Wer sich bisher mit dem Klimawandel und den Möglichkeiten, diesem entgegenzutreten, beschäftigt hat, wird im neuen Buch von Frank Schätzing wenig Neues erfahren. Auch ist dies kein Sachbuch mit wissenschaftlichem Anspruch, denn es fehlt das Gegenlesen einer zweiten Partei und das quasi obligatorische Quellenverzeichnis. Ist es deshalb weniger lesenswert? Nein!
Theorie …
Frank Schätzing ist ein Autor, der seine Leser zu unterhalten weiß (und nebenbei sein aktuelles Wirken an einem neuen Thriller unterbrochen hat, um dieses Buch zu schreiben). Und so packt er die aktuellen Erkenntnisse in eine unterhaltsame Verpackung. Das Buch ist zwar in sieben Kapiteln gegliedert, lässt sich vom Verständnis her gut in zwei Teilen lesen. Die ersten Kapitel befassen sich mit den Erkenntnissen, was die Ursachen des Klimawandels sind. Eine der wesentlichen Quellen für diese Kapitel scheinen die Klimaberichte der IPCC zu sein, denn Schätzing beruft sich sehr oft auf diese.
Diese Kapitel sind allerdings alles andere als trockene Theorie, sondern Schätzing verpackt sie unterhaltsam in unterschiedliche Formate, so dass ich mich als Leser sehr oft angesprochen gefühlt habe.
… und Praxis
Der zweite Teil beschreibt anschließend, was wir aktiv machen können, um sich dem Klimawandel entgegenzustellen. Auch hier gilt, dass vieles schon bekannt ist, wer sich bisher mit der Materie auseinandergesetzt hat. Andere werden hier vielleicht die ein oder andere neue Erkenntnis gewinnen über Dinge, über die sie noch nie nachgedacht haben (umweltschädliches Internet oder ein klimafreundliches Konto).
Was mir an den Ausführungen Schätzings gefällt, ist die maßvolle Darstellung. Er schlingert nicht von einem Extrem zum anderen und fordert ein rigoroses Verbot aller klimaschädlichen Bequemlichkeiten unserer Gesellschaft, sondern versucht mit Augenmaß ein Verständnis zu vermitteln, wie beides möglich ist.
Wie schon eingangs erwähnt ist dies kein Sachbuch mit hochwissenschaftlichem Anspruch, weshalb es durch und durch mit Meinungsäußerungen des Autors versehen ist. Dadurch entsteht ein gewisser Unterhaltungswert und gleichzeitig ein unvergleichlicher Charme, den eine solche Materie für gewöhnlich nicht ausstrahlt.
Fazit
Wenn Frank Schätzing mit diesem Buch erreicht, dass bei einem Großteil seiner Leser das Bewusstsein für ein verantwortungsbewusstes Handeln geschärft wird, dann hat er viel erreicht. Und ich wünsche mir, dass dem auch tatsächlich so ist, denn wir Otto-Normalverbraucher können durchaus mit unserem Handeln Einfluss auf die Klimaschädlichkeit unserer Gesellschaft nehmen.
Titel: Was, wenn wir einfach die Welt retten? Handeln in der Klimakrise
Autor: Schätzing, Frank
Genre: Sachbuch
Seitenzahl: 319
Verlag: KiWi Verlag
Herkunft: Deutschland
Jahr: 2021
Dieses Buch wurde mir über die Plattform Netgalley als E‑Book zur Verfügung gestellt. NetGalley gibt keinerlei Vorgaben über die Art und Weise, wie Bücher bewertet oder vorgestellt werden. Mehr Infos dazu auf der Seite “Über diesen Blog”.
Nicht alles, was Frank Schätzing in seinem Buch schreibt, ist richtig. Bei seiner Recherche haben sich hier und da kleine Fehlerchen eingeschlichen. Hier zwei Beispiele.
Der berühmte deutsche Apfel. Wenn er zur Erntezeit vom lokalen Bauern kommt, ist er natürlich seinem Bruder aus Chile hinsichtlich seiner Ökobilanz überlegen. Wird dieser Apfel hingegen im Sommer genossen, so ändert sich das Bild. In Deutschland wird der Apfel nämlich gekühlt, damit er lange haltbar bleibt. Einen Apfel über lange Zeit zu kühlen (und in einer Schutzatmosphäre gelagert) ist sehr energieintensiv, so dass der Apfel aus Chile plötzlich eine bessere Ökobilanz vorweist.
Besser: Nicht nur regional, sondern auch saisonal einkaufen. Es gibt eben nicht ganzjährig Äpfel, sondern nur im Herbst und Winter. Im Sommer wechselt das Angebot so oder so zum Sommerobst wie Beeren.
Das Wassersparen. Immer noch das Sparen von Wasser als positiv dargestellt. Je nach Region hat der Wasserverbrauch eines Haushalts aber kaum einen Effekt auf die Klimabilanz. Ganz im Gegenteil sind viele Kanalisationen zu groß dimensioniert, so dass diese verschlammen. Als Folge davon müssen diese gespült werden. Und das mit Wassermengen, mit denen sehr viele Haushalte versorgt werden können.
Allerdings heißt es nicht, dass das Buch schlecht recherchiert wurde, nur weil hier und da ein paar Ungenauigkeiten enthalten sind. Ganz im Gegenteil ist das Buch eine gute und unterhaltsame Zusammenfassung der aktuellen Erkenntnisse.
Aber so ist das, wenn man sich sehr intensiv mit der Materie auseinandersetzt, um herauszuklamüsern, welche Möglichkeiten ich selbst habe, um dem Klimawandel entgegenzutreten. Auf den einen Apfel kommt es da sicher nicht an. Es geht um den grundsätzlichen Gedanken. Und genau das meint auch Frank Schätzing in seinem Buch. Niemand muss päpstlicher als der Papst sein, aber mit Augenmaß sein eigenes Handeln hinterfragen.
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