälle behandelt werden, der sollte einen Blick risikieren und sich ebenfalls von diesem Buch überraschen lassen.
BTW: Der aufmerksame Leser wird das interessante Detail entdecken, dass die Printversion ein anderes Cover als die E‑Book-Version aufweist, wobei mir persönlich das Print-Cover eher zusagt …
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.