Diese Biografie von Fidel Castro erntete viele gute Kritiken. Vor allem, weil Autor und Zeichner Reinhard Kleist sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Kleist ist nicht nur selbst nach Kuba gereist, um sich vor Ort ein Bild von dem Land zu machen, sondern ihm stand auch Volker Skierka beratend zur Seite, der selbst einige Biografien von Fidel Castro geschrieben hat.
Detailgetreu
Gepackt hat Kleist die Biografie in das Gewand eines deutschen Journalisten, aus dessen Sicht die Graphic Novel erzählt wird. Dieser ist nach Kuba gereist, um Fidel Castro zu interviewen und ist derart begeistert von dem Land, dass er den Rest seines Lebens nicht mehr von ihm loskommt.
Die Paarung von Detailtreue und Erzählung aus allwissender Position führt dazu, dass sehr viele indirekte Sprache in dem Buch enthalten ist. Immer wieder erzählt der Journalist aus allwissender Position. Damit wird der Leser auf Distanz gehalten und findet kaum Zugang zu den einzelnen Figuren. Der Freiheitsgedanke und die Idee der Revolution springt so kaum auf den Leser über. Die große Kraft, die Castro und seine Anhänger bewegt hat, sich gegen das Regime zu stemmen, kommt leider nicht rüber.
Gezeichnet ist die Graphic Novel in Schwarz-weiß (ohne Grauabstufungen) mit einem harten Strich und zum Teil sehr kräftigen Strukturen. Dies wirkte auf mich als Leser relativ kühl und erhöhte die erzählerische Distanz zu den Figuren. Gleichzeitig fehlt eine zeichnerische Detailtreue, da hin und wieder die Gesichter keinen Wiedererkennungswert hatten. In einer Graphic Novel (oder einem Comic) ist dies aber meiner Meinung nach essentiell wichtig.
Historisch ist die Novel sicherlich wertvoll, denn es wird sehr genau über die politischen Verstrickungen erzählt. Wie Fidel Castro immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, wie der Aufstieg dann doc gelang bis hin zu kleineren Details wie z.B. das Überleben von über 600 (geplanten) Attentaten.
Fazit
So detailtreu und erzählerisch gewichtig die Graphic Novel auch ist, so langatmig und distanziert kommt das Leben von Fidel Castro beim Leser an. Damit wird man dem Revolutionär sicherlich nicht gerecht. Schade, dass der Funke nicht auf mich überspringen wollte.
Titel: Castro
Autor&Illustrator: Kleist, Reinhard
Genre: Graphic Novel
Seitenzahl: 288
Verlag: Carlsen Verlag
Herkunft: Deutschland
Jahr: 2016
In meiner persönlichen Übersicht der empfehlenswerten Comics und Graphic Novels finden sich viele lesenswerte und zum Teil sehr beeindruckende Werke, die alle auf ihre Art und Weise einen Blick wert sind.
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Dieser Comic wurde mir von Izneo als digitales Rezensionsexemplar (also als e‑Comic) zur Verfügung gestellt. Wie gehabt hat das keinen Einfluss auf meine Bewertungen und ich erhalte keinerlei Vorgaben, wie ich meine Meinung äußere oder wie meine Beiträge aussehen.
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